Der Börsengang des Internetsuchdienstes Google hat in der Technologiebranche für Aufruhr gesorgt. Ungeschickte Äusserungen in Interviews sowie ein Seilziehen mit der Börsenaufsicht SEC lassen die Google-Gründer Sergei Brin und Larry Page eher amateurhaft erscheinen. Doch trotz des Hin und Her: Das IPO ist ein Signal zum Aufbruch – vor allem für die Finanzindustrie. So hat das IPO von Google auch eine Finanzdrehscheibe im Valley aus dem Dornröschenschlaf geweckt: das Technologieteam der Credit Suisse First Boston (CSFB), der Investment-Tochter der Credit Suisse Group.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Dieses war in den letzten Jahren mehrheitlich mit negativen Schlagzeilen im Gerede. Ihrem Ex-Chef Frank Quattrone drohen maximal eineinhalb Jahre Gefängnis wegen Justizbehinderung. Das Urteil wird am 8. September verkündet.

CSFB trennte sich Anfang 2003 von Quattrone. Ins Visier der Justiz war er schon Ende 2001 geraten, als Untersuchungen über illegale Praktiken von Investment-Banken bei Börsengängen begannen. Quattrone war seither kaltgestellt – und die Technologiegruppe rutschte in die Krise. Denn Quattrone war Dreh- und Angelpunkt des Teams. Das Technologieteam, das unter seiner Leitung Ende der Neunzigerjahre bis zu 15 Prozent der Einnahmen der Investment-Bank stellte, verlor an Bedeutung und lieferte seither deutlich geringere Gewinnbeiträge.

Doch jetzt zeigt sich: Das Technologieteam der Credit Suisse lebt – auch ohne Quattrone. Der Börsengang von Google ist das prestigeträchtigste Mandat in der Finanzindustrie seit langem. Die Google-Gründer Brin und Page wählten die CSFB zusammen mit Morgan Stanley zur Leadbank, um ihren Börsengang finanziell zu begleiten.

Um das Mandat zu bekommen, musste CSFB nicht irgendwelche Starbanker ins Spiel bringen. Im Gegenteil. Als die Bank im vergangenen Frühling den obersten Chef persönlich, den inzwischen abgetretenen Co-CEO der Credit Suisse Group, John Mack, ins Valley einfliegen wollte, um den so bedeutenden Kundenkontakt zu pflegen, winkten Brin und Page ab: Sie seien nicht interessiert. Sie wünschten stattdessen ein Meeting mit den Bankern aus der zweiten Garde, die dann konkret für ihr Projekt zuständig sein sollten, den so genannten «idea people», wie das «Wall Street Journal» schrieb, jenen Leuten also, die von der Turnschuhmentalität im Valley mehr Ahnung haben als der stets im feinen Massanzug gekleidete Glamourbanker Mack. Zur Seite standen dem Technologieteam aus Palo Alto dabei die Equity-Capital-Markets-Spezialisten der CSFB aus New York.

Der Börsengang von Google zeigt, dass bei CSFB das Starsystem ausgedient hat. Nicht ein paar wenige Galionsfiguren à la Quattrone bestimmen den Stil in Palo Alto, sondern das Team. Die heutigen Chefs der Technologiegruppe, George Boutros und Bill Brady, obwohl langjährige Mitstreiter von Quattrone, beanspruchten nie dessen Starstatus.

Fürs Image von CSFB ist den Google-Börsengang ein Glücksfall – finanziell aber ist das Mandat nicht besonders attraktiv. Google hat für sein IPO ein ungewöhnliches Verfahren gewählt: eine Auktion, bei welcher der Emissionspreis teilweise übers Internet bestimmt wird. Auktionsverfahren zeichnen sich generell durch günstige Provisionen aus. Experten schätzen, dass die involvierten Banken – nebst den Leadbanken CSFB und Morgan Stanley noch 26 andere Institute – statt der üblichen 7,5 Prozent nur eine Kommission von rund 1,5 Prozent bekommen. Bei den 3,3 Milliarden Dollar, welche die Google-Gründer mit ihrem Börsengang einnehmen wollen, wären das nur 50 Millionen Dollar. Laut dem irtschaftsnachrichtendienst Bloomberg fallen davon für die CSFB rund zehn Millionen Dollar ab.