War da was? Als die Corona-Pandemie tobte, und Pharmaunternehmen wie Pfizer, Moderna sowie Roche im Schnellzugtempo Impfstoffe, Medikamente und Tests auf den Markt brachten und damit Milliardenumsätze machten, brach plötzlich eine Debatte um sogenannte Übergewinne los. Später spukte dieses Konstrukt herum, als im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine die Strompreise durch die Decke gingen – was bei den Energieunternehmen zu Rekordgewinnen führte.

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Das Prinzip ist einfach: Man setze dem Gewinn ein «Über» voran und unterstelle damit, dass die Gewinne «übermässig» seien – und schon ist das Terrain bereitet, um als Regierung mit scheinbar gutem Recht bei wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen zusätzlich zulangen zu dürfen. 

Die Pandemie ist vorbei, die Energiepreise haben sich normalisiert. Im Nachgang zeigt sich heute umso deutlicher, wie falsch die Debatte um die sogenannten Übergewinne ist. Denn: Bei der zusätzlichen Besteuerung solcher angeblichen Übergewinne wird ausser Acht gelassen, dass temporäre Rekordgewinne noch lange kein Garant für langfristigen Erfolg sind. Das zeigt ein Blick auf die Corona-Gewinner und der Fakt, wie schwer sich die Impfstoff- und Testing-Helden von einst mit dem Zurück-zur-Normalität tun.

Von «Untergewinnen» spricht keiner 

Der amerikanische Impfstoffhersteller Pfizer macht heute nur noch gut die Hälfte der Umsätze wie zu Spitzenzeiten der Pandemie, der Aktienkurs ist ein Trauerspiel. Noch schlechter sieht es bei Biontech und bei Moderna aus. Beide Unternehmen hatten kaum ein Geschäft ausserhalb von Corona und sind deshalb noch stärker exponiert. Die Mainzer Biontech machte während Corona 19 Milliarden Euro Umsatz mit ihrem Impfstoff Comirnaty und 10 Milliarden Euro Gewinn. Im ersten Quartal dieses Jahres schaffte sie gerade mal noch 200 Millionen Euro Umsatz. Dafür lagen die Verluste bei 300 Millionen Euro. In der Logik der Übergewinne müsste man nun von Untergewinnen sprechen, die wiederum steuerlich zusätzlich berücksichtigt werden müssten. Doch so weit geht die Kreativität der Politik offenbar nicht.

Das Beispiel der Corona-Gewinner zeigt: Das Gerede von den Übergewinnen ist Unsinn. Gewinne sind weder gut noch schlecht. Sie sind eine rein rechnerische Grösse, die das bezeichnet, was nach Abzug aller Kosten bei einem Unternehmen übrig bleibt und die deshalb je nach Geschäftsgang mal höher und mal tiefer ausfällt. Zusätzliche Steuern auf angebliche Übergewinne sind deshalb ein Unding. Sie sind nicht nur zwangsläufig willkürlich, weil sie unterstellen, dass es richtige und falsche Gewinne gibt und dass die Politik das Recht hat, darüber zu entscheiden, ob es sich um Ersteres oder Letzteres handelt – sie gefährden auch die Geschäftsgrundlage von Unternehmen. Denn eines ist klar: Unternehmen brauchen Stabilität und keine Hüst-und-Hott-Politikerinnen und -Politiker, die ihnen je nach Gutdünken einmal mehr und einmal weniger Steuern in Rechnung stellen lassen. In Krisenzeiten wie diesen gilt das ganz besonders.