Im zweiten Jahr der Pandemie hatten die Online-Shops in der Schweiz weiterhin einen starken Lauf. Wie gut das Geschäft 2021 im Netz lief, zeigt eine aktuelle Auswertung von Carpathia.
Die Zürcher E-Commerce-Agentur listet anhand von Firmenzahlen sowie eigenen Einschätzungen aufgrund von Paketmengen, Paketströmen und Gesprächen mit Branchen-Insidern die stärksten Webshops der Schweiz auf.
Zalando: Kleiner Satz, grosse Wirkung
Grösste Auffälligkeit bei den Zahlen für das Geschäftsjahr 2021: Zalando führt die Liste der verkaufsstärksten Webshops der Schweiz mit ungeahnt grossem Abstand an. David Morant, Digital Business Consultant und Mitinhaber von Carpathia, erklärt das so: «Ein kleiner Satz im Zalando-Geschäftsbericht zeigte uns, dass wir mit unseren Schätzungen bisher zu konservativ waren. Wir haben das jetzt korrigiert.»
Dieser kleine Satz findet sich versteckt auf Seite 229 im Zalando-Geschäftsbericht 2021 und lautet so: «Von dem erwirtschafteten externen Gesamtumsatz des Konzerns entfällt auf Deutschland mit 31,1 Prozent (Vorjahr: 28,9 Prozent) der grösste Anteil, gefolgt von der Schweiz mit einem Anteil im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.»
Die Aussage ist eine Überraschung. Bisher machte der Berliner E-Commerce-Turbo stets ein Geheimnis um seinen Schweizer Umsatz. Mit der offiziellen Angabe einer Prozentzahl lässt sich nun nachweisen, dass die Berliner hierzulande für über 1,4 Milliarden Franken Umsatz stehen.
Ikea als stärkster Aufsteiger
Sehr dynamisch hat sich im Schweizer E-Commerce Ikea entwickelt. Das Unternehmen stand 2019 erst knapp in den Top 20 und wird von Carpathia für 2021 mit einem Online-Umsatz von 295 Millionen Franken auf Platz 10 gelistet: «Ikea Schweiz sorgte 2021 für die mit Abstand prozentual grösste Zunahme», sagt Morant. «Dieser Fall zeigt, dass selbst Late Adopters schnell aufsteigen können – wenn sie ihr Geschäft gut machen.»
Ob und wie sehr die grossen Webshops ihre starken Wachstumsraten aus den Pandemiejahren 2020 und 2021 wiederholen können, ist aktuell fraglich. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass dem Online-Handel nach der Corona-Sonderkonjunktur ein wenig der Schnauf ausgeht.
Nicht weil der Online-Trend gebrochen wäre, sondern aufgrund der ausserordentlichen Faktoren wie Laden- und Restaurantschliessungen, die 2020 und 2021 für einen gewaltigen Extraschub im Online-Geschäft gesorgt hatten. Ausserordentliche Faktoren, die in der Zwischenzeit wieder weggefallen sind.
Online-Handel wächst weiter
Mehr Sinn als Vergleiche mit den zwei Pandemiejahren machen in diesem Geschäft wohl Gegenüberstellungen zu 2019, dem letzten Jahr vor Corona.
David Morant von Carpathia sieht das so: «Online-Shops mit einem Umsatzwachstum von über 35 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen auch bei einem Nullwachstum 2022 über dem langjährigen E-Commerce-Marktwachstum von jährlich 8 bis 10 Prozent. Bei 18 der Top-30-Unternehmen ist dies der Fall.»
Was also für 2022 bedeuten könnte: Auch wenn die gewaltigen Wachstumsraten der Corona-Zeit fürs Erste verständlicherweise passé sind, dürfte der Online-Handel weiterhin stärker wachsen als der stationäre Detailhandel.
Zalando mit Durststrecke
Und Zalando? Das erfolgsverwöhnte Unternehmen absolviert aktuell eine Durststrecke. Die Berliner mussten jüngst eine Gewinnwarnung bekannt geben und werden dafür an der Börse abgestraft.
Zu vermuten ist, dass nun bei Zalando – wie bei vielen anderen Tech-Unternehmen auch – die Profitabilität stärker im Fokus steht als der Umsatz. Das zeigt sich auch daran, dass die Firma kürzlich einen Teil ihrer Gratiskultur aufgegeben hat.
2 Kommentare
Ich ärgete mich über den „Zalando-Müll“ der Nachbarn, der gelegentlich den Hauseingang zustellt, und von dem gefühlt 80% wenig später retour geht. Es wäre gut, wenn die Zalando-Kunden wenigstens Fr. 20.— pro Retoure bezahlen müssten.
Quatsch