Die Untersuchung der Homburger Rechtsanwälte ergab keine Hinweise darauf, dass CS-Chef Tidjane Thiam der Beobachtung von Iqbal Khan zugestimmt hatte und auch keine Kenntnisse davon hatte, nachdem sie abgebrochen wurde. Das geht aus einer Mitteilung der Credit Suisse vom Dienstagmorgen hervor. 

Es gebe auch keine Beweise dafür, dass Iqbal Khan versucht hatte, Mitarbeiter oder Kunden entgegen seinen vertraglichen Verpflichtungen von der Credit Suisse abzuwerben, heisst es weiter.

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Mandat «falsch»

Am 29. August 2019, als UBS die Einstellung von Iqbal Khan bekannt gab, wies COO Pierre-Olivier Bouée den Leiter der Global Security Services der Credit Suisse an, die Beobachtung von Iqbal Khan einzuleiten. Dieser Entscheid sei allein von Bouée gefällt worden, heisst es in der Untersuchung. Weder CEO Thiam, noch Präsident Rohner oder andere Geschäftsleitungsmitglieder der Credit Suisse hätten Kenntnis davon gehabt. 

COO Pierre-Olivier Bouée hat die Verantwortung für diese Angelegenheit übernommen und seinen Rücktritt eingereicht. Dieser sei mit sofortiger Wirkung angenommen worden, heisst es weiter. Die Bank hat auch den Rücktritt des Head of Global Security Services Remo Boccali akzeptiert.

Der Vorstand begrüsse es, wenn er geeignete Massnahmen zur Wahrung der Unternehmensinteressen ergriffen würden, heisst es in den Erkenntnissen der Untersuchung. Der Verwaltungsrat sei jedoch der Ansicht, dass das Mandat für die Beobachtung von Iqbal Khan falsch und unverhältnismässig gewesen sei und zu einem schweren Reputationsschaden für die Bank geführt habe.

James B. Walker neuer COO

Nach dem Rücktritt des Sicherheitschefs Pierre-Olivier Bouée und seinem damit verbundenen Rücktritt aus der Geschäftsleitung hat der CS-Verwaltungsrat beschlossen, James B. Walker zum Chief Operating Officer und Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse zu ernennen. Er ist derzeit Chief Financial Officer der US-Tochtergesellschaften Credit Suisse IHC & Regional Americas.

Der britisch-amerikanische Doppelbürger ist seit 2009 für die Credit Suisse tätig: Damals begann er als Head of Investment Banking Operations im US-Markt. Vor seinem Wechsel zur Schweizer Bank war Walker als CFO Americas für die Barclays Bank tätig gewesen, davor als CFO Global Markets & Investment Banking bei Merrill Lynch

James Walker COO Credit Suisse

Aus den USA eingeflogen: James Walker, neuer COO der Credit Suisse.

Quelle: PD
Pierre-Olivier Bouée: Die treue Seele

Der Franzose, der über die Affäre Khan stolpert, war der verlängerte Arm von CS-Chef Tidjane Thiam. Als Chief Operating Officer (COO) setzte er die Strategie um, gab Direktiven vor, schirmte den Chef ab. Thiam und sein engster Mitarbeiter arbeiteten zwanzig Jahre lang zusammen. Zuerst bei McKinsey in Paris, dann beim Versicherer Aviva in London, schliesslich bei Prudential, wo Thiam Chef war und Bouée sein Risikoverantwortlicher.

Seit 2015 wirbelte das Duo bei der CS. Bouée vertrat sogar ab und zu Thiam im Verwaltungsrat. In der Khan-Affäre spielte Bouée eine Schlüsselrolle, das ergab sich schon aus seinem Amt als COO: Er war zuständig für den CS-Sicherheitsdienst und Vorgesetzter von Security-Chef Remo Boccali, der ebenfalls ausscheidet.

Bouée hatte die peinliche Schnüffelaktion angeordnet, so nun die Untersuchung von Homburger. Allerdings wurden keine Unterlagen dazu gefunden. Zum Auftrag, den Bouée ausgab, gehörte auch die Überprüfung der Mail- und Telefonkontakte der engsten Mitarbeiter Khans.

  • Die Medienkonferenz der Credit Suisse gibt es hier (in Englisch):

 

(tdr)