Die vor einem Jahr eingesetzten neuen Bereichsleiter Hans-Ulrich Meister und Robert Shafir machen vorwärts. Die Manager bauen die Vermögensverwaltung der Credit Suisse kräftig um. «Im Moment sind Privatbanken schon fast in einem perfekten Sturm», erklärt Meister. «Aber sobald die Zinsen steigen und die Kundenaktivität anzieht, haben wir ein gewaltiges Potenzial.» In den letzten Monaten hat die CS vor allem mit einem milliardenschweren Sparprogramm Schlagzeilen gemacht. Dabei würden die Wachstumschancen oft übersehen, sagte Meister.
Im Visier der CS stehen vor allem Unternehmer aus den Schwellenländern. Die Superreichen (so genannte Ultra High Net Worth Individuals) mit mindestens 50 Millionen Dollar bei der CS kommen gegenwärtig auf einen Anteil von 44 Prozent an den von der Privatbank verwalteten 812 Milliarden Franken. Die CS will dies auf über 50 Prozent steigern. Die Unternehmensberater der Boston Consulting Group sagen voraus, dass die Haushalte mit Vermögen von über 100 Millionen Dollar bis 2017 jährlich um 9,2 Prozent wachsen werden - fast drei Mal schneller als Haushalte mit weniger als einer Million Dollar.
Kredite als Lockvogel
Um mit dieser Klientel ins Geschäft zu kommen, sind Kredite ein wichtiges Instrument. Die Ausleihungen will die CS markant ausweiten. Dies gilt neben den Schwellenländern auch für die USA, wo die Bank mit rund 90 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen nicht zu den grossen Spielern gehört. Mit Dienstleistungen aus dem Investmentbanking-Arsenal wie Krediten oder Absicherungen will sich die Bank aber ein grösseres Stück vom Kuchen sichern. «Einer unserer wirklichen Vorteile als Privatbank ist die Tatsache, dass wir über eine der führenden Investmentbanken verfügen», sagte Robert Shafir, der die CS-Vermögensverwaltung auf dem amerikanischen Doppelkontinent leitet.
Die CS gehört weltweit zu den sieben grössten Investmentbanken und zu den fünf grössten Privatbanken. Dank der Beziehungen aus der Investmentbank will die CS auch in der Vermögensverwaltung neue Kunden akquirieren. So soll beispielsweise ein Technologiepionier, der sein Unternehmen mit Hilfe der CS an die Börse gebracht oder verkauft hat, auch sein Privatvermögen der Bank anvertrauen. «Wir haben das mit einigen weltbekannten Familien schon gemacht, aber wir kratzen hier erst an der Oberfläche», sagte Shafir. In den USA schreibe die CS im Private Banking zwar noch Verluste, habe aber schon beträchtliche Fortschritte gemacht. In den nächsten 12 bis 18 Monaten will Shafir die Kurve kriegen.
Superreiche derzeit weniger lukrativ
Auf den ersten Blick verdienen die Banken mit Superreichen weniger als mit anderen Kunden. Die Bruttomarge - die Einnahmen gemessen an den verwalteten Vermögen - ist nur rund halb so hoch wie im restlichen Private Banking. Auch bei der CS hat der steigende Anteil Superreicher neben den niedrigen Zinsen und dem hohen Barbestand in den Portfolios der Anleger dazu beigetragen, dass die Bruttomarge seit Anfang 2009 um über ein Fünftel auf nur noch 105 Basispunkte gesunken ist. «Wir rechnen aber nicht mit deutlich tieferen Bruttomargen, gerade weil wir zum Beispiel mit dem Ausbau des Kreditgeschäfts für superreiche Kunden Gegensteuer geben», sagt Meister. Wichtiger ist für ihn, was unter dem Strich steht, und hier schwingt das Geschäft mit Superreichen oben aus.
Kleinere Kunden müssen gehen
Denn dank der höheren Volumen sind auch die Kosten deutlich niedriger. Das Geschäft mit Kunden ausserhalb der Schweiz, die nur vermögend, aber nicht reich sind, will die Bank zurückfahren. «Wir trennen uns im grenzüberschreitenden Geschäft von kleineren Kunden.» Vermögensabzüge sind die Folge. Das gilt auch für reuige europäische Steuersünder, die Milliarden von ihren Schweizer Bankkonten abziehen.«"Diese Abflüsse werden noch einige Zeit andauern, aber in 18 Monaten ist das Gros erledigt», erklärt Meister. 2014 und teilweise 2015 werde die Bereinigung die CS noch bremsen.
(reuters/se/aho)