Bei der Credit Suisse geht mit Corona nun auch die Heimarbeit ins zweite Jahr. Inzwischen befürchtet die Bank, dass das fortdauernde Home Office ihre Mitarbeiter zu verschleissen droht, und will gegensteuern.
«Ich sorge mich um unsere Leute», sagte Brian Chin, der den Konzernbereich Handel und Investmentbanking leitet, auf einer virtuellen Investorenkonferenz der Bank. «Die Leute sind dieser Konstellation ein Stück weit müde. Sie können ihre Kollegen nicht sehen, und die Kunden auch nicht.»
Die Credit Suisse hofft, bald wieder einigen Mitarbeitern die Rückkehr in ihre Büros ermöglichen zu können, zumindest für einen Teil der Zeit. Auch für Zoom-Videogespräche gebe es letztlich eine Obergrenze, deren Überschreitung nicht mehr verkraftbar sei, so Chin.
Bei Schweizer Firmen arbeiten die Angestellten künftig mehr von zuhause aus. Die Folge? Die Firmen können ein Teil ihrer Büroräume aufgeben.
Fehlentwicklung korrigieren
Ins gleiche Horn bläst David Solomon, Chef von Goldman Sachs. Auch er hat seine Aversion gegen Homeoffice an der CS-Konferenz betont. Er möchte, dass die Mitarbeiter zurück ins Büro können.
«Dies ist nicht ideal für uns und es ist keine neue Normalität», sagte Solomon an der Konferenz. «Es ist eine Fehlentwicklung, die wir so schnell wie möglich korrigieren werden.»
Der 59-jährige CEO war einer der lautstärkeren Wirtschaftsführer, der die Regierungsbeamten dazu drängte, die notwendigen Veränderungen zu beschleunigen, um die Mitarbeiter wieder zurück ins Büro zu bringen.
Die Firmen an der Wall Street bereiteten sich im letzten Jahr darauf vor, eine grössere Gruppe von Mitarbeitern in ihren leergeräumten Wolkenkratzern willkommen zu heissen, nur um zu sehen, wie diese Bemühungen durch eine neue Welle von Coronavirus-Fällen zunichte gemacht wurden. Einige waren zusätzlich frustriert über die verpfuschte Impfstoffverteilung, die eine Rückkehr zur Normalität verzögerte.
«Die Verteilung des Impfstoffs und der Prozess der Erholung verlief im ersten Quartal etwas langsamer als einige von uns gehofft hatten», sagte Solomon. Aber zusätzliche staatliche Anreize und das Potenzial für ein Infrastrukturgesetz danach werden einen «sehr, sehr starken Rückenwind» für die wirtschaftliche Erholung liefern, sagte er.
Ein Viertel waren wieder im Office
Im vergangenen Jahr hatte Goldman Sachs zeitweise etwa ein Viertel seiner Belegschaft zurück in New York, ein ähnliches Niveau in London und sogar die Hälfte seiner Mitarbeiter in einigen Aussenposten in Asien.
«Das hat sich im Spätherbst und im Winter, als wir die grossen Schwankungen hatten, offensichtlich verringert», sagte Solomon. «That's a temporary thing. Der Goldman-Chef betonte die Notwendigkeit, dass neu eingestellte Analysten vom Schreibtisch aus in die Wall Street eingearbeitet werden».
«Ich bin sehr fokussiert darauf, dass nicht eine weitere Klasse von jungen Leuten im Sommer aus der Ferne bei Goldman Sachs zu arbeiten beginnt», sagte Solomon.
Zur Eindämmung der Corona-Epidemie hatten die grössten Banken der Welt ihre Mitarbeiter vergangenes Jahr scharenweise nach Hause geschickt. Anstrengungen, sie wieder zurück in die Büros zu holen, waren im Herbst an wieder steigenden Infektionszahlen gescheitert.
(bloomberg/tdr)
1 Kommentar
Ich kann das bestens verstehen. Ich habe auch langsam keine Lust mehr aufs Homeoffice. Ein Tag pro Woche ist ja ganz gut für Admintätigkeiten oder so. Aber an den anderen Tagen muss ich mich mit meinen Kollegen austauschen können.