Das Finanzinstitut BSI hat Tradition, wurde 1873 als Banca della Svizzera Italiana in Lugano gegründet und ist die älteste Bank im Tessin. Doch deren Tage sind wegen ihrer Rolle in der Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) gezählt. Die Bank hat trotz offensichtlichen Verdachtsmomenten über Jahre Millionentransfers im Zusammenhang mit dem malaysischen Staatsfonds 1MDB nicht abgeklärt. Die hochprofitable Bankentochter in Singapur konnte schalten und walten, wie sie wollte – und steht nun im Zentrum des Skandals um den Staatsfonds 1MDB, bei dem gegen 1 Milliarde Dollar versickerte. Neben der BSI sind in dieser Affäre weitere Schweizer Banken verwickelt, etwa die Falcon Private Bank.
Die Schweizerische Bankenaufsicht Finma kommt in ihrem heute veröffentlichten Bericht zu einem vernichtenden Urteil, was die Tessiner BSI betrifft. Obwohl das Management auf höchster Ebene mehrfach die heiklen 1MDB-betreffende Geschäftsbeziehungen thematisierte und die Finma bereits 2013 auf die Risiken aufmerksam machte, liessen die Bankenchefs die hochprofitable Singapur-Tochter um den Chef Hanspeter Brunner unbehelligt. Der trat vor kurzer Zeit zurück, wie auch andere Mitstreiter. Nun nimmt auch CEO Stefano Coduri den Hut – gegen den BSI-Manager hat die Bundesanwaltschaft ein Verfahren eröffnet.
Shady-Deals für Hunderte Millionen
Die Finma berichtet heute von «zweifelhaften Transaktionen von Hunderten von Millionen US-Dollar», die nicht hinterfragt wurden. Die Bank «verstiess wiederholt, systematisch und über einen längeren Zeitraum» gegen die Pflicht, die Transaktionen entsprechend zu dokumentieren.
Die BSI kassierte für die 1MDB-Dienstleistungen gemäss Finma überrissene Gebühren. Es war den Schweizer Bankern egal, warum die ausländischen Staatsfonds Dienstleistungen für institutionelle Kunden bei einem auf Privatkunden spezialisierten Institut bezogen und dafür überhöhte, nicht marktübliche Gebühren bezahlten.
So genügte es der BSI, als wieder 20 Millionen Dollar auf ein Konto flossen, die Begründung, es handle sich um ein «Geschenk». Die Bank liess auch Gelder an einem Tag über diverse interne Konten fliessen, um sie dann anschliessend an ein weiteres Institut zu transferieren – diese Art von Transaktionen sind besonders für Geldwäscherei geeignet, da so Spuren elegant verwischt werden.
Mitarbeiterbedenken in den Wind geschlagen
Es gab bei der BSI durchaus Mitarbeiter, denen diese Geschäfte überaus verdächtig vorkamen und ein schlechtes Gefühl dabei hatten. Bereits 2012 wandte sich etwa ein Kundenberater gemäss dem Finma-Bericht an seinen Vorgesetzten: «Mein Team tätigt Transaktionen ohne richtig zu wissen, was wir machen und warum und ich fühle mich dabei ungemütlich (...) bei dieser Sache sollten wir genauer hinschauen.» Statt zu reagieren, wurde dieser Hinweis nicht weiter aufgegriffen.
Obwohl der zuständige Banker in Singapur wiederholt negativ auffiel, weil er sich gegen genauere Abklärungen wehrte, rieselte der Boni-Segen über ihn nieder. Er gehörte zu den Bestverdienern.
Singapur entzog die Bankenlizenz
Dabei dürfte es sich um Yeo Jiawei handeln, gegen den die Strafverfolgungsbehörden in Singapur ihre Ermittlungen noch erweitern, berichtete die «Business Times». So hat er offenbar Mittäter dazu aufgefordert, Beweismittel zu vernichten. Gegen ihn wird schon jetzt wegen Geldwäscherei und anderer Delikte ermittelt.
Gleichzeitig hat die Zentralbank Singapurs der BSI die Lizenz als Geschäftsbank entzogen, berichtete das «Wall Street Journal».
Die Tage der BSI sind gezählt: Zwar kann die EFG International wie geplant die Tessiner kaufen, doch die Bank wird gemäss Finma verschwinden. Keiner der BSI-Manager darf in der EFG tätig werden und in zwölf Monaten soll die BSI aufgelöst sein. Die Finma zieht zudem einen Gewinn von 95 Millionen Schweizer Franken ein.