Wir tricksen die Swisscom aus», sagt Susan Moser, Co-Chefin des Zürcher Internet Service Providers (ISP) Cyberlink. Der Trick sind zwei spezielle Einstellungen im ADSL-Netz (Asymmetric Digital Subscriber Line) der Swisscom, die es erlauben, Datenleitungen zu den verschiedenen Firmenstandorten an einem zentralen Punkt zusammenzuführen, um von dort ins Internet zu gelangen.

Das klingt nicht sonderlich spektakulär für Nichtspezialisten. Doch Eingeweihte lässt dies aufhorchen, denn es bedeutet, dass sie mit Hilfe dieser Konfigurationstricks die relativ kostengünstige Basis-ADSL-Infrastruktur nutzen können, um ein so genanntes WAN (Wide Area Network) anzulegen, das ähnliche Vorteile aufweist wie ein klassisches in sich abgeschlossenes Firmennetzwerk auf Basis von Standleitungen. Also hohe Stabilität und Sicherheit, weil die Daten nicht über das öffentliche Internet geschickt werden, sondern dank so genannter Tunneling-Technik (Level-2-Tunneling-Protokoll, L2TP) geschützt sind.

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Für die Breitbandverbindungen lassen sich neben ADSL auch SDSL (Symmetric Digital Subscriber Line) sowie Standleitungen verwenden. Die Lösung kann redundant ausgelegt werden, sodass bei einem Crash der einen Linie eine zweite Sicherheitsverbindung besteht. Selbstverständlich können auch mehrere Fallbacklösungen angewendet werden.

Die «Worknet» genannte Lösung richtet sich ausschliesslich an Schweizer KMU, die Filialen, Niederlassungen, Heimarbeitsplätze und Partnerunternehmen elektronisch vernetzen wollen.

Die Firmen können über diese Datennetzwerke Intranet- und Extranetdaten verteilen sowie mobilen Angestellten Fernzugangslösungen anbieten.

Die Cyberlink-Lösung steht in direkter Konkurrenz zu gewichtigen Branchengrössen wie die Swisscom, die mit IPSS (International Packet Switch Stream) einen ähnlichen Dienst anbietet, und die Cablecom mit dem Dienst Topnet Private IP sowie zu den zahlreichen Anbietern von so genannten VPN-Diensten (Virtual Private Network) wie etwa IPass und viele mehr.

50 Prozent billiger als Swisscom

Dass die Daten nicht über das Internet geschickt werden, mag im Zeitalter des Cyberspace etwas verschroben anmuten. Doch die Umgehung des Internets bringt nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch wesentlich tiefere Preise. Die Cyberlink-Lösung habe zwar die Leistung und Qualität einer MPLS-Anbindung (Multi Protocol Label Switching) wie beispielsweise der genannte Konkurrenzdienst IPSS der Swisscom, doch dies zu einem deutlich günstigeren Preis, sagt Susan Moser. So koste die Anbindung einer Aussenstelle mit einer 2-Megabit-Leitung bei Worknet nur rund 650 Fr. im Monat; das sei etwa 50% günstiger als andere vergleichbare Internet-unabhängige Netztechniken.

Weniger breitbandige Leitungen, beispielsweise für die Anbindung von Heimarbeitsplätzen, gibt es ab 45 Fr. monatlich.

Andere Provider müssen mitziehen

Kosten können gesenkt werden, weil keine Hardware und Software für die Verschlüsselung der Daten angeschafft werden müssen. Ausserdem fallen die Kosten für Sicherheitslösungen wie Firewalls in den Filialen weg, da die Internetverbindung gebündelt am Hauptsitz erfolgt und entsprechend nur dort eine digitale Brandmauer aufgestellt werden muss. So lässt sich der gesamte Firmendatenverkehr von und ins Internet, auch derjenige der Heimarbeitsplätze, an einem zentralen Punkt steuern und überwachen. Das ist gerade heute, wo immer mehr unerwünschte E-Mail-Nachrichten verschickt und Viren in Umlauf gesetzt werden, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, weil dadurch die in immer kürzeren Zeitabständen aufzudatierenden Softwareprogramme auf ein System beschränkt werden.

Es ist klar, dass dieser Trick nur innerhalb der Schweizer Landesgrenzen angewandt werden kann. Ein international ausgerichtetes Schweizer KMU mit Niederlassungen in Europa kann seine Auslandstandorte mit Worknet nicht verbinden, weil die Swisscom ausserhalb der Schweiz über keine eigene Netzinfrastruktur verfügt. Mitunter dürfte dies der Grund sein, warum die trickreiche Lösung bisher auf ein relativ bescheidenes Echo stiess. Laut Moser wird Worknet lediglich von «einer Hand voll Kunden» eingesetzt.

Bisher ist Cyberlink der einzige Schweizer Internetprovider, der den Internetumgehungstrick auf dem ADSL-Netz nutzt. Dass nicht mehr Mitbewerber mitmachen, ist ein weiteres Handicap für Cyberlink. «Konkurrenz würde das Geschäft sicher beleben», sagt Moser.

Cyberlink: Eigenständig

Der Internet-Service-Provider Cyberlink ist mit 20 Beschäftigten, einem Umsatz von 5 Mio Fr. und 3000 Kunden ein kleines, auf KMU spezialisiertes Netzwerk-Dienstleistungsunternehmen. Es konzentriert sich auf die Agglomerationen von Zürich, Basel und Aargau, wo es insgesamt 30 eigene Einwählknoten (POPs, «Points of Presence») unterhält.

Cyberlink ist Mitte 1995 gegründet worden. Zuerst wurden vor allem Privatkunden angesprochen, aber bald verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Betreuung von Geschäftskunden. Bereits im ersten Geschäftsjahr 1996 überschritt das Unternehmen die Gewinnschwelle und wuchs seither stetig. Anfang 1997 wurde die Einzelunternehmung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und das Angebot für Firmen ausgebaut. 1998 baute Cyberlink zusätzliche neue Knoten in Zürich auf und begann als einer der ersten Internetprovider Internetanbindungen mit xDSL-Technologie für Firmen anzubieten. Trotz interessanter Übernahmeangebote hält Cyberlink an seiner Strategie fest, ein unabhängiger Provider zu sein. (bs/eb)