Banken können sich aus Sicht der Ratingagentur Fitch künftig in einer Krise kaum noch auf staatliche Unterstützung verlassen. Als Konsequenz daraus verpasste Fitch als erste der drei grossen Ratingagenturen Dutzenden Geldhäusern in einem Rundumschlag schlechtere Noten für ihre Kreditwürdigkeit.

Mit am stärksten betroffen sind deutsche und österreichische Institute. Die Commerzbank etwa wird mit «BBB» nun um vier Stufen schlechter bewertet, weil sie nach den neuen EU-Regeln nicht mehr wie in der Finanzkrise darauf setzen kann, vom Staat gerettet zu werden. Die bisher gleichauf mit der Commerzbank eingestufte Deutsche Bank wird mit «A» eine Stufe schlechter bewertet. Auch sechs Landesbanken wurden herabgestuft. Ein schlechteres Langfrist-Rating macht die Refinanzierung von Unternehmen tendenziell teurer.

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Eigene Finanzstärke wichtiger

Die Banken müssen sich künftig weitgehend auf ihre eigene Finanzstärke verlassen. Die Annahme, dass der Staat bei der Commerzbank im Notfall einspringen würde, hatte ihr bisher zu einem um vier Noten besseren Rating verholfen. Dieser Faktor fällt nach dem Urteil der Ratingexperten nun vollständig weg. «Die gesetzlichen, regulatorischen und politischen Initiativen haben die Wahrscheinlichkeit einer staatlichen Unterstützung für Geschäftsbanken in den USA, der Schweiz, der Europäischen Union und in Hongkong deutlich reduziert», erklärte Fitch.

Bei Landesbanken und Instituten aus dem öffentlichen Sektor, die dem Staat oder Ländern gehören, sei dies im Einzelfall zwar anders. Dennoch stufte die Agentur auch die Landesbanken BayernLB, LBBW, SaarLB, NordLB, BremerLB und HSH Nordbank herab. Zwar sei eine staatliche Unterstützung noch möglich. Die Landesbanken könnten sich aber nicht mehr darauf verlassen. Nach den seit 1. Januar geltenden Regeln zur Abwicklung von Banken in der EU sollen künftig zunächst die Eigentümer und Gläubiger der Institute herangezogen werden, um Verluste aufzufangen, der Staat soll nur noch im Extremfall zur Kasse gebeten werden.

Die Herabstufungen hatten sich abgezeichnet. Fitch kündigte bereits im März 2014 eine Überprüfung wegen der veränderten Regeln zur Bankenrettung an. Zum Teil hatten die Institute die Folgen aber aus eigener Kraft abgemildert. So bestätigte die Agentur die Einstufungen etwa für die britische Barclays («A»), die französischen Grossbanken Societe Generale («A») und BNP Paribas («A+») sowie die Schweizer Institute UBS und Credit Suisse (beide «A»).

Deutsche Bank nimmts zu gemütlich

Die Deutsche Bank hat ihren Vorsprung auf die Rivalen aus Zürich damit verloren. Sie erreicht nun nur noch die sechstbeste Note auf der 23-stufigen Skala. Die Strategie der Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen überzeugt die Fitch-Analysten um Michael Dawson-Kropf nicht: «In Anbetracht der Tatsache, dass die Deutsche Bank sich fünf Jahre dafür Zeit nimmt, sieht Fitch ein grosses Risiko, dass die Hindernisse davon abhalten werden, ihre Ziele zu erreichen.» Wenn sie in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht entscheidend vorankomme, drohe ihr eine weitere Herabstufung. Eines ihrer grössten Probleme sei die Erfüllung der Vorschriften für die Verschuldungsquote in den USA. Die Note der vor der Abspaltung stehenden Postbank ist nun eine Stufe schlechter als die der Deutschen Bank.

Das Rating der Commerzbank liegt bei Fitch nur noch zwei Stufen über dem «Ramsch»-Status, der bestimmten Investoren ein Engagement in diesen Schuldtiteln verbietet. Die Agentur macht ihr aber Hoffnung auf eine bessere Note in den nächsten 12 bis 18 Monaten, wenn sie ihre Rendite bis dahin verbessert. Bisher hinke sie beim Gewinn «trotz gradueller Verbesserungen hinter der Konkurrenz zurück». Die Kapitalausstattung sei angesichts der schrumpfenden Risiken aus der internen «Bad Bank» inzwischen angemessen.

Die Münchener HypoVereinsbank wurde um zwei Noten auf «A-» herabgestuft. Bei ihr fürchtet Fitch, dass die italienische Mutter UniCredit künftig leichter einen Teil des dicken Kapitalpolsters abschöpfen kann. Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank ist weniger stark betroffen. Sein Rating hat sich nur um eine Note auf «BBB+» von «A-» verschlechtert.

In den nächsten Wochen droht den europäischen Banken noch mehr Schelte von Ratingagenturen. Die Nummer eins, S&P, will ihre Analyse der staatlichen Unterstützung für deutsche, österreichische und britische Institute Ende Mai abschliessen. Moody's hat bereits im März vor Herabstufungen gewarnt. Profitierten bisher noch 40 Prozent der Banken in Europa vom Staat in Form eines um mindestens zwei Stufen besseren Ratings, seien es künftig wohl weniger als fünf Prozent.

(reuters/chb)