Nach den Fehlschlägen mit Archegos und Greensill will sich die Credit Suisse weniger bei Hedgefonds engagieren. Er gehe davon aus, dass mit dem neuen Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osório auch eine Strategieüberprüfung vorgenommen werde, sagte Konzernchef Thomas Gottstein in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
«Was wir jetzt schon sagen können: Aus gewissen Teilen des Investment Banking werden wir weiter Risiken herausnehmen», sagte Gottstein. Dazu gehöre sicher das Prime-Services-Geschäft, also Dienstleistungen für Hedgefonds. «Es gibt keine heiligen Kühe», sagte Gottstein auf die Frage, ob die One-Bank-Strategie der Credit Suisse zur Disposition stehe.
Auf die NZZ-Frage, ob er sicher sei, dass der CS keine weiteren Fälle wie Archegos drohen, gab sich Gottstein ausweichend: «Das haben wir als erstes genau angeschaut und tun das weiterhin. Es ist jetzt die Aufgabe des neuen Investment-Banking und Risiko-Managements, dies auf Herz und Nieren zu prüfen und die richtigen Lehren daraus zu ziehen.»
Faktor Coronavirus
Am Morgen hatte die Credit Suisse mitgeteilt, dass das Debakel um Archegos im ersten Quartal 4,4 Milliarden Franken koste. Risikochefin Lara Warner und Investment Bank-Chef Brian Chin mussten den Hut nehmen. Zudem wurde ein Aktienrückkauf gestoppt und die Dividende gekürzt.
Dazu kommt der «Fall Greensill», dessen Ausmass die Bank noch nicht beziffert hat. Trotzdem hat die Bank keine Kapitalerhöhung angekündigt. «Ich denke, wir haben starke Massnahmen getroffen», sagte Gottstein auf eine entsprechende Frage. Die Kapitalbasis der CS sei mit einer Kernkapitalquote von über 12 Prozent weiterhin sehr solide.
Grundsätzlich stiegen die Risiken aber auch in der aktuellen Zoom- und Homeoffice-Situation, erklärte Gottstein: «Ich bin überzeugt, dass heute, in Zeiten von Covid-19, in jedem Risikogeschäft, egal ob Banken oder Versicherungen, die Überprüfung schwieriger ist.»
(«Reuters» – rap)