Top-Zahlen, und das mitten in der Corona-Krise. Anders als sein Vorgänger Tidjane Thiam startete der neue CS-Chef Thomas Gottstein nicht mit Heulen und Zähneklappern. Und anders als Thiam verkündete Gottstein auch keine Zahlen, wie sich geplante Sparmassnahmen in konkreten Stellenabbau übersetzen. Für die Credit Suisse Schweiz wird es trotzdem ernst: 20 von 120 Filialen landesweit werden hierzulande geschlossen.

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Gottstein nimmt mit seinem Konzernumbau vieles zurück, was Thiam angestossen hatte, legt zusammen, wo dieser stärker regionalisiert hatte. Und er setzt auf ein derzeit viel diskutiertes Thema: Der Bereich Sustainability wird in der Konzernleitungsebene verankert.

Begrüssenswert, dass weniger Geld in Öl und Kohle fliesst.

Dieser Schritt ist begrüssenswert in Zeiten, in den die Schweizerische Nationalbank mit ihrer Neutralität begründet, dass sie Aktien von Klimasündern und Waffenhändlern im Portfolio hält und der Bundesrat in seinem Beschluss zum nachhaltigen Finanzplatz nicht eine konkrete Massnahme nennt. Begrüssenswert ist auch die freiwillige Selbstverpflichtung, Investments in Kohle und Öl zu begrenzen.

Das Verankern der Nachhaltigkeit in der Konzernleitung kommt allerdings nicht mit einer Erneuerung einher, vielmehr mit einer Reorganisation. Chief Risk Officer Lara Warner integriert den Bereich Compliance. Viele Unternehmen haben diese Aufgaben nie getrennt. Die bisherige Compliance-Managerin Lydie Hudson übernimmt den Bereich der Sustainability. Darüber hinaus kümmert sich im Verwaltungsrat Harvard-Professorin Iris Bohnet explizit um das Thema, in jeder Abteilung soll es einen Sustainability-Verantwortlichen geben.

Die Credit Suisse inszeniert ihre Ernsthaftigkeit.

Mit der Publikation solcher Details will die Credit Suisse signalisieren, wie ernst sie das Thema nimmt. Es steht einem neuen Konzernchef sicher auch nicht schlecht zu Gesicht, sich mit einem Trendthema in Szene zu setzen.

Wer allerdings so öffentlich seine Vorreiterrolle betont, muss damit rechnen, daran gemessen zu werden. Das zeigt das Beispiel des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock, der sich Nachhaltigkeit ebenfalls mit besonderem Nachdruck auf die Fahnen geschrieben hat. Als dann aber das Abstimmungsverhalten der Firma an Generalversammlungen analysiert wurde, konnte man feststellen, dass Blackrock in fast neun von zehn Abstimmungen gegen das Klima votierte.

Konzernchef Larry Fink gelobte daraufhin Besserung, befeuerte mit den Vorfällen aber das Misstrauen vieler Beobachter, dass Finanzkonzernen das Thema Nachhaltiges Anlegen nur zum Feigenblatt gereicht.

Es ist Thomas Gottstein zu wünschen, dass er den Misstrauischen einen echten Gegenbeweis liefert. Dass es ihm gelingt, eine Grossbank zu führen, deren finanzieller Erfolg sich aus der Umsetzung echter Klimaziele schöpft. Denn wenn Gottstein dies gelänge, wäre dies ein ein grosser Erfolg für die Credit Suisse. Doch vor allem wäre es eine – sehr – gute Nachricht für uns alle.