«Was ist die zukünftig erfolgreichste Version Ihres Unternehmens?», fragte Michael Locher-Tjoa, Managing Director SAP Schweiz, bei der Eröffnung das SAP Campus Basel 2019 in das bis zum letzten Platz gefüllte Auditorium. Es könne gut sein, dass die Antwort nicht mehr viel mit dem gegenwärtigen Unternehmen zu tun hat, beantwortete der Gastgeber seine Frage und verwies auf aktuelle «Disruptoren» wie Airbnb, Uber und Netflix. Dass die Zukunft dem intelligenten Unternehmen gehört, sei hingegen gewiss.

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Beim grössten Anlass der IT-Branche in der Schweiz mit über 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stand deshalb die Zukunft des intelligenten Unternehmens im Mittelpunkt. SAP bringt, wie Locher-Tjoa ausführte, für diese Zukunft drei Dimensionen ein: eine intelligente Suite von Anwendungen, eine digitale Plattform mit SAP Cloud Platform und SAP HANA Data Management Suite sowie intelligente Technologien mit SAP Leonardo. Auf dieser Basis beginnt die Reise zum intelligenten Unternehmen. «Ich möchte das Publikum neugierig auf die intelligente Zukunft machen», formulierte Locher-Tjoa sein Konferenzziel.

Und dafür bekam das Publikum am 3. und 4. April in Basel reichlich Gelegenheit. Unter dem Motto «Explore the Future of Intelligence» vertieften weit über hundert Sessions und Demos einzelne Aspekte intelligenter Technologien und Lösungen anhand von Use Cases, Kundenbeispielen und Live-Vorführungen. Gerade die Präsentation von Lösungen bei Unternehmen wie Credit Suisse, SBB, Digitec-Galaxus, Migros, SV Group und Ypsomed stiessen auf reges Interesse.

«Es braucht die emotionale Ebene»

Es war an Luka Mucic, Finanzvorstand von SAP SE, in seinem Keynote-Referat darauf hinzuweisen, dass bei der digitalen Transformation, die derzeit Wirtschaft und Gesellschaft erfasst, nicht die Technologie, sondern der Mensch im Zentrum steht. Mit Verweis auf Stephen Hawking erinnert er daran, dass Intelligenz die Fähigkeit ist, sich dem Wandel anzupassen. Es gehe in erster Linie darum, Trends im menschlichen Verhalten, Trends bei den Menschen mit digitalen Innovationen zu verknüpfen.

Einen Schwerpunkt bildet dabei die Customer Experience (CX), das Kundenerlebnis. SAP bietet Firmenchefs heute die Bereitstellung aller betriebsbezogenen Daten, die sie für eine kluge Unternehmensführung benötigen. Sie können diese Daten nutzen, um das Verhalten ihrer Kunden zu analysieren, ihre Mitarbeiter zu inspirieren oder ihre Lieferkette zu optimieren. «Doch was in dieser Welt der Zahlen bisher gefehlt hat, ist die emotionale Ebene» diagnostizierte Mucic. «Wie empfinden Kunden das Einkaufserlebnis? Gefällt ihnen der Kontakt mit einem Unternehmen? War das Erlebnis angenehm oder haben sie sich geärgert?» 

Hier setzt SAP mit SAP C/4HANA zusammen mit der im Januar angekündigten Übernahme von Qualtrics an. In Basel konnten Besucher die CRM-Softwaresuite der 4. Generation erleben. Kurze Live-Acts führten in diese neue Welt ein, in der Unternehmen vertrauensvolle Beziehungen zu ihren Kunden aufbauen und deren Erlebnisse zielgerichtet steuern können. Die In-Memory-CX-Suite hält Cloud-Lösungen bereit für Marketing, Handel, Vertrieb, Service und Kundendaten. Jede dieser Cloud-Lösungen bekam im Live-Theater einen Slot.

Customer Experience ganz konkret

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Am Beispiel eines Freizeitparks zeigte SAP ganz konkret auf, worauf es in der Praxis ankommt, wenn man Kunden zufriedenzustellen will. Eine typische Herausforderung von Freizeitpark-Betreibern besteht in der möglichst genauen Einschätzung des Besuchervolumens. Das Wetter, Brückentage, Konzerte in der Umgebung, die Fussball-WM, spezielle Attraktionen im Park: Diverse Faktoren haben einen Einfluss darauf, wie viele Kunden Interesse an den «Produkten» im Park haben. Kommen übermässig viele Besucher, bedeutet das stärker befahrene Strassen bei der Anfahrt, vollere Parkplätze und längere Warteschlangen.

Anhand von historischen Daten lassen sich jedoch die Besucherströme analysieren, Korrelationen zum Wetter und parallelen Veranstaltungen in der Region herstellen, Vorverkäufe von Tickets einbeziehen und schauen, wie stark die mobile App genutzt wird. Mit diesen Informationen lässt sich recht gut vorhersagen, wie viele Besucher zu erwarten sein werden. Tickets können zudem einen VIP-Pass enthalten oder mit einem «Fast-Track»-Service Wartezeiten reduzieren. Möglich ist auch, dass sich Besucher virtuell in einer Schlange anstellen, während sie die Wartezeit für Verpflegung oder Entspannung nutzen. Das hinterlässt bestimmt ein positiveres Kundenerlebnis als lange Wartezeiten in der Schlange.

Über ein Dutzend weiterer Live-Szenarios zeigte den Campus-Besuchern, wie Unternehmen mit intelligenten Technologien bereits heute ihr Geschäft strategisch voranbringen. Am Beispiel eines einarmigen Banditen konnte man nachvollziehen, wie unter Einbezug von moderner Gesichtserkennung, Stimmanalysetools, Pulsfrequenzscanner und Wärmebildkameras intelligentes Engagement von morgen aussieht. McLaren zeichnete den Weg zu intelligenten Lieferketten nach, der zu tieferen Lagerbeständen, besserer Anlagenauslastung und höherer Stabilität der Supply Chains führte. Ein anderer Showcase vertiefte sich in die Möglichkeiten von Machine Learning, künstlicher Intelligenz und Co. für das Personalwesen und kam zum Schluss, dass sie alle HR-Kernbereiche revolutioniert. Und wieder ein anderes Szenario zeigte, wie durch das Zusammenspiel von Design-Thinking-Methoden und C4/HANA-Lösungen eine digitale Bier-Community zum Leben erweckt wird.

Breit abgestützte Innovationsförderung

Einen ebenso praktischen wie inspirierenden Einblick in das schlummernde Innovationspotenzial bot auch der «Intelligent Enterprise Truck» – ein 25-Tönner, der digitale Transformation zum Live-Erlebnis macht und im mobilen «SAP Immersive Experience Room» mit diversen Szenarien inspirierende Impulse gibt. Auch im Truck wurde Praxis grossgeschrieben: Verschiedene Beispiele zeigten, wie Unternehmen mit SAP Leonardo ihre Innovationen entwickeln und umsetzen.

Innovation ist ein strategisches Anliegen von SAP, das längst über die eigenen Grenzen hinausgeht. Mit dem vor rund zwei Jahren ins Leben gerufene SAP.iO ruft SAP weltweit interne und externe Start-ups auf, ihre Ideen zu verfolgen und so Produkte und Dienstleistungen zu verwirklichen. Sie können dabei auf finanzielle, technische, logistische und personelle Unterstützung durch SAP zählen. Mit dem Acceleration-Programm konnte SAP.iO bis heute gegen 100 Software-Jungfirmen in einem frühen Entwicklungsstadium fördern.

Computerbedienung: ein Blick genügt

Diese Innovationsförderung griff auch der SAP Campus in Basel auf. Sie war bereits zentrales Thema in der Keynote von Chris Barton, der in unterhaltsamer Weise den steinigen Weg von der Idee zum Erfolgsprodukt am Beispiel des von ihm mitgegründeten Musikerkennungsdienstes Shazam nachzeichnete. In der aufgewerteten Start-up-Zone dann präsentierten sich sechs ausgewählte Jungunternehmen, die mit intelligenten Technologien und neuen Geschäftsmodellen den Markt kräftig aufmischen: im Supply Chain Management und in der Personalplanung, in der Verwaltung von Kundendaten und in der Fertigung.

Auf besonderes Interesse stiess das Start-up 4tiitoo mit seiner Computerbedienung mit Blicksteuerung. Dabei verfolgt die Software die Augenbewegungen von Benutzern und erkennt die Intention des Nutzers, um dann automatisch die beabsichtigte Aktivität – ein Fenster öffnen oder schliessen, ein Feld für die Dateneingabe auswählen etc. – auszulösen. Stephan Odörfer, Gründer und Geschäftsführer von 4tiitoo, zeigte live, wie sich Programme ohne Einsatz von Händen bedienen lassen. Dadurch entfällt der Wechsel zwischen Tastatur und Maus, entsprechend effizienter können Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigen.

Laufroboter live vor Ort

Eine weitere Überraschung der intelligenten Art bot sich den Campus-Teilnehmern im Partnerbereich. Da sahen sie den Laufroboter ANYmal autonom laufen, traben und springen. Auch Ducken, Strecken, Drehen und Neigen gehört zu seinem Bewegungsvokabular. Der vierbeinige Roboter, der optisch einem mittelgrossen Hund ähnelt, überwindet grössere Hindernisse, kriecht durch Röhren, erreicht Gebäude über Stufen und hat kein Problem mit Schnee, Wind, Regen oder Hitze. Dass er schmutzige, langweilige oder gefährliche Aufgaben übernimmt, macht ihn vollends zum idealen Begleiter des menschlichen Arbeiters.

ANYmal kann auf dem Bau, in Minen und an entlegenen Orten eingesetzt werden. Auf Offshore-Plattformen und in Abwasserkanälen hat er schon zuverlässig komplexe Aufgaben erledigt. Der vom ETH-Spinoff ANYbotics entwickelte Roboter ist zudem in der Lage, selbständig optische und akustische Inspektionen durchzuführen. Die grossen Datensätze, die ANYmal bei seinen Inspektionseinsätzen sammelt, werden schliesslich mit Hilfe von SAP-Software bei ANYbotics-Kunden eingespeist und verarbeitet.

Neben ANYmal zeigten Dutzende weitere praktische Anwendungsbeispiele am SAP Campus Basel eindrücklich vor allem eines: Die intelligente Zukunft hat bereits begonnen.

Der nächste SAP Campus findet am 10. und 11. März 2020 wieder in Basel statt.