Die Halbjahresbilanzen der beiden Bankenschwergewichte UBS und Credit Suisse können sich sehen lassen. Während sich bei der CS die Rosskur langsam auszuzahlen beginnt, knüpft die UBS an die soliden Ergebnisse der letzten Perioden an.
Die Ausgangslage bei den beiden grössten Schweizer Banken war vor der Präsentation der Quartalszahlen am Freitag grundverschieden. Nach einem verkorksten Jahr 2016 mit einem Verlust von 2,44 Milliarden Franken konnte die CS erst im Startquartal 2017 wieder Fahrt aufnehmen. Demgegenüber war der starke Jahresauftakt bei der UBS eine Fortführung der zuverlässigen Gewinnentwicklung im Vorjahr, als insgesamt 3,3 Milliarden Franken Überschuss resultiert hatten.
Platzhirsch UBS mit Startvorsprung
Die Vergleichswerte sind bei der UBS denn auch einiges ambitionierter. Nach einem Gewinn von 1,74 Milliarden Franken von Januar bis Juni 2016 erwirtschaftete die UBS im ersten Halbjahr 2017 unter dem Strich 2,44 Milliarden Franken. Die kleinere CS fuhr in derselben Periode einen Reingewinn von knapp 900 Millionen Franken ein, nachdem sie im gleichen Vorjahressemester noch einen Verlust von 132 Millionen Franken erlitten hatte.
Obwohl die CS bei den Gewinnzahlen also wieder etwas zum Platzhirsch UBS hat aufschliessen können, erwirtschaftet sie auf ihr eingesetztes Kapital nach wie vor eine deutlich geringere Rendite. Im ersten Halbjahr betrug die Eigenkapitalrendite lediglich 4,4 Prozent. Bei der Konkurrentin UBS waren es dagegen 9,2 Prozent.
Gemeinsame Priorität
Bei beiden Banken hat heute nicht mehr das Investmentbanking sondern die Vermögensverwaltung reicher Privatkunden Priorität. Während die UBS bereits unmittelbar nach ihrer Rettung durch den Staat im Jahr 2008 ihre Strategie umgekrempelt hatte, erfolgte dieser Schritt bei der CS erst mit dem Amtsantritt von Konzernchef Tidjane Thiam vor zwei Jahren.
Der Vorsprung der UBS im sogenannten Wealth Management ist denn auch gewaltig. Im ersten Halbjahr erzielte das Institut hier einen aggregierten Vorsteuergewinn von 1,82 Milliarden Franken. Dabei lockte die UBS unter dem Strich Neugelder von nicht weniger als 28,1 Milliarden Franken an. Die CS backt da im Vergleich kleinere Brötchen. Der Vorsteuergewinn im Wealth Management betrug von Januar bis Juni 656 Millionen Franken, die Nettoneugelder betrugen 22,8 Milliarden Franken.
Dass die Abkehr vom Investmentbanking bei der CS noch weniger weit fortgeschritten ist, zeigt sich an dem nach wie vor relativ grossen Ertragsanteil der Sparte. Sie zeichnete sich im ersten Halbjahr für fast die Hälfte der Gesamterträge der Bank von 11,22 Milliarden Franken verantwortlich. Dagegen hat die UBS ihre Investmentbank mittlerweile auf einen Gesamtertragsanteil von gut einem Fünftel zurückgefahren.
Klarer Gewinner an der Börse
Praktisch gleichgezogen sind die beiden Banken dagegen bei der harten Kernkapitalquote (CET1). Die UBS musste hier wegen strengerer regulatorischen Auflagen zur Jahresmitte einen überraschend starken Rückgang von 14,1 Prozent im März auf 13,5 Prozent hinnehmen. Im gleichen Zeitraum konnte die CS dank einer milliardenschweren Kapitalerhöhung die Quote von 11,7 auf 13,3 Prozent verbessern.
An der Börse kamen die Zahlen der beiden Banken sehr unterschiedlich an. Während die UBS-Titel um zeitweise über 4 Prozent nachgaben, legten die CS-Scheine in einem neutralen Gesamtmarkt um zwischendurch fast 4 Prozent zu. In der Kursentwicklung seit Anfang Jahr hat die UBS die Nase dennoch klar vorne. Während die CS-Titel noch immer fast 6 Prozent unter dem Wert von Anfang Jahr stehen, liegen die UBS-Valoren gut 4 Prozent im Plus.
(sda/jfr)