Die Credit Suisse reagiert auf die wachsende Konkurrenz durch Smartphone-Banken wie die deutsche N26 oder die britische Revolut. Mit einem Ausbau ihrer digitalen Angebote will die zweitgrösste Schweizer Bank nun mehr junge Kunden anlocken, wie sie am Montag ankündigte.

Eingerichtet wird eine neue Einheit «Direct Banking». Das lässt sich das Traditionsinstitut bis Ende 2021 einen hohen dreistelligen Millionenbetrag kosten. «Die Schritte haben das klare Ziel, signifikant weiter zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen», erklärte der Chef des Schweiz-Geschäfts, Thomas Gottstein. Das Marktumfeld habe sich deutlich verändert. Künftig werde nicht mehr das grösste Filialnetz über den Erfolg entscheiden.

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Europaweit stehen die angestammten Grossbanken im klassischen Privatkundengeschäft unter Druck. Die hohen Kosten des Filialnetzes lassen sich durch die anhaltenden Niedrigzinsen immer schwerer wieder einspielen. Und gerade die jüngere Kundschaft erledigt ihre Bankgeschäfte ohnehin gerne günstig und zeitlich flexibel online.

Millionen Kunden bei Smartphone-Banken

Davon profitieren die sogenannten Smartphone-Banken: Die Berliner N26 kommt inzwischen auf 3,5 Millionen Kunden in 24 europäischen Ländern, bei Revolut sind es gar sechs Millionen Kunden. Die Fintechs punkten mit einfachen Bankdienstleistungen wie einem Girokonto oder Zahlungsdienstleistungen zu tiefen Preisen.

Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge verfügen Privatkunden in der Schweiz über insgesamt rund 20 Millionen Konten. Davon dürften auf die Credit Suisse gerade einmal rund 1,5 Millionen entfallen. Auch die heimische Konkurrentin UBS hat festgestellt, dass die Kunden inzwischen viel stärker auf digitale Angebote setzen.

Zahlungen über Online- und Mobile-Banking hätten im Schweizer Geschäft in den letzten drei Jahren um fast 60 Prozent zugenommen und machten heute mehr als drei Viertel aller Zahlungen beim Schweizer Branchenprimus aus, erklärte eine Sprecherin des Konzerns. Die UBS investiere zwischen 2018 und 2021 im Heimatmarkt etwa eine halbe Milliarde Franken in die Digitalisierung.

Zahl der Filialen geht eher zurück

Die Credit Suisse wollte sich nicht dazu äussern, was im Zuge des digitalen Umbaus mit den 120 Geschäftsstellen in der Schweiz passiert. Ein Sprecher betonte aber, ein Stellenabbau sei nicht geplant. In der Einheit «Direct Banking», in der über 500 Mitarbeiter arbeiten sollen, übernehme Informatik-Spezialist Mario Crameri.

In Deutschland stellen die beiden privaten Grossbanken gerade ihr heimisches Filialnetz auf den Prüfstand. So ist etwa bei der Commerzbank Insidern zufolge im Gespräch, dass 100 bis 200 der ingesamt noch 1000 Geschäftsstellen dichtgemacht werden. Auch die Deutsche Bank lässt derzeit keinen Stein auf dem anderen. Allerdings knöpft sich Vorstandschef Christian Sewing bei seinem Sparkurs vor allem das Investmentbanking vor.

Bei der Credit Suisse hiess es am Montag, die Digital-Offensive sei keine Notfall-Maßnahme. In den vergangenen drei Jahren hat die Schweiz-Division trotz der Negativ-Zinsen und dem Margendruck den Vorsteuergewinn auf 2,2 Milliarden von 1,6 Milliarden gesteigert. An den mittelfristigen Finanzzielen hält der Konzern fest.

(reuters/mlo)