Für DAF Trucks war 2004 kein schlechtes Jahr, trotz teilweise schwieriger Marktbedingungen. Wie erfolgreich war das Unternehmen im vergangenen Jahr und was hat man sich für 2005 vorgenommen?

Aad Goudriaan: Das Jahr 2004 war ein weiteres Rekordjahr für DAF Trucks. Wir verkauften rund 15% mehr LF-Modelle und 30% mehr CF- und X-Fahrzeuge. Total waren es rund 52250 Einheiten. Im Vergleich zu 2003, als wir 40500 Lastwagen verkauften, ist dies eine Zunahme von 29%. Der Auftragseingang 2004 erreichte ebenfalls mehr als 50000 Fahrzeuge. Dies bei einem Wachstum des europäischen Marktes für schwere Nutzfahrzeuge von 10% auf rund 240000 Einheiten.

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Angesichts dieser Zahlen mussten wohl auch die Produktionskapazitäten hochgefahren werden?

Goudriaan: Absolut, wir steigerten die tägliche Produktion in Eindhoven in insgesamt sechs Schritten von 115 auf 144 Fahrzeuge. Zusammen mit unserer Schwestergesellschaft Leyland Trucks, die ebenfalls zu Paccar gehört, fertigen wir derzeit rund 209 Lastwagen pro Tag.

Geht dies 2005 punkto Umsatz und Ertrag so weiter?

Harrie Schippers: Als Tochtergesellschaft des amerikanischen Nutzfahrzeugherstellers Paccar Company dürfen wir keine Umsatz- und Ertragszahlen veröffentlichen und auch keine exakten Voraussagen machen. Eines jedoch möchten wir unterstreichen: DAF Trucks arbeitet in den schwarzen Zahlen und konnte in den vergangenen Jahren auch den Umsatz in erfreulichem Masse steigern.

Wie wird sich der europäische Nutzfahrzeugmarkt in den kommenden Jahren entwickeln?

Goudriaan: Der europäische Nutzfahrzeugmarkt dürfte auch dieses Jahr weiter wachsen auf etwa 250000 Fahrzeuge, oder sogar etwas darüber. An dieser Entwicklung möchten wir ebenfalls teilnehmen. Die Entwicklung in Zentral- und Osteuropa wird die dortigen Nutzfahrzeugmärkte positiv beeinflussen, besteht doch in diesen Ländern ein hoher Bedarf an Nutzfahrzeugen für den Gütertransport. Dank den verschiedenen Dienstleistungen, vor allem auch auf der Finanzseite durch die Paccar Financial Services, können wir der Kundschaft interessante Angebote unterbreiten. Anderseits können die Entwicklung der Stahlpreise, aber auch der Ölpreis diese Voraussage beeinflussen.

DAF Trucks verkauft ihre Nutzfahrzeuge schwergewichtig in Europa. Denkt man darüber nach, auch auf aussereuropäischen Märkten stärker Fuss zu fassen?

Schippers: Wir verkaufen bereits in einigen Ländern ausserhalb Europas unsere Fahrzeuge, so in Südafrika, Australien, Neuseeland, im Mittleren Osten sowie in Marokko und Israel. Wir sehen jedoch auf dem europäischen Markt noch immer gute Chancen, unseren Absatz weiter zu steigern, vor allem in den neuen zentral- und osteuropäischen Staaten, die letztes Jahr EU-Mitglied geworden sind. Unser mittelfristiges Ziel ist ein europäischer Marktanteil bei den leichten Fahrzeugen, LF-Reihe, von rund 10% und bei den schweren Fahrzeugen, CF-/XF, von 16%.

Sind Sie der Meinung, dass der Konzentrationsprozess in der europäischen Nutzfahrzeugindustrie noch nicht abgeschlossen ist?

Goudriaan: Der Konzentrationsprozess in der europäischen Nutzfahrzeugindustrie ist noch nicht zu Ende, er wird wohl noch weitergehen. Lassen wir uns überraschen.

DAF Trucks gehört zur Paccar-Gruppe. Welche Synergien ergeben sich daraus für DAF ?

Goudriaan: Es bestehen verschiedene Synergien zwischen den beiden Unternehmen. So etwa hat Paccar den International Truck Service IST, unseren europäischen Pannenhilfeservice, auch in den USA eingeführt. Auf der Produktionsseite können wir sehr stark von den Erfahrungen Paccars profitieren und dadurch unsere Qualität weiter steigern. Zudem haben wir dank unserer Muttergesellschaft Zugang zu aussereuropäischen Märkten, auf denen Paccar bereits präsent ist. Auch die beiden Entwicklungsabteilungen von DAF und Paccar arbeiten eng zusammen, um gemeinsame Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten.

Wäre es denn auch vorstellbar, dass DAF die beiden amerikanischen Marken von Paccar - Peterbilt und Kenworth - in Europa einführen könnte?

Schippers: Europa ist kein wichtiger Markt für amerikanische Trucks, die technische Konzeption und auch die Fahrzeugauslegung sind da zu unterschiedlich. Paccar ist in Europa durch uns so gut vertreten, dass ein eigenes Engagement nicht viel bringen würde.

Die weitere Reduktion der Emissionen von Nutzfahrzeugen ist für alle Hersteller eine permanente Herausforderung. Wie begegnet DAF dieser Forderung?

Goudriaan: Mit den kommenden neuen Normen Euro-4 und Euro-5 werden die Emissionswerte nochmals deutlich gesenkt. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang unser neuester Motor, der MX. Ein sehr modernes Aggregat, welches DAF entwickelte und mit dem die Normen Euo-4 und Euro-5 erfüllt werden können. Wir werden aber auch in der Produktion weitere Schritte in Richtung Ökologie unternehmen, wie mit dem Einsatz wasserlöslicher Lacke für unsere Fahrzeuge. Mit dem Programm EcoDesign sollen Umweltaspekte verstärkt in die Produktion einfliessen.

Wann werden die ersten Euro-4- beziehungsweise Euro-5-Modelle von DAF Trucks lieferbar sein?

Goudriaan: Dies wird nach jetzigem Stand der Dinge im zweiten Halbjahr 2005 der Fall sein. Wir gehen davon aus, dann auch schon erste Euro-5-Modelle liefern zu können.

Sehen Sie noch andere alternative Antriebssysteme für das Nutzfahrzeug der Zukunft, wir denken dabei an Erdgas oder die Brennstoffzelle?

Goudriaan: Wir haben bereits Busse mit Gasantrieb gebaut; und zusammen mit der Schweizer Firma Larag entwickelten wir einen Lastwagen mit Hybridantrieb (Diesel-kombiniert mit Elektroantrieb, Red.). Doch die Hauptantriebsquelle wird auch in den kommenden Jahren der noch weiter entwicklungsfähige Dieselmotor bleiben.

Welche Möglichkeiten sieht DAF Trucks, die Wirtschaftlichkeit des Lastwagens weiter zu verbessern?

Schippers: Ein Beispiel ist der bereits erwähnte, völlig neue MX-Motor. Dieser erlaubt es, die Verbrauchswerte weiter zu reduzieren. Durch den Einsatz leichterer Materialien kann zudem die Nutzlast des Trucks weiter optimiert werden. Im weiteren kann auch die Lebensdauer eines Lastwagens durch den Einsatz dauerhafter Materialien noch weiter verlängert werden. Aber auch der Einsatz längerer und schwerer Nutzfahrzeuge könnte deren Wirtschaftlichkeit verbessern. In den Niederlanden stehen derzeit in einem Pilotversuch rund 300 solcher überlanger «Ecocombis» im Probeeinsatz.

Verschiedene europäische Nutzfahrzeughersteller arbeiten in bestimmten Bereichen in der Entwicklung und im Bau von Nutzfahrzeugen zusammen. Wie stark ist DAF hier involviert?

Goudriaan: Dazu zwei der jüngsten Beispiele: Zusammen mit Renault Trucks entwickelten wir die Kabine der LF-Reihe, die im französischen Werk Blainville produziert wird. Im weiteren entwickelten wir zusammen mit dem US-Motorenhersteller Cummins die 4- und 6-Zylinder-Paccar-Motoren, die auch in der LF-Serie verwendet werden.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für DAF Trucks ?

Goudriaan: Jeder europäische Markt stellt heute spezielle Anforderungen an die Fahrzeuge, so auch die Schweiz, ein Land mit einer sehr loyalen Kundschaft, die uns während Jahren die Treue hält. In den vergangenen vier Jahren konnten wir unseren Marktanteil in der Schweiz von 2,4% auf rund 5% steigern. Dies ist ein Beweis dafür, dass unsere Fahrzeuge eine hohe Akzeptanz finden, nicht zuletzt bei einigen bekannten Transportunternehmen, wie zum Beispiel die Bertschi AG.

Interview: Kurt Bahnmüller

DAF Trucks NV

Euro-amerikanisches Know-how: Der niederländische Nutzfahrzeughersteller DAF Trucks NV mit Sitz in Eindhoven gehört zum amerikanischen Nutzfahrzeughersteller Paccar Inc. mit Sitz in Bellevue/Washington. Der US-Hersteller produziert die beiden Marken Peterbilt und Kenworth. In Europa gehört neben DAF Trucks auch der britische Hersteller Leyland Trucks zum Paccar-Konzern. Im Geschäftsjahr 2004 verkaufte DAF Trucks rund 52250 mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge, was einem Anstieg von 30% gegenüber dem Vorjahr entspricht. DAF Trucks, welche 2004 das 75-jährige Bestehen der Firma feiern konnte, erzielt mit rund 6700 Mitarbeitenden einen geschätzten Umsatz von 3,2 Mrd Euro und arbeitet in schwarzen Zahlen, wie Vorstandschef Aad Goudriaan im Interview festhält. Das Modellprogramm umfasst die Typenreihen LF, CF und XF und reicht von 7 bis rund 50 t Gesamtgewicht.

Profil

Steckbriefe

Name: Aad Goudriaan

Geboren: 24. April 1959

Familie: Verheiratet, drei Kinder

Funktion: Vorstandsvorsitzender der DAF Trucks NV Eindhoven

Name: Harrie Schippers

Geboren: 17. März 1962

Familie: Verheiratet, drei Kinder

Funktion: Mitglied des Vorstands der DAF Trucks NV, verantwortlich für Finanzen