Fabrice Zumbrunnen zupft am Revers seines grauen Sakkos, atmet ein und tritt entschlossen in den Saal im vierten Stock des Migros-Hochhauses in Zürich. «Grüezi mitenand», sagt der Westschweizer im Vorbeigehen. Hinter ihm im Gleichschritt: Migros-Handelschef Beat Zahnd. Gemeinsam werden die beiden Migros-Topmanager verkünden, dass sie sich von Globus, Depot, Interio und M-Way trennen wollen. Oder müssen.
Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Ihre Migros, die einst unangefochtene Nummer 1 im hiesigen Detailhandel, ist in Bedrängnis: Coop ist auf der Überholspur, Aldi und Lidl ergattern Marktanteile, ausländische Onlinegiganten überrollen das Land, der Franken bleibt hart und ennet der Grenze einkaufen äusserst beliebt. Die ungemütliche Lage der Migros spiegelt sich in den Zahlen wider: etwa in immer dünner werdenden Margen oder grossen Abschreibern. Und in einem Reingewinn, der sich innert fünf Jahren von 826 Millionen auf 475 Millionen Franken fast halbiert hat.
Da kann selbst die nicht zwingend gewinngetriebene Genossenschaft nicht länger tatenlos zusehen. Zumbrunnen und Zahnd, ein Neuenburger und ein Berner, wollen nun gemeinsam mit der neuen Migros-Präsidentin Ursula Nold von der Zürcher Zentrale aus den orangen Tanker wieder zurück auf Kurs bringen, zurück zu dem, was die Migros erfolgreich gemacht hat, zum Kerngeschäft. Alles, was nicht dazu passt, wird abgeworfen. Die Zeit der Millionen-Zuschüsse für kränkelnde Tochterfirmen ist vorbei. Genug ist genug. Der Migros-Chef freilich sagt es netter: «Man muss sich laufend die Frage stellen, welche Unternehmen zur Migros und zu ihrer strategischen Ausrichtung passen. Dabei müssen wir analysieren, wo wir sinnvoll investieren und wo wir uns unter Umständen lösen müssen.»