Als Berater erleben Sie täglich die Personalmanager in den Firmen. Wie ist die Stimmungslage nach dem 9. Februar?

Matthias Mölleney:
Das Volk hat knapp, aber eindeutig entschieden, und das wird selbstverständlich respektiert. Trotzdem sind viele Personalverantwortliche verunsichert, die meisten schütteln den Kopf. Vor allem in den Betrieben, die auf Grenzgänger angewiesen sind.

Wieso?
Betroffen davon sind meist KMUs in den Grenzkantonen wie Stahl- und Holzbauer, die qualifizierte Handwerker brauchen. Dort sind Arbeitsplätze in Gefahr, da wird über Verlagerungen nachgedacht.

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Gibt es auch positive Reaktionen?
Einige weit blickende Personalchefs denken über Wege nach, den eigenen Mitarbeiterstamm besser zu nutzen. Zum Beispiel durch Beschäftigung über das Renteneintrittsalter hinaus, durch Angebote an Teilzeitmitarbeiter, ihr Pensum zu erhöhen – vor allem bei den Frauen. Das hat natürlich auch merkwürdige Folgen: Ehepartner von Schweizern werden umworben, während man die Partner von Ausländern bewusst ausschliesst.

Aber für hoch bezahlte Kader und Spezialisten bleibt das Salär als Anreiz.
Bedenken Sie, dass wir mit dieser Abstimmung nicht über willenlose Geschöpfe entschieden haben. Wir reden über intelligente, gut informierte Menschen, die sich genau überlegen, ob sie den Schritt in ein anderes Land wagen wollen. Diese Kandidaten sind über die Lage bestens informiert. Für sie gilt der Ruf der Anwerber aus der Schweiz jetzt wie ein Aufruf zum Wechsel in ein Umfeld, das sie eigentlich überwunden glaubten.

Sie machen Witze.
Keineswegs. Das Image der Schweiz hat sich in unseren Nachbarländern zum Teil stark verändert. Zwar gibt es dort in gewissen Kreisen Sympathie für den Schweizer Entscheid, aber viele der Bewerber, die wir für die Schweiz gewinnen wollen, reagieren jetzt kategorisch ablehnend auf Anfragen. Die Antwort dieser Leute: Die Schweiz kommt für mich nicht mehr in Frage. Andere sind sehr verunsichert.

Das kann sich ja legen.
Das schwierigste Thema ist der Familiennachzug. Topqualifizierte Kandidaten sind nicht auf Angebote aus der Schweiz angewiesen, und sie kommen nicht, wenn ihnen in dieser Frage keine Garantie gegeben wird. Aber niemand kann ihnen das heute garantieren. Früher hatten wir auf zehn Anfragen, einen Job in der Schweiz anzunehmen, neun positive Reaktionen, jetzt interessieren sich gerade noch zwei von zehn Kandidaten. Die Folgen sind fatal, der neue Artikel in der Bundesverfassung ist kein Willkommensgruss.