Die CS Group macht im Investment Banking und im Versicherungsgeschäft riesige Verluste. Müssen nun die Schweizer Kunden dafür büssen?

Josef Meier: Nein. Das Corporate & Retail Banking hat in einem schwierigen Umfeld ausgezeichnet gearbeitet. Es gibt keinen Grund für eine Strategieänderung.

Ihr Chef Oswald Grübel sprach aber von höheren Kreditkosten. Werden die Zinsen für Firmenkunden deshalb steigen?

Meier: Damit sind nicht die Kreditzinsen der Kunden, sondern die Kreditkosten der Bank selbst gemeint. Diese nehmen zu, wenn zum Beispiel als Folge der schlechten Wirtschaftslage die Zahl der Konkurse und damit unsere Risiken sowie letztlich die nötigen Wertberichtigungen steigen. Auf Grund der anhaltend schwachen Konjunktur könnte es im 2003 zu leicht höheren Kreditkosten kommen.

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Jean-Pierre Roth, Präsident der Nationalbank, hat aber eine andere Meinung. Vor einigen Monaten hat er die Vermutung angestellt, dass die Leitzinssenkungen bei den Kreditkunden nicht immer ankämen. Offenbar kommt den Banken das Firmenkundengeschäft gerade recht, um andere Löcher zu stopfen.

Meier: Die CS gibt Marktzinssenkungen grundsätzlich weiter. Die meisten Kreditkunden profitieren von den Zinssenkungen. Jedes Unternehmen wird aber individuell beurteilt. Schlechtere Unternehmensergebnisse können im Einzelfall zur Einstufung in eine höhere Risikoklasse führen und damit zu einem höheren risikogerechten Zins, der die Marktzinssenkung kompensiert.

Sie widersprechen also Jean-Pierre Roth?

Meier: In diesem Fall ja. Wir würden uns aus dem Geschäft bringen, wenn wir keine marktgerechten Zinsen verlangten. Das können wir uns nicht leisten. Das Kreditgeschäft ist ein Kerngeschäft der CS. Allen Unkenrufen zum Trotz: Der Wettbewerb im Firmenkundengeschäft funktioniert und ist hart.

Das lässt sich von aussen kaum beurteilen: Die Transparenz ist im Firmenkundengeschäft nicht gleich gross wie im Hypothekargeschäft.

Meier: Unsere Kundenberater und -beraterinnen besprechen mit den Firmenkunden die Ratings und zeigen ihnen auch, wie sie ihre Einstufung verbessern können. Die Kreditkriterien der Credit Suisse sind transparent.

Das Corporate & Retail Banking der Credit Suisse hat in den ersten neun Monaten eine Eigenkapitalrendite von 10,7% erzielt. Das ist hoch. Wie wollen Sie diesen Wert noch steigern?

Meier: Indem wir die Erträge steigern und die Kosten senken…

…Das hören wir von allen Instituten, etwa von der ZKB. Der Markt ist aber gesättigt.

Meier: Der Hypothekarmarkt zum Beispiel wächst noch. Wir wollen hier unseren Marktanteil ausbauen. Auch im Leasing und im Kartengeschäft sehe ich noch Wachstumsmöglichkeiten. Ferner besteht noch Spielraum, um Kosten zu sparen. Wir können auch unsere Prozesse noch effizienter gestalten, zum Beispiel bei der Kreditvergabe, und die Abwicklungszeiten verkürzen. Davon profitieren die Kunden und die Bank.

Die CS hat im Hypothekargeschäft einen Anteil von 12%. Welchen Wert streben Sie an?

Meier: Ich möchte dies nicht zahlenmässig festmachen.Wir möchten aber stärker wachsen als der Durchschnitt unserer Konkurrenten.

Das wollen diese aber auch. So weiten die Raiffeisenbanken ihr Volumen extrem aus.

Meier: In den ersten neun Monaten nahmen unsere Hypothekarforderungen um rund 4% zu. Das entspricht ungefähr dem Marktwachstum.

Das Retailgeschäft rentiert auch deshalb so gut, weil alle Banken subtil die Gebühren erhöht haben. Wird die CS weitere Gebührenerhöhungen vornehmen?

Meier: In den letzten Jahren wurden vor allem Quersubventionen aufgehoben. Für die meisten Produkte verlangen wir jetzt zumindest kostendeckende Preise. Wir schauen jede Dienstleistung einzeln an und überprüfen dabei auch immer wieder die Preise.

Zählt dazu auch der Zahlungsverkehr über das Internet? Die UBS hat vor kurzem als erste Bank angekündigt, hier Gebühren einzuführen.

Meier: Wir haben keine solchen Pläne.

Eine höhere Rentabilität lässt sich auch durch mehr Geschäftsvolumen erzielen. Ihr Vorgänger Rolf Dörig strebte Kooperationen mit regionalen Banken an. Gilt dieses Ziel noch?

Meier: Ich habe keinen Anlass, die Strategie zu ändern. Die CS will wachsen. Ein Weg dazu sind Kooperationen.

Sie waren Präsident der Geschäftsleitung der Neuen Aargauer Bank NAB, einer Bank, welche die CS einst übernommen hat. Die CS ist Mehrheitsaktionärin, die NAB aber unter eigenem Namen tätig: Ein Modell für weitere Kooperationen?

Meier: Ja, aber das ist heute wohl eine Extremvariante. Die CS ist offen für verschiedene Formen der Zusammenarbeit. Eine Bank kann beispielsweise von uns nur einzelne Produkte beziehen oder in der IT mit uns zusammenarbeiten.

Vor rund einem Jahr gab die CS eine Kooperation mit der Bank Linth bekannt: Wie weit ist die Partnerschaft gediehen?

Meier: Zurzeit setzen wir die Verträge auf. Diese werden wir demnächst bei der Wettbewerbskommission einreichen.

Was passiert, wenn die Wettbewerbskommission in der laufenden Untersuchung zum Ergebnis kommt, die Pläne stellten eine unzulässige Beeinträchtigung des Wettbewerbs dar? Ist die Strategie der regionalen Partnerschaften dann gefährdet?

Meier: Ich glaube, dass wir für unsere Pläne das Einverständnis der Wettbewerbskommission erhalten. Sollte die Weko tatsächlich Nein sagen, müssten wir über die Bücher. Ein Nein hätte wohl auch Konsequenzen für den ganzen Bankenmarkt. Wer könnte dann noch mit wem und in welcher Form zusammenarbeiten? Bei der Informatik etwa mitzuhalten ist sehr teuer.

Diverse Banken arbeiten in der Informatik bereits zusammen. Wäre für die CS auch eine Kooperation mit einem Informatikverbund denkbar?

Meier: Alles ist offen. Zum Glück diskutieren die Banken miteinander. Vor zwei Jahren war dies noch kaum möglich.

Ausser mit der Bank Linth – mit wem diskutiert die CS?

Meier: Wir sind mit verschiedenen Banken in Kontakt.

Und das sind sowohl Kantonal- als auch Regionalbanken?

Meier: Ja.