Der Abgang von Bruno Pfister kam überraschend: Dass der CEO nur ein Jahr nach der Ankündigung des auf drei Jahre angelegten Effizienzprogramms «Swiss Life 2015» seinen Rücktritt bekanntgab, erstaunte nicht nur Börsianer und Analysten, sondern auch viele Mitarbeiter. Die offizielle Begründung eines «Generationenwechsels» überzeugte bei einem 54-Jährigen nicht wirklich, und so berichtete die «NZZ am Sonntag» dann auch, Pfister sei abgesetzt worden. Bei den Gründen blieb sie jedoch vage: Unverträglichkeit mit Schweiz-Chef Ivo Furrer, zu rüdes Auftreten.
Der wahre Grund ist ein anderer: Die Entfremdung zwischen Pfister und VR-Präsident Rolf Dörig. Beide stiessen 2002 von der CS zur taumelnden Swiss Life und wirkten lange wie ein eingespieltes Ehepaar: Pfister kümmerte sich um die Zahlen, Dörig um die grosse Linie. Doch das reichte dem Präsidenten nach Jahren des Sanierens nicht mehr: Obwohl laut Organisationsreglement «die strategische Ausrichtung» dem Verwaltungsrat obliegt, forderte Dörig von Pfister eine Wachstumsstrategie. Das Resultat soll Dörig nicht überzeugt haben. Pfister erschien dem VR nur noch als wenig sozialer Kostendrücker.
Abschreiber möglich
Dazu kamen die Probleme mit dem früheren AWD, dessen Aufsichtratsvorsitzender Pfister bis zuletzt war. Das Sorgenkind war vor einem Jahr in Swiss Life Select umbenannt worden, doch der Turnaround blieb aus. Der Umsatz fiel in diesem Jahr nochmals um etwa zehn Prozent; Rivalen wie MLP verloren nur die Hälfte. Viele Berater kündigten, im Sommer setzte Pfister abrupt den Deutschland-Chef Götz Wenker ab, direkt nach der 25-Jahr-Feier. Trotz Entspannung bei den Rechtsfällen halten Insider einen weiteren Abschreiber im nächsten Jahr für möglich. 600 Millionen Franken schrieb die Swiss Life vor einem Jahr ab, der AWD-Goodwill beträgt aber noch immer 700 Millionen.
Dabei war es Dörig, der als CEO Ende 2007 den AWD-Kauf für happige 1,9 Milliarden durchgepeitscht hatte. Als Kompromiss soll er Pfister angeboten haben, noch zwei Jahre bis zum Abschluss von «Swiss Life 2015» zu bleiben. Doch Pfister soll eine Perspektive für fünf Jahre gefordert haben. Es blieb nur der Schnitt: Vertragsende in acht Monaten. Einen Sitz im Verwaltungsrat bot Dörig seinem langjährigen Mitstreiter nicht an.