In den letzten fünfzehn Jahren wurde die Schweizer Finanzbranche von einer regelrechten Regulierungswelle überrollt. Nach der Finanzkrise und verschiedenen Fehltritten innerhalb der Branche forderte die Politik verstärkten Kundenschutz – grundsätzlich ein ehrenwertes Ziel. Doch bin ich überzeugt, dass die exponentielle Zunahme der Regulierung der Kundschaft und letztlich unserer Wirtschaft mehr schadet als nützt.

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Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS markierte keinen Wendepunkt, sondern ist bloss die Spitze des Eisbergs. Bereits vor dieser Fusion, die trotz strenger Regulierung notwendig wurde, sind Hunderte Banken in der Schweiz verschwunden. Zusätzlich haben auch rund tausend unabhängige Vermögensverwalter ihr Geschäft aufgegeben.

Ein zentraler Treiber dieser Konsolidierungswelle sind die steigenden Regulierungskosten angesichts immer teurer werdender Compliance-Anforderungen. Doch mit jeder Fusion wächst das Klumpenrisiko, wodurch weitere potenzielle Too-big-to-fail-Institute entstehen, deren Rettung im Krisenfall die Steuerzahlenden belasten – sei es direkt durch staatliche Hilfe oder indirekt durch den Ausfall von Steuereinnahmen.

Die Gastautorin

Jamie Vrijhof-Droese ist Unternehmerin, Verwaltungsrätin, Referentin und Autorin. Sie ist Managing Partner von WHVP, einem Vermögensverwalter mit Fokus auf US-Kundinnen und -Kunden.

Gleichzeitig werden die Geschäftsmodelle der grossen Institute zunehmend unübersichtlich. Während die Bindung zur Kundschaft und die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber abnimmt, kommt es auch zu einer Überforderung bei den Aufsichtsorganisationen, wie im Fall Credit Suisse eindrücklich klar wurde. Die Schweiz ist ein Land der KMU – und das sollte auch im Finanzsektor so bleiben. Gerade die dezentral organisierten, überschaubaren Institute spielen eine Schlüsselrolle: Sie pflegen eine enge Beziehung zu ihrer Kundschaft und zur lokalen Wirtschaft, die sie mit massgeschneiderten Finanzlösungen unterstützen und begleiten. Eine übermässige Konsolidierung gefährdet nicht nur diese Vielfalt, sondern schwächt auch den Wettbewerb. 

Die Regulierungsflut zeigt sich zudem in der stetig wachsenden Komplexität von Kontoeröffnungen und Informationspflichten. Die Kundinnen und Kunden stehen vor dem nahezu unlösbaren Problem, sämtliche Formulare, Deklarationen und Geschäftsbedingungen zu lesen und zu verstehen. Wer sich nicht klassifizieren lassen will oder den immer umfangreicheren AGB nicht zustimmt, dem wird die Dienstleistung schlichtweg verweigert.

Ein weiterer Nachteil für die Kundschaft sind die steigenden Kosten. In einer zunehmend digitalen Welt, in der Dienstleistungen grundsätzlich günstiger werden, sind Banken gezwungen, weiterhin Papierberge zu produzieren und gleichbleibend hohe – oder sogar steigende – Gebühren zu erheben.

Selbstverständlich braucht es Kundenschutz und Regulierung. Doch in der Schweiz droht uns, über das Ziel hinauszuschiessen. Die Kunden und Kundinnen erhalten weniger Vielfalt im Angebot, werden durch endlose juristische Texte verwirrt und bezahlen höhere Preise – obwohl sie bereits seit Jahren auf hohem Niveau geschützt sind. Mangelnde Integrität und kriminelle Energie lassen sich nicht wegregulieren. Deshalb sollten wir uns darauf konzentrieren, die Stärken unseres Finanzplatzes zu bewahren und gezielt weiterzuentwickeln. Das erfordert eine flexible und pragmatische Regulierung, die die Bankenvielfalt fördert und Handlungsspielräume schafft. Nur so können Stabilität und Vielfalt im Bankensektor zum Vorteil der Kundschaft erhalten bleiben.