Raus aus den roten, rein in die schwarzen Zahlen: Erstmals seit drei Jahren haben die SBB 2023 wieder einen Gewinn eingefahren. 267 Millionen Franken! So viel bleibt unter Strich dank der Rückkehr zu rekordhohen Passsagierzahlen übrig. SBB-Chef Vincent Ducrot (61) gibt bekannt, was die täglich 1,32 Millionen Reisenden und Pendler davon haben.
Sicherheit, Sauberkeit und Pünktlichkeit
Diese drei Kernthemen wollen die SBB kurzfristig in Angriff nehmen. «Die Kunden bewerteten die Sauberkeit im letzten Jahr etwas schlechter. Grundsätzlich ist die Kundenzufriedenheit aber immer noch sehr hoch. Um Sicherheit und Sauberkeit zu verbessern, haben wir zusätzliches Personal angestellt», sagt der SBB-CEO.
Um die Pünktlichkeit zu verbessern, arbeiten die Teams aus Personen- und Güterverkehr sowie Infrastruktur enger zusammen. «Wir planen jede Baustelle akribisch, um die Auswirkungen auf den Bahnverkehr möglichst tief zu halten.» Ducrot weiss: «Jede Sekunde zählt! Dafür verlängern wir einige der Streckenzeiten, um uns zeitliche Reserven zu geben. Das ist nicht populär, aber wichtig. Lieber eine Minute länger fahren als verspätet sein! Pünktlichkeit ist entscheidend, weil wir pro Tag rund 80'000 Anschlussverbindungen anbieten.»
Personenverkehr durch den Gotthard
Die Arbeiten sind aufwendig und dauern lange, aber noch in diesem Monat wollen die SBB das Angebot auf der Schiene in Richtung Süden durch den Gotthard-Basistunnel deutlich herauffahren. Für Ostern, Auffahrt und Pfingsten gibt es Spezialfahrpläne, mit zusätzlichen Zügen durch den Basistunnel oder über die Gotthard-Panoramastrecke. «Unsere Gästezahlen ins Tessin haben sich schon gut erholt. Im September sollte sich die Lage endgültig normalisieren», verspricht Ducrot.
Festsetzung der Fahrpreise
Hier hält Ducrot fest, dass nicht die SBB allein über die Ticketpreise bestimmen. «Die SBB legen die Preise nicht selbst fest, sondern wir haben eine von 12 Stimmen im Strategierat der Alliance Swisspass. Die im Dezember 2023 erfolgte, erste moderate Preissteigerung seit sieben Jahren war eine Reaktion auf gestiegene Kosten und die Teuerung.»
Das ist der Freiburger SBB-Patron
Vincent Ducrot (61) ist seit April 2020 CEO der SBB – er hat die Bahn durch die Covid-Krise geführt. Der Freiburger war schon früher, von 1993 bis 2011, in der IT und anschliessend im Fernverkehr bei den Bundesbahnen tätig – bis er 2011 zum Generaldirektor der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) ernannt wurde. Der gelernte Elektroingenieur ist Vorstandsmitglied beim Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und beim ÖV-Informationsdienst Litra, sowie bei digitalswitzerland in Zürich. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von sieben Kindern. Er wohnt mit seiner Familie im Kanton Freiburg.
Steht bereits die nächste Preiserhöhung mit dem kommenden Fahrplanwechsel im Dezember 2024 an? Hier will sich CEO Ducrot nicht aus dem Fenster lehnen: «Aktuell gibt es keine Diskussionen hinsichtlich einer weiteren Erhöhung der Preise».
2 Kommentare
Die SBB kommuniziert widersprüchlich. Als die Bahnbillette und GA‘s im 2023 erhöht wurden, kommunizierte die SBB, dass sie Verluste generiert und deshalb die Preise erhöhen muss. Und in dieser Wuche wurde nun von einem Gewinn gesprochen. Was in aller Welt soll das nun bedeuten? Des Weiteren sollen bald Mehrfahrtenkarten nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden, weil die Automaten zu teuer, veraltet und ausgetauscht werden müssen. Die SBB denkt nicht an die älteren Leute und erkennt m.E. die Zusammenhänge der Wirtschaft nicht mehr korrekt.
Von wem wird die SBB subventioniert? Sicherlich nicht vom Bund, sondern letztendlich vom Steuerzahler. Auch ältere Menschen sind Steuerzahler. Auch wenn nicht alle älteren Menschen über die neusten Handy oder über Kreditkarten verfügen, sollte man ihnen das Leben nicht weiter erschweren.
Deshalb vertrete ich die Haltung, wenn die SBB den Service nur noch für die Mehrheit der jüngeren Bevölkerung adaptiert, so sollte die Quersubvention der SBB merklich reduziert werden. Denn die SBB ist ein ineffizientes Monopol-Unternehmen, welches hinsichtlich Organisation und ihrer Prozessabläufe durch eine externe Organisation überprüft und restrukturiert werden sollte.
Sie haben Recht mit dem Vergessen.
In der Frühlingssession wurde Herr Rösti von Herr Roth in der Fragestunde gefragt, ob mit dem Projekt MyRide denn der ÖV noch für alle zugänglich sei. (Siehe hier: https://www.parlament.ch/de/r…)
Für Menschen mit Behinderung ein Schlag ins Gesicht: Der ÖV ist nämlich auch jetzt noch nicht für alle zugänglich!
Aus interner Quelle kann ich Ihnen berichten, dass zB auch unklar zu sein scheint, ob MyRide von seheingeschränkten und behinderten Menschen selbstständig genutzt werden kann (im Moment sind meine Bekannten mit der aktuellen App diesbezüglich zufrieden).
Auch Menschen mit Behinderungen sind a) Kund*innen und b) Steuerzahler*innen. Wir haben die gleichen Rechte - wie auch Pflichten, wir wollen, dass die SBB sich ans Gesetz hält!