Die Treueschwüre halten an: Obwohl seine Glaubwürdigkeit nach der abrupten Kehrtwende in der Kapitalfrage weiter gesunken ist, bleibt CS-Chef Brady Dougan im Amt. Am Aktienkurs kann es nicht liegen: Er ist seit Dougans Amtsantritt um mehr als 80 Prozent gesunken (siehe rechts). Den Amerikaner schützt vor allem eines: Es fehlt an Alternativen.
Anders als beim letzten Chefwechsel 2007 verfügt die CS heute kaum über überzeugende interne Anwärter. Damals hatte der Verwaltungsrat eine grosse Auswahl für die Nachfolge von Oswald Grübel: Walter Berchtold (damals Private-Banking-Chef), Leonhard Fischer («Winterthur»), Urs Rohner (COO), Ulrich Körner (CEO Schweiz), dazu Dougan und der inzwischen verstorbene Investment Banker Paul Calello.
Von den damaligen Kandidaten ist neben Dougan und Rohner nur noch Berchtold an Bord. Der wurde als Wealth-Management-Chef abgesetzt, hält sich als Chairman des Bereiches sportlich fit. Er soll sich als CEO-Anwärter sehen, doch seine Chancen gelten als gering.
Das Problem: Dougan hat zentrale Schaltstellen – Finanzen, Investment Banking, Asset Management – mit angelsächsischen Gefolgsleuten besetzt, die über zwei Drittel des Kapitals gebieten. Solange die CS am Investment Banking festhält, kommt der logische Nachfolger, Wealth-Management-Chef Hans-Ulrich Meister, nicht zum Zug. Ihm fehlt die Akzeptanz der Investment Banker. Damit zählen auch Fischer, heute Chef der Beteiligungsgesellschaft RHJI, und Körner, heute UBS-COO, wieder zu den Kandidaten. Zu beiden pflegt VR-Präsident Rohner ein engeres Verhältnis als zu Berchtold. Mit Fischer löste er die heiklen Rechtsdossiers bei der «Winterthur», Körner steht als Analytiker und Sanierer in hohem Ansehen. Doch der rhetorisch brillante Fischer gilt als sprunghaft, und der wenig euphorische Körner könnte kaum Aufbruchstimmung erzeugen. Dougans Akzeptanz bei den Investment Bankern fehlt zudem beiden.
Einem nicht: Bob Diamond, dem geschassten Barclays-Chef mit CS-Erfahrung. Als Neuzugang könnte er härter sanieren als der zögerliche Dougan. Doch einfach einen amerikanischen Investment Banker durch einen anderen zu ersetzen, wäre kaum das richtige Signal. Und so bleibt Dougan und bleibt.