Die Credit Suisse Group AG ist dabei, ihrer geplanten Umstrukturierung den letzten Schliff zu geben. Dabei erwägt sie informierten Kreisen zufolge, einen externen Investor für die Ausgliederung eines Kernstücks ihrer Investmentbank zu gewinnen.
Die Ausgliederung im Stil einer Boutique-Bank könnte die Beratung bei Übernahmen und Fusionen, Kapitalmarkt-Emissionen sowie Leveraged Finance umfassen, berichten Personen, die mit den Überlegungen vertraut sind. Der externe Investor soll die Kapitalbasis stärken und die Kosten für die Neu- und Wiedereinstellung und Bindung von Spitzenbankern mittragen, heisst es.
Die Gespräche über die Wiederbelebung des Namens First Boston für das Geschäft, das den grössten Teil seiner Erträge in den USA produzieren würde, kommen ebenfalls voran, heisst es weiter. Die Bank erwäge allerdings auch andere Optionen und die Beratungen dauerten noch an.
Investmentbank in drei Teile zerlegen
Die Investmentbank der Credit Suisse steht im Mittelpunkt der von Chief Executive Officer Ulrich Körner geplanten Neuaufstellung. Sie hat in den letzten Jahren enorme Verluste eingefahren und bei einigen der grössten Skandale des Geldhauses eine führende Rolle gespielt.
Die Bank versucht, Risiken und Kosten der Sparte loszuwerden und gleichzeitig zumindest einen Teil der Erträge und Kapazitäten für die Betreuung von Wealth-Management-Kunden zu erhalten.
Den Überlegungen zufolge würde die Investmentbank demnach in drei Teile zerlegt. Der erste wäre die ausgegliederte Boutique. Den zweiten Teil, die Gruppe für verbriefte Produkte, will die Bank ebenfalls ausgliedern und mit einem externen Investor betreiben. Den dritten, eine geschrumpfte Handelssparte, würde die Credit Suisse behalten.
Ohne Investoren braucht die Bank eine Kapitalerhöhung
Das frische Geld von aussen würde der Credit Suisse dabei helfen, die Umstrukturierung zu finanzieren. Die Unsicherheit darüber hat zuletzt die Aktie der Credit Suisse belastet. Ohne neue Investoren dürfte die Bank nach Einschätzung von Analysten eine Kapitalerhöhung benötigen, die bei den aktuell rekordtiefen Kursen die Altaktionäre stark verwässern würde.
Für Investoren läge der Reiz der auszugliedernden Einheit darin, sich an einer Investmentbank zu beteiligen, die auf Mandate bei einer langen Liste großer Fusionen und Börsengänge verweisen kann. Michael Klein, ein US-Investmentbanker, der auch im Verwaltungsrat der Credit Suisse sitzt, hat sich stark für die Wiederbelebung der Marke First Boston eingesetzt, so die Personen.
Mehr Überzeugungsarbeit wird die Bank hingegen hinsichtlich des Leveraged-Finance-Geschäfts leisten müssen, das angesichts der aktuellen Marktturbulenzen mit Verlusten zu kämpfen hat. Auch der Exodus von Top-Bankern in der letzten Zeit ist wohl eher ein Minuspunkt für potenzielle Investoren.
CS-Aktie klettert um über 5 Prozent
«Wir haben gesagt, dass wir bei der Bekanntgabe unserer Ergebnisse für das dritte Quartal über die Fortschritte bei unserer umfassenden Strategieüberprüfung berichten werden», erklärte die Bank auf Anfrage. «Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern.»
Credit Suisse kletterten in Zürich um bis zu 5,2 Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Wochen. Um 15:24 Uhr standen sie 3,3 Prozent höher bei 4,25 Franken.
Es ist unklar, ob die Bank schon substantielle Gespräche mit konkreten potenziellen Investoren geführt hat, heisst es. Die Ausgliederungspläne seien auch noch nicht in Stein gemeisselt. In der Vergangenheit hat sich das Schweizer Unternehmen häufig an Investoren aus dem Nahen Osten gewandt.
So investierte der Staatsfonds von Katar während der Finanzkrise und kaufte im vergangenen Jahr Wandelanleihen der Bank.
Ausgliederung von Investoren ist nicht die einzige Idee
Ein prominenter externer Investor könnte auch dabei helfen, neue Banker anzuwerben, Halteprämien für die aktuellen Spitzenkräfte zu finanzieren und verlorene Dealmaker zur Rückkehr zu bewegen. In den vergangenen zwei Jahren haben mehr als 60 hochrangige Investmentbanker das Unternehmen verlassen.
Die Ausgliederung an einen Investor ist nicht die erste oder einzige Idee, die im Rahmen der Strategiedebatte am Paradeplatz ventiliert wurde. Einige Mitglieder des Verwaltungsrats haben eine Beteiligung des Managements ins Spiel gebracht, oder ein Partnermodell ähnlich dem anderer Boutique-Investmentbanken.
(Bloomberg/bsc)