Im Büro von Brady Dougan am Zürcher Paradeplatz hängt ein Poster. Es zeigt den schmucken Bachsee vor dem Hintergrund des Finsteraarhorns und der übrigen Berner Alpen. So viel Swissness muss sein. Mehr aber nicht. Seit der Amerikaner 2007 an die Spitze der Bank gelangt ist, macht das Schweizerische verstärkt einer anderen Entwicklung Platz: der Amerikanisierung der Bank.

Heute, vier Jahre nach Antritt des ersten amerikanischen CEO in der 150-jährigen Geschichte der Bank, zeigen sich die Auswirkungen dieser personellen Massnahme bis weit ins Innere des Konzerns. Ein aktuelles Beispiel liefert das Geschäft mit Immobilien, zwar ein globales Business, doch bei der CS heute zu über 80 Prozent auf die Schweiz konzentriert, mit Grossprojekten bis hin zum Hochhaus Prime Tower in Zürich.

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Derzeit wird für Mario Seris, einen Schweizer, der das Business als Global Head jahrelang erfolgreich geführt hat und der nun pensioniert wird, ein Amerikaner als Nachfolger gesucht. Damit dürfte eine weitere Schlüsselposition für die Einheimischen verloren gehen.

Angelsächsische Mehrheit

Doch nicht nur das sorgt intern für Missmut: Im Rahmen eines von der Zentrale des Bereichs Asset Management in New York geplanten Kostenkontrollprogramms wird derzeit darüber diskutiert, dass das Management in der Schweiz künftig Rechnungen von über 10  000 Franken in New York absegnen lassen muss.

Die Leute an der Front, die in den letzten Jahrzehnten ein äusserst erfolgreiches Business mit Investments von mehreren Milliarden Franken aufgebaut haben, müssten also fortan schon im Vorfeld der Prüfung eines grösseren Liegenschaftenprojekts zuerst auf grünes Licht aus dem fernen Amerika warten – was die Abläufe arg verzögern dürfte. Der Eindruck, der so vermittelt wird: Die Schweizer dürfen zwar das Geld verdienen, die Führung aber beanspruchen die Amerikaner.

In der Tat sind es vor allem die Angelsachsen, also Amerikaner und Briten, die im Konzern an Bedeutung gewinnen. Auf der obersten Führungsebene, der 13-köpfigen Konzernleitung, sind die Angelsachsen mit sieben Personen bereits in der Mehrheit (siehe Grafik auf Seite 33). Ihnen stehen fünf Schweizer und ein Brasilianer gegenüber, wobei dieser, Amerika-Chef Antonio Quintella, durch die US-Investment-Banker-Schule ging und in New York sitzt. Quintella ist der bestbezahlte Mann bei der CS: Mit 15,6 Millionen erhielt er für 2010 noch mehr als Dougan.

Zwei der drei Geschäftsdivisionen, das Investment Banking und das Asset Management, werden von Amerikanern geführt. Die Stellung für die Schweizer hält Walter «Wädi» Berchtold, der das Private Banking leitet.

Andere Schlüsselpersonen wurden in den letzten Monaten durch Angelsachsen ersetzt. War die Rolle des Finanzchefs, der eine wichtige Drehscheibenfunktion im Konzern hat, bis im letzten Herbst mit dem Schweizer Renato Fassbind besetzt, so platzierte Dougan auf diesen Posten den Finanzchef aus dem Investment Banking, den Briten David Mathers. Gleichzeitig wurde als Chef der Region Europa und Mittlerer Osten (EMEA) der britisch-libanesische Doppelbürger Fawzi Kyriakos-Saad ernannt, ein Investment Banker, der lange für den US-Branchenführer Goldman Sachs in New York und London tätig war.

Nun spielt für die Region EMEA das Investment Banking kaum eine Rolle, Kern des Business in der Region ist das Privatkundengeschäft – ein Bereich, an dessen Spitze man sich also durchaus einen Schweizer vorstellen könnte.

Kein Wort Deutsch

Oberste Personalchefin und Leiterin des Bereichs Kommunikation ist die New Yorkerin Pamela Thomas-Graham, die Dougan Anfang 2010 persönlich in die Konzernleitung geholt hat. Sie ist auch für die 20 000 Schweizer zuständig, die am besten vertretene Nationalität der 50 000-köpfigen Belegschaft. Sie spricht kein Wort Deutsch.

Auch auf der zweiten Führungsebene sind wichtige Schlüsselpositionen in amerikanischer Hand. Herrin über das Kreditgeschäft der gesamten Credit Suisse ist seit 2009 die Amerikanerin Sharon Meadows. Über ihr Pult in New York laufen alle Kredite, welche die Grösse von mehreren hundert Millionen Franken überschreiten, auch wenn sie Schweizer Konzerne betreffen.

Obwohl gerade diese sich kaum daran stossen dürften: Die Chefs der Grossunternehmen in der Schweiz sind ohnehin mehrheitlich Ausländer, wenn nicht sogar Amerikaner, wie Joe Jimenez bei Novartis oder Joe Hogan bei ABB. Da trifft dann einfach das eine internationale Management auf das andere (siehe «Fast jeder vierte Chef ist Amerikaner»).

Credit Suisse heisst die Bank – doch nicht nur aus Sicht der Führung müsste sie eher Credit Américain heissen. Auch hinsichtlich der Besitzverhältnisse hat das 1856 in Zürich gegründete Unternehmen das Schweizerische eingebüsst. Die CS ist heute in ausländischem Besitz – mit grosser Mehrheit.

Schweizer Kleinaktionäre machen zwar zahlenmässig einen grossen Teil der Aktionäre aus, doch besitzen sie im Schnitt nur wenige Aktien. Die grossen Pakete sind in den Händen der institutionellen Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen, die heute 79 Prozent aller CS-Papiere halten (siehe Grafik im Anhang). Davon wiederum ist der mit Abstand grösste Anteil, nämlich 41 Prozent, in den Händen der Amerikaner.

Es ist davon auszugehen, dass die Bank heute sogar mehrheitlich in den Händen der Angelsachsen ist. Rechnet man zum Anteil der amerikanischen Institutionellen noch jene aus Grossbritannien dazu, addiert die amerikanischen Privatanleger und die Hedge Funds, von denen viele in London oder New York stationiert sind, so ergibt sich eine Zahl von rund 50 Prozent. Kein Wunder, kommt von Seiten der Aktionäre kaum Widerstand gegen die Amerikanisierung der Bank – sie spiegelt ja lediglich die Machtverhältnisse.

Zweites Schwergewicht im Aktionariat sind die Araber, die mit zwei Grossaktionären bei der CS vertreten sind, dem saudi-arabischen Industriellenclan Olayan (6,6 Prozent der Aktien) sowie der Investmentgesellschaft des Ölstaats Katar (6,2 Prozent). Die beiden amerikanischen Grossaktionäre, die Investmentgesellschaften BlackRock aus New York (3,8 Prozent) und Capital Group aus Los Angeles (3,1 Prozent), haben im Gegensatz zu den Arabern keinen Vertreter im Kontrollgremium.

Hoffen auf Rohner

Als Garant des Schweizerischen im Verwaltungsrat ruht intern einige Hoffnung auf dem zukünftigen Präsidenten Urs Rohner. Dieser wird an der Generalversammlung vom 29. April Vorgänger Hans-Ulrich Doerig ersetzen. Rohner (51), in der Nähe von Zürich geboren und aufgewachsen, ist nicht nur Schweizer, er ist auch eine der wenigen Schlüsselfiguren im Konzern, die keinen Investment-Banking-Hintergrund haben. Der Wirtschaftsanwalt hat als CEO den Medienkonzern ProSiebenSat.1 geführt und ist 2004 zur CS gewechselt, als Chefjurist und Chief Operating Officer (COO).

Ansonsten trägt auch die Mehrheit der Schweizer in der Führung der CS den Stallgeruch des US-amerikanischen Investment Banking, sogar Noch-Präsident Doerig, war der Appenzeller doch in den neunziger Jahren Boss von CS First Boston. Private-Banking-Chef «Wädi» Berchtold hat seine Karriere als Trader begonnen und war später Handelschef. Risk-Chef Tobias Guldimann war Derivatehändler und im administrativen Komitee von CS First Boston. Sogar Chefjurist Romeo Cerutti durfte in seiner Zeit bei Lombard Odier Investment-Banking-Luft schnuppern, war er doch Chef dieser Abteilung der Genfer Privatbank.

Für Rohner ist wichtig, dass die CS eine «Meritokratie» sei, dass also einzig Leistung zählen dürfe: «Die Nationalität darf weder bei der Besetzung einer Stelle noch in sonstigen Fragen eine Rolle spielen. Darauf werde ich als Verwaltungratspräsident achten.» Er sieht die Signale einer Amerikanisierung allerdings vor einem breiteren Hintergrund. Dass Amerika für die CS eine so grosse Rolle spiele, habe auch historische Gründe.

Die starke Bedeutung des Amerikanischen geht zurück auf den Kauf der Investmentbank First Boston in den neunziger Jahren, durch den die CS als erste europäische Bank in die Phalanx des US-Banking einbrechen konnte. Heute sei das Amerikanische Bestandteil der DNA der Bank, sagt Rohner. Der zukünftige Präsident definiert die Credit Suisse als «internationale Firma mit einer starken Schweizer Bodenhaftung, aber auch mit einer starken amerikanischen Komponente». Mit dem Amerikanischen verbunden sei auch viel Positives, etwa die ausgeprägt unternehmerische Ausrichtung der Bank. Diese sorge für Dynamik, sei allerdings auch mit gewissen Risiken verbunden.

Doch viele Beobachter verbinden die Amerikanisierung der Schweizer Bankikone eher mit den negativen Aspekten, die der US-Stil mit sich bringt. Kurzfristige Finanzziele gehen oft  auf Kosten der Nachhaltigkeit. Die Personalkosten machen einen Grossteil des Aufwands aus, wegen der Gehaltsexzesse des Managements und der Spitzenlöhne im amerikanischen Investment Banking. Im dümpelnden Kurs der Bank spiegelt sich diese Volatilität (siehe Grafik im Anhang).

Den Boden dafür hat der langjährige Präsident Rainer E. Gut bereitet. Ihm gelang durch den Kauf von First Boston zwar der strategische Quantensprung, doch holte er sich Dämonen ins Haus, die sich seither nie richtig bändigen liessen.

Die Schweizerische Kreditanstalt (SKA), wie die Bank damals noch hiess, war eine auf die Finanzierung von Schweizer Unternehmen ausgerichtete Kommerzbank. Dazu kam später das Geschäft mit den Privat- und Kleinkunden, denen man gerne die blau-rot-weisse Skimütze als Geschenk mitgab. First Boston indes war eine klassische Investmentbank, getrieben vom schnellen Deal und mit dem Ruf versehen, in der Gilde der Investmentbanken die gierigsten Trader zu beschäftigen. Vereinbar waren diese Kulturen von Anfang an nicht.

Doch bis in die Schweiz drang dieser Culture Clash lange nicht durch. Ausser Gut kamen kaum Leute aus der Schweiz in Kontakt mit den Amerikanern. Er hielt zudem die Gesellschaften organisatorisch getrennt, vor allem, weil er nicht wollte, dass die Gehaltsexzesse die Gesamtbank infizierten.

Gut lieferte sich wiederholt Machtkämpfe mit den selbstbewussten Chefs der US-Tochter, etwa mit Archibald Cox Jr., dessen Team das grosse Geld für die Bank scheffelte. Der autoritäre Gut gewann zwar das Seilziehen, mit dem Resultat aber, dass Geldmacher wie eben Cox die Bank verliessen.

Die sorgfältig errichteten Dämme brachen 2004. Damals beschlossen Präsident Walter Kielholz und CEO Oswald Grübel die Verschmelzung der CS zur «One-Bank». Ziel war eine engere Zusammenarbeit von Private Banking, Investment Banking und Asset Management. «Vorher wurde eher gegen- statt miteinander gearbeitet. Das wollten wir nicht mehr», so Rohner. Durch das Miteinander sollten zusätzliche Erträge und Synergien geschaffen werden.

Solche Synergieerträge weist die CS seither in der Tat aus – 2010 waren es 4,4 Milliarden –, doch der Preis war ein ungefiltertes Aufeinanderprallen der Kulturen, bei dem die toughen Amis bald die Oberhand gewannen.

Bruchlinien.

Dies zeigt sich vor allem im Asset Management, der kleinsten der drei Geschäftssäulen der Bank. Sind die Lager ansonsten klar verteilt – hier das urschweizerische Geschäft des Private Banking, geführt und geprägt von Schweizern, dort das uramerikanische Investment Banking, geführt und geprägt von Amerikanern –, so gehen durchs Asset Management tiefe Bruchlinien.

Nicht nur das erwähnte Beispiel aus dem Immobilienbereich zeigt das. Auch über das Indexbusiness im Asset Management, in den letzten fünfzehn Jahren hierzulande aufgebaut und ebenfalls grossmehrheitlich schweizerisch, wurde ein US-Schirm gestülpt und dann das Ganze dem in New York sitzenden Deutschen Oliver Schupp unterstellt.

Das Seilziehen zwischen Schweizern und Amerikanern ist seit längerem ein Problem im Asset Management. Die Schweizer ärgern sich, dass das hier verdiente Geld für die Expansion im Ausland verpulvert wird. Einen letzten Versuch, die Macht in helvetischen Händen zu halten, unternahm Ex-CEO Grübel, als er seinen Vertrauten David Blumer an die Spitze der Geschäftseinheit setzte.

Der junge Schweizer galt zwar als in Anlagen gewieft, hatte aber nicht die nötige Erfahrung und Führungskraft, sich gegenüber den Amerikanern durchzusetzen. Blumer verliess die CS 2008. Dougan ersetzte ihn durch den Amerikaner Robert Shafir, einen klassischen Investment Banker, der vorher bei Lehman Brothers war.

Konzernübergreifend gibt das Talent Recruitment zu reden. Kurz nach dem Antritt der Amerikanerin Pamela Thomas-Graham als HR-Chefin gaben drei Kaderleute aus dem Personalwesen ihren Job auf, wie die Zeitung «Sonntag» damals vermeldete. Unter ihnen der bisherige HR-Chef Harald Stoehr sowie der Leiter der Business School, Siegfried Hoenle.

Dass die New Yorkerin wenig Gespür für die Situation in der Schweiz zeigte und  über die Köpfe interner Kandidaten hinweg den Job der Gleichstellungsbeauftragten mit der Amerikanerin Michelle Gadsden-Williams, einer Kaderfrau von Novartis, besetzte, kam ebenfalls nicht gut an. Schliesslich war sie explizit mit dem Anspruch angetreten, interne Talente zu fördern, um weniger von externen Zugängen abhängig zu sein. Mit ihren Personalentscheiden vermittelt sie aber das Gegenteil.

In der Belegschaft hat sich Groll angestaut. Manche CS-Mitarbeiter sind an die Angestelltenverbände gelangt. Es habe in letzter Zeit etliche Rückmeldungen von CS-Mitarbeitern gegeben, bestätigt Peter-René Wyder, Zentralpräsident des Schweizerischen Bankpersonalverbandes: «Die Verunsicherung ist gross.» Viele Mitarbeiter fühlten sich angesichts der Ausbreitung der Amerikaner an den Rand gedrängt.

Oft herrsche auch der Eindruck, die Elite werde gefördert und der Rest nur mitgeschleppt. «Da schlägt die amerikanische Philosophie voll durch: The winner takes it all», so Wyder. CS-Mitarbeiter haben auch die Wahrnehmung, es würden heute schneller Leute ausgeschieden, wenn Veränderungen anstünden – «hire and fire» eben. Solche Ängste seien nicht neu, betont Willy Rüegg, Leiter Berufspolitik des Kaufmännischen Verbandes Zürich: «Die Leute in der Bankbranche stehen schon seit längerem unter internationalem Druck.»

Die Schweizer Philosophie geht eher davon aus, Mitarbeiter möglichst an die Firma zu binden. Die im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Erwerbsquote der Schweiz sei ja auch auf den unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag zurückzuführen, dass man sich seinen Mitarbeitern verpflichtet fühle, sagt Bankpersonalpräsident Wyder. Amerikanischen Managern fehle oft das Gespür für solche Zwischentöne. Das mangelnde Gefühl für andere Kulturen gilt als Kennzeichen vieler US-Manager.

The winner takes it all

Bei den unteren Chargen steht eher die Angst vor der Verdrängung im Vordergrund. Dass Englisch inzwischen Firmensprache ist, empfinden viele mit anderer Muttersprache als Nachteil. Höhere Kader beklagen eher das ausgeprägt hierarchische Denken im amerikanischen Managementsystem sowie den Hang, für alles und jedes ein Komitee zu bilden, wodurch Verantwortlichkeiten zersplittert werden.

Bei den Löhnen gilt bei der CS inzwischen ohnehin das Motto «The winner takes it all». Der letztes Jahr ausbezahlte 70-Millionen-Bonus von CEO Brady Dougan war Rekord. Nicht nur die Presse schrie laut auf, auch viele Kunden der Bank liessen wissen, man goutiere solche Exzesse nicht. Dougan selber soll reichlich pikiert auf die Kritik reagiert haben, berichten Vertraute. Er, der die Bank doch besser durch die Finanzkrise geführt habe als viele Konkurrenten, habe mehr Dankbarkeit erwartet. Diese Haltung zeigt, wie weit weg der CEO von der Befindlichkeit in der Schweiz ist, wo Mittelmass und Bescheidenheit viel gelten.

Lebensmittelpunkt von Dougan sind weiterhin die USA. Dougan hat zwar eine Bleibe in Erlenbach am Zürichsee, doch sein Wohnsitz ist in Greenwich, Connecticut, vor den Toren New Yorks. Seine zweite Frau, Laura Niklason, ist Professorin an der Universität Yale und betreibt eine Firma in North Carolina, bei der Dougan im Verwaltungsrat sitzt.

Aufgewachsen ist er in einem Industrieort nahe bei Chicago. Der geschulte Derivatehändler kam 1990 zur CS, wo er im Investment Banking schnell Karriere machte. 2004 ersetzte er John Mack als Chef des Bereichs. Als ihn CS-Präsident Kielholz 2007 auf den CEO-Posten erhob, machte dieser ihm ausdrücklich zur Auflage, er müsse Deutsch lernen. Bis heute ist ihr Dougan nicht nachgekommen. Es habe angesichts der Finanzkrise halt andere Prioritäten gegeben.

Für den zukünftigen Präsidenten Rohner greift das Bild von der Amerikanisierung der Bank unter Dougan zu kurz. Dass viele Schlüsselstellen, vor allem auch in der Konzernleitung, heute nicht mit Schweizern besetzt seien, bilde ganz einfach die zunehmende Internationalität des Geschäfts ab. Die gebündelte amerikanische Erfahrung in der Führung der Bank sei zudem wertvoll bei der Behandlung wichtiger aktueller Fragen, mit denen sich die Bank beschäftigen müsse.

Viele Risiken im Rahmen der Subprime-Krise habe man erkannt, weil man mit dem US-Markt eng vertraut war. Das Verständnis für die amerikanische Denkweise habe auch die Tätigkeit im grenzüberschreitenden Private Banking in den USA beeinflusst.  «Wir haben dieses Geschäft auch strikte gemäss den Regeln geführt, weil wir darauf sensibilisiert waren, dass es keine Toleranz für das Abweichen davon gab», so Rohner.

Derzeit scheint sich eine Lösung abzuzeichnen, die ohne die massenweise Herausgabe von Kundendaten wie bei der UBS vonstattengehen könnte. Jedenfalls hat dies der US-Botschafter in Bern jüngst in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» angedeutet.

Um den zunehmend internationalisierten Anforderungen im Banking zu genügen, muss sich der ganze Schweizer Finanzplatz anpassen. Ureigenste Schweizer Elemente, allen voran das Bankgeheimnis, verlieren an Bedeutung. Auch in Regulierungsfragen müssen sich die Banken einem internationalen Umfeld anpassen. Anders als die Führung der UBS gibt sich die CS allerdings leiser in ihrer Kritik an den strengen Vorschriften, mit denen Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand das Risiko künftig einschränken will.

Für Verwirrung sorgte jüngst der Leiter des Schweiz-Bereichs in der Konzernleitung, Hans-Ulrich Meister, der auf die Frage, ob die CS nun den Sitz nach London verlegen wolle, antwortete, man sei «verpflichtet, Alternativen zu prüfen, wenn sich die Rahmenbedingungen in der Schweiz negativ verändern».

Die Aufregung, die diese allgemein formulierte Aussage intern auslöste, zeigt, wie sensibilisiert man in der Schweiz in solchen Fragen ist.

Dabei gibt es weder in der Konzernleitung noch im Verwaltungrat der Bank Anzeichen, dass ein Standortwechsel bei der CS derzeit ein Thema ist. Im Gegenteil: Dougan wird sein Poster mit dem Finsteraarhorn wohl noch eine Weile in Zürich hängen lassen dürfen.