Es ist ein betrübliches Bild für die Credit-Suisse-Spitze: Während die Aktie der UBS trotz des heftigen Rückgangs der letzten Wochen noch fast auf dem Niveau von Anfang Jahr pendelt, verloren die Valoren der Credit Suisse seit Jahresbeginn mehr als 15 Prozent. Die magische 20-Franken-Marke, deren Unterschreiten 2002 das Ende des damaligen CS-Chefs Lukas Mühlemann einläutete, wurde am 9. April nach unten durchbrochen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ein Faktor ist zweifellos die Unsicherheit im Steuerstreit mit den USA, den die UBS schon hinter sich hat. Der Hauptgrund liegt aber woanders: im fehlenden Kapital. Die CS, so betont der einflussreiche Morgan-Stanley-Analyst Huw van Steenis, müsse «in naher Zukunft mehr Eigenkapital aufbauen», während die UBS «mit ihrer starken Kapitalbasis mehr Puffer für härtere Regulierung und Potenzial für grössere Kapitalrückzahlungen» habe. Nach den neuen Basel-III-Kapitalvorschriften erreicht die CS 2012 laut Morgan Stanley eine Kernkapitalquote von 7,4 Prozent und liegt damit auch international hinten. Die UBS schafft 11,7 Prozent. Für 2013 liegen die Schätzungen sogar noch weiter auseinander: 9,4 Prozent für die CS, 14,3 Prozent für UBS.

Eine Schlappe für VR-Präsident Urs Rohner und CEO Brady Dougan, die sich gern als Musterknaben der neuen Regulierungwelt darstellen. Sie haben zu stark auf die Contingent Convertibles (Cocos) gesetzt. Der damalige Vizepräsident Rohner hatte sich 2010 als Mitglied der Too-big-to-fail-Expertenkommission des Bundes stark für dieses neue Instrument eingesetzt, bei dem im Krisenfall Anleihen in Eigenkapital umgewandelt werden. Intern gilt Ex-Risikochef Wilson Ervin als Vater der Idee, die Dougan nach aussen euphorisch vertrat. Doch die internationalen Regulatoren des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht machten der CS einen Strich durch die Rechnung. Sie entschieden im November 2011 endgültig, Cocos nicht als Mittel der Eigenkapitalstärkung einzusetzen und nur hartes Kernkapital anzuerkennen. Die Cocos nützen damit nur, um die Schweizer Regeln zu erfüllen, für die Erfüllung der internationalen Regeln sind sie wertlos. Plötzlich rächte sich, dass die CS 2010 und 2011 eine hohe Dividende auszahlte, statt den Gewinn wie die UBS einzubehalten. Jetzt steht die CS vor dem Dilemma: Eine Kapitalerhöhung wäre genauso Gift für den Kurs wie ein komplettes Aussetzen der Dividende.