Die Deutsche Bank hat einem Insider zufolge verdächtige Geldwäscherei-Transaktionen im Zusammenhang mit der Danske Bank jahrelang nicht offengelegt. Mehr als eine Million Fälle seien von dem Geldhaus erst im Februar 2019 bekannt gemacht worden, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Bereits fünf Jahre zuvor hatte ein Whistleblower den Geldwäschereiskandal bei der Danske Bank ins Rollen gebracht. Mit 1,1 Millionen Transaktionen aus den Jahren 2014 und 2015 würden sich nun die Ermittlungsbehörden befassen, sagte der Insider. So werde etwa untersucht, ob die Verantwortung für die verdächtigen Geldtransfers bei einzelnen Mitarbeitern oder bei der Führung des grössten deutschen Geldinstituts liege.

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Die Deutsche Bank schweigt

Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar dazu ab, zu welchem Zeitpunkt sie die betreffenden Transaktionen bei den Behörden gemeldet hat. Die Beziehungen zur Danske Bank seien 2015 beendet worden und sie habe ihre Geldwäscherei-Kontrollen verschärft, die Zahl der zuständigen Mitarbeiter erhöht und mehrere hundert Millionen Euro in die Erneuerung der Kontrollsysteme gesteckt. Bei allen relevanten Untersuchungen werde die Bank notwendige Informationen zur Verfügung stellen.

Die Deutsche Bank war jahrelang als Korrespondenzbank für das dänische Geldhaus tätig, das im Zentrum des weltgrössten Geldwäschereiskandals steht. Über die Filiale der Danske Bank in Estland waren in den Jahren 2007 bis 2015 verdächtige Zahlungen in einem Volumen von 200 Milliarden Euro gelaufen. Ende September hatten Ermittlungsbeamte der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamts in der Zentrale der Bank Unterlagen im Zusammenhang mit der Danske Bank sichergestellt.

Mitarbeitern droht die Stafverfolgung

Sollten die Ermittler bei den Untersuchungen feststellen, dass Mitarbeiter oder das Management der Deutschen Bank ihre Beteiligung an den verdächtigen Transaktionen vertuscht hätten, könnten die Banker oder der Konzern mit einer Strafverfolgung rechnen, sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person.

Das wäre ein weiterer Rückschlag für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der dem Institut im Sommer eine drastische Schrumpfkur verpasst hat. Mehr als sieben Milliarden Euro kostet der grösste Konzernumbau in der Firmengeschichte, weltweit müssen 18'000 Mitarbeiter gehen.

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die Meldungen bei verdächtigen Geldtransaktionen sammelt, lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Insider sagte, dass der Deutschen Bank im Falle von womöglich verspätet abgegebenen Verdachtsfällen keine Strafe der BaFin drohe, da sie im Zusammenhang mit dem Danske-Skandal nur eine Rolle als Korrespondenzbank inne gehabt habe.

 Fragwürdiges Verhalten in China

In die Schlagzeilen ist auch das frühere Geschäftsgebaren der Deutschen Bank in China geraten. Einem gemeinsamen Bericht von «Süddeutscher Zeitung», WDR und «New York Times» zufolge bedachte das Institut chinesische Politiker und Manager staatseigener Betriebe nach 2002 jahrelang mit Geldzahlungen und Geschenken.

Präsident Jiang Zemin, Ministerpräsident Wen Jiabao und Vizepremier Zeng Peiyan hätten Geschenke wie einen Kristalltiger für 15’000 Dollar, einen Fernseher oder eine Hifi-Anlage erhalten. Die Medienunternehmen verwiesen auf interne Bankdokumente, die sie ausgewertet haben.

1000'000 Dollar für dubiose Berater

Demzufolge seien etwa an eine «dubiose Beraterfirma» 100’000 Dollar geflossen. Ausserdem habe die Bank mehr als einhundert Angehörige einflussreicher Chinesen eingestellt, um Beziehungen zur Regierung aufzubessern. Dabei habe es sich meist um Kinder von hochrangigen Kadern, Beamten oder Managern staatseigener Betriebe gehandelt.

Die Deutsche Bank verwies in einer schriftlichen Stellungnahme auf die laufenden internen Untersuchungen zu dem Thema. «Diese Vorfälle reichen bis ins Jahr 2002 zurück und wurden angemessen behandelt. Die Deutsche Bank führt aus eigenem Antrieb interne Untersuchungen durch, um Fehler und Mängel der Vergangenheit zu identifizieren und zu beheben.»

Fehlverhalten sei an Behörden gemeldet worden. Wo Schwachstellen gefunden worden seien, habe die Bank Gegenmassnahmen ergriffen.

(reuters/mbü)