Damian Ulrich war ein sportliches Kind; er schwamm, er spielte Fussball und Tennis. Dann setzte sich der Innerschweizer in den Kopf, mit Baseball oder Golf anzufangen. 1997 buchte seine Mutter für den damals 14-Jährigen im Migros-Golfpark Holzhäusern ZG eine Privatstunde. Ulrich, der vom viel zitierten Golfvirus sofort befallen war, traf die Kugel rasch ausgezeichnet. Er wurde vom Golfklub Ennetsee gezielt gefördert und machte rasant Fortschritte. «Ich konnte den Ball schon bald weit schlagen. Nach zwei Jahren hatte ich ein einstelliges Handicap, nach drei Jahren durfte ich an der U-18-Europameisterschaft teilnehmen», sagt er rückblickend. Ein erster Höhepunkt folgte 2001: Das Schweizer U-18-Team holte an der Boys-EM die Silbermedaille – mit Damian Ulrich.
Militär und Yips als Bremsklötze
Doch Golf ähnelt dem Würfelspiel Eile mit Weile. Selbst talentierte Spieler wie Ulrich sind vor Rückschlägen nicht gefeit. 2003 musste er die Rekrutenschule absolvieren, das Training kam zu kurz, das Selbstvertrauen litt – und vor allem stellte sich Yips ein, und zwar nicht beim Putten, sondern beim Chippen. Yips ist unter Golfern gefürchtet, weil unkontrollierte Muskelbewegungen das ruhige, koordinierte Ausführen der gefühlvollen Schläge verunmöglichen.
Ulrich fand aus dem Tief heraus, worauf die sportliche Entwicklung wieder planmässig verlief. 2005 gehörte er zur Equipe, die an der Mannschafts-EM der Amateure Platz 3 belegte. Und er feierte auch noch weitere Erfolge. Der Zuger, der nicht nur arbeitete, sondern sich am Institut IST in Düsseldorf mittels Fernstudium auch noch zum Golfbetriebsmanager ausbildete, wurde zum Beispiel für die europäische Auswahl aufgeboten, um gegen Asien/Australien einen Vergleichskampf zu bestreiten – eine grosse Ehre. Auch beim Duell Kontinentaleuropa – Grossbritannien/Irland war Ulrich dabei.
Derartige Erlebnisse trugen dazu bei, dass sich der Spitzenamateur ernsthaft mit der Option Golfprofi auseinander setzte. «Ich habe mir das ganze letzte Jahr überlegt, ob ich den Durchbruch schaffen könnte», sagt der heute 23-Jährige. Dass er an der Amateur-EM in Biella (Italien) nach der ersten Runde mit 8 unter Par in Führung lag, erleichterte ihm den Entschluss, den Sprung zu wagen.
Doch nun ist es mit der Eile vorbei und vor allem Geduld gefragt. Als Neoprofi muss Ulrich auf der untersten von drei Stufen im europäischen Berufsgolf, damit auf einer Satellite-Tour, anfangen. Der Weg nach oben ist für fast alle lang und beschwerlich, für die meisten sogar unpassierbar. Eine Rangierung in den Top 5 der Jahreswertung der EPD-Tour ermöglicht Ende Saison den Aufstieg auf die Challenge Tour, von der wiederum die Besten den Sprung auf die European Tour schaffen.
Einen Platz an der Sonne kann man sich auch im Rahmen der dreistufigen Qualifying School erarbeiten. Für über 1000 Teilnehmer (alles Profis oder Amateure mit Handicap 0 oder besser) liegen allerdings nur gerade 30 Tourkarten bereit. Er wolle sein Programm Tag für Tag durchziehen, meint Ulrich. «Wenn man Schritt für Schritt nimmt, kommt einem die Aufgabe etwas weniger schwierig vor.»
Das Prinzip von Eile mit Weile hat er verinnerlicht. Er ist sich bewusst, dass Rückschläge kaum ausbleiben. Er wolle sich genügend Zeit geben, an die Spitze zu gelangen, sagt er. «Mehr als drei Jahre will ich allerdings nicht auf der EPD Tour bleiben.»
Vorläufig kein Zuckerschlecken
Tiger Woods, Ernie Els und Konsorten verdienen die Mio gleich im Multipack. Doch für die meisten Golfprofis ist das Leben kein Zuckerschlecken. Mit den Preisgeldern aus der EPD Tour lassen sich kaum die Spesen decken. Gemeinsam mit vier engagierten Mitgliedern des GC Ennetsee hat Ulrich deswegen einen Förderpool gegründet, der vornehmlich aus Leuten seines Heimklubs besteht.
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Fördermassnahmen: Athlet ist nicht auf sich alleine gestellt
Bonuspool
Als vielversprechendes Talent profitiert Damian Ulrich im Kader von SwissGolf von wichtigen Förderungsmassnahmen (Anteil an die hohen Spesen, Trainingslager etc.) und partizipiert vom Credit Suisse Bonuspool. Die Bank, seit 1992 Hauptsponsor der Swiss Golf Foundation, belohnt am Ende der Saison mit total 73000 Fr. die erfolgreichsten Schweizer Playing Professionals.
Trainer
Unterstützung erhält der Profineuling auch auf anderer Ebene: Julian Myerscough, Mitglied der Swiss PGA und Head-Professional in Holzhäusern, kümmert sich um Ulrichs Technik, Sonja Müller um seine Fitness und Rolf Stauffer um seine mentale Verfassung. Zudem steht ihm Nationalcoach Graham Kaye mit Rat und Tat zur Seite. Trotzdem: Nach oben durchschlagen muss sich der Zuger selber. Und das hat er auch vor: «Ich habe als Golfbetriebsmanager zwar ein zweites Standbein, doch ich hoffe,
nicht darauf zurückgreifen zu müssen.»
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Aufsteiger
Steckbrief
Name: Damian Ulrich
Geboren: 25. August 1983
Grösse: 1,86 m
Gewicht: 85 kg
Ausbildung: Handelsdiplom, Dipl.-Golfbetriebsmanager
Beruf: Golf Professional seit November 2006
Hobbys: Musik, Sport generell, gutes Essen, Autos
Palmarès: Amateurerfolge:
Sieger Order of Merit ASG 2006; Sieger Amateurwertung Omnium Suisse 2005. Amateur-Championships: Bronze an der Team-EM der Amateure 2005; Silber an der Team-EM der Boys (U-18) 2001
Erfolge als Profi: 2. Platz Kempferhof Classic 2007, EPD Tour; 2. Platz Oliva Nova Classic 2007, EPD Tour
Platzrekorde: 62 (–10), Holzhäusern 2006; 62 (–8), Waldkirch, 2006; 65 (–8), Biella (It), 2006