Eigentlich ist es eine kleine Meldung: Das Online-Konto CSX der Credit Suisse, das kommende Woche an den Start geht, erhält eine Erweiterung. Direkt über die App sollen die CS-Kunden ab kommendem Jahr auch Versicherungsprodukte der Axa abschliessen können. Eine klassische Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert.

Details zu den Angeboten sind noch nicht bekannt. Interessant ist die Nachricht trotzdem. Denn erstens finden sich da zwei Firmen wieder, die sich einst getrennt hatten, weil sie nichts miteinander anfangen konnten. 2006 verkaufte die Credit Suisse Holding die Winterthur-Versicherung, die ihr damals gehörte, an die heutige Eignerin Axa. Nota bene für 12,3 Milliarden Franken, was mehr als der Hälfte der heutigen Kapitalisierung der CS entspricht.

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Zahlreiche Kooperationen in der Branche

Spannend ist aber auch, dass die CS einen Trend nachvollzieht, bei dem andere zuletzt voran gegangen sind: Die Annäherung von Banken und Versicherern. Alle Grossen haben sich hier in den vergangenen Monaten neu aufgestellt.

Die UBS kündigte dieses Jahr zwei Kooperationen an: Im Hypothekarbereich vertreibt sie Lebensversicherungen, die von der Swiss-Re-Tochter IptiQ gemanagt werden, und Jungunternehmer können sich direkt mit Produkten der Zurich versichern lassen.

Raiffeisen, die lange Zeit mehr oder weniger eng an die Helvetia gebunden war, kooperiert ab 2021 mit der ebenfalls genossenschaftlichen Mobiliar. Die Helvetia wiederum bleibt mit der Bank Vontobel verbunden.

Als einzige auf einen anderen Ansatz setzt die Baloise. Wie einst die Credit Suisse, besitzt sie Bank und Versicherung unter der eigenen Holding, seit sie im Jahr 2000 die UBS-Tochter Soba übernahm. Diese wird nun weiter in die Strukturen der Baloise integriert, wie Konzernchef Gert de Winter gegenüber der HZ ankündigt. Auch die eigenständige Marke «Baloise Bank Soba» dürfte wohl bald verschwinden.

Wir erleben derzeit eine zweite Welle der Allfinanz – heute einfach unter dem modischeren Begriff «Bancassurance». Noch immer scheinen ältere Manager nämlich etwas traumatisiert von den ersten Versuchen, die beiden Geschäfte gleichzeitig zu betreiben. Nicht nur die CS vermochte es nie, einen sinnvollen Mehrwert aus der Kombination ihrer beiden Bereiche zu gewinnen. Auch die UBS, die lange mit der Swiss Life alliiert war, gab diesen Gedanken irgendwann auf. Und die Zurich scheiterte in den Neunzigerjahren unter dem damaligen, hochvisionären CEO Rolf Hüppi grandios mit einer Allfinanz-Strategie.

Vorteil Technologie

Warum könnte es dieses Mal klappen? Ein Grund ist sicher die Technologie. Heute ist es einfacher, Versicherungsprodukte über Bankkanäle und umgekehrt zu vertreiben. Startups wie Neon, Zak oder Revolut haben vorgemacht, wie einfach Drittprodukte in Bank-Apps integriert werden können.

Gleichzeitig dürfte sich die Einstellung der Kunden verändert haben. Wer sich gewöhnt ist, Bankaufträge oder Hausratversicherungen mit einem Klick online abzuschliessen, ist weniger auf spezifische Vertriebskanäle angewiesen als früher. Brutal gesagt: Wo im Digitalgeschäft die Beratung durch den Kundenberater keine Rolle mehr spielt, ist es auch egal, wer die Versicherung oder das Anlagegeschäft vermittelt. Zählen tut nur, dass der Abschluss einfach geht und die Konditionen stimmen.