Der Entscheid ist hoch symbolisch: Am Donnerstagmorgen hat die Axpo ihrem Atomkraftwerk Beznau den Stecker gezogen. Zunächst sollen noch einmal 350 Millionen investiert werden, um die zwei Reaktoren bis 2033 betreiben zu können. Doch danach, und das macht Axpo-Chef Christoph Brand sehr klar, soll Schluss sein.

Der Entscheid macht Sinn. Einerseits muss ausgesprochen werden, was Fachleuten schon länger klar ist: Das Kraftwerk ist alt und kommt ans Ende seiner technischen Lebensdauer. Schon heute fehlen zunehmend Ersatzteile, die Axpo muss diese auf Vorrat bunkern. Wenn Beznau dereinst vom Netz geht, wird es mehr als sechzig Jahre in Betrieb gewesen sein. Niemand rechnete beim Bau mit so einer langen Laufzeit.

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Der Entscheid ist auch gut, weil er Fakten schafft und klar signalisiert: Es ist nicht die Zeit für Träumereien. Ein Weiterbetrieb über 2033 hinaus sei keine Frage des Geldes, sagt Brand. Es gehe schlicht nicht mehr.

Der Strom wird nach dem Abschalten 2033 nicht sofort knapp. Ernst wird es ein paar Jahre später, wenn die grossen AKW in Gösgen und Leibstadt das gleiche Schicksal treffen wird. Dann fallen grosse Mengen Strom weg, die – vor allem im Winter – schwierig ersetzt werden können.

Und es sieht nicht danach aus, dass neue AKW diese Aufgabe übernehmen werden. Auch das macht die Axpo deutlich. Sie wird keine neuen bauen, weil die verfügbaren Technologien nicht wirtschaftlich seien, ohne dass der Staat sie massiv unterstützen würde.

Keine Träumereien mehr heisst: Will die Schweiz früher oder später nicht im grossen Stil im Winter zur Stromimporteurin werden, muss jetzt forsch investiert werden. Die wichtigsten Optionen sind vor allem: Windstrom, Gaskraftwerke und Solarstrom.

Am wenigsten muss man sich um den Zubau der Photovoltaik sorgen. Schon heute gibt es Monate, in denen Sonnenstrom 10 Prozent der Schweizer Produktion ausmacht. Und der Anteil wird weiter zunehmen, denn Solarstrom ist günstig geworden.

Doch Solarstrom ist Sommerstrom. Wer den Wintermangel mit Solarstrom lösen will, muss seine Panels entweder gezielt darauf ausrichten – und damit einen Teil der Produktion opfern – oder so stark zubauen, dass es im Sommer zu einem massiven Überangebot kommt. Dann ist aber nicht mehr Strommangel das Problem, sondern ein Überangebot, das die Netze zum Kollabieren bringen könnte.

Die perfekte Ergänzung zur Sonne hiesse, die Windkraft zu nutzen – das zeigt sich im Ausland. Doch da bewegt sich die Schweiz nur im Schneckentempo. Einsprachen behindern praktisch jede einzelne Windturbine. Kaum ein Politiker getraut sich, sich dafür starkzumachen. Dabei zeigen Beispiele in Süddeutschland, dass das Geschäft funktioniert. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum das nicht auch in der Schweiz so sein sollte.

Und so ist der Abschalt-Entscheid der Axpo vor allem ein Fingerzeig für die Politik: Den Stromkonzern selbst, der im Besitz der Kantone und Gemeinden steht, kümmert es nicht wesentlich, ob die Schweiz mehr Strom importiert. Er verdient sein Geld schon heute vor allem im Ausland, und mit der Schweizer Grundversorgung hat die Axpo – Stichwort auslaufende Kraftwerkkonzessionen – laufend weniger zu tun.