«Wir bauen Klaviere, von denen wir denken, dass sie perfekt sind. Qualitativ hochstehende Klaviere und Flügel werden noch immer gebaut wie vor hundert Jahren. Das ist bei uns anders. Wir verbinden traditionelles Handwerk mit neuen Technologien. Wir fräsen viele Teile wie zum Beispiel den Steg, über den die Saiten laufen, den Resonanzboden oder das Gehäuse computergestützt, also mit einer CNC-Maschine. Wir erreichen dabei eine Präzision von einem Hundertstel Millimeter. Der klassische Klavierbauer macht das mit dem Stechbeutel. Dazu arbeiten wir mit der Schreinerei Künzli zusammen, gleich nebenan.
Zudem arbeiten wir mit den besten Materialien, die wir kriegen können. Das ist uns extrem wichtig. Unsere Eisenrahmen bestehen aus mehr als hundert Jahre alten Eisenbahnschienen aus Deutschland, die eingeschmolzen wurden. Eisen in einer solchen Qualität gibt es heute kaum mehr zu kaufen. Die Kräfte, die auf diesen Rahmen einwirken, sind gewaltig. Zudem achten wir auf die Herkunft, speziell die akustischen Teile sind aus Bergfichte, einem einheimischen Holz; darauf sind wir sehr stolz.
Nachhaltigkeit ist uns wichtig
Ahorn und Buche eignen sich gut für den Klavierbau, Arve und Lärche leider nicht, die Hölzer sind viel zu weich, zudem enthalten sie zu viel Harz. Tropenhölzer verwenden wir nur in Ausnahmefällen und nur, wenn sie zertifiziert sind. Wir konnten einen Bestand von Makassar-Ebenholz von einem verstorbenen Schreiner aus Mon, einem kleinen Dorf im Albulatal, übernehmen. Es war ein reiner Zufall, dass wir davon erfuhren, wir hatten einfach Glück. Makassar ist eines der edelsten Hölzer, die es überhaupt gibt. Man dürfte das nie machen, wenn man dafür Bäume schlagen müsste – aber wenn das Holz schon da ist, dann sollte man es doch nicht verbrennen, oder?
Auch bei den Chemikalien sind wir zurückhaltend. Die Trocknung beschleunigende Stoffe, wie sie in der Industrie verwendet werden, kommen uns keine ins Haus; aber ganz lassen sich Lösungsmittel nicht vermeiden. Auch hier gilt: Vom Alten nehmen wir das, was sich bewährt hat, zum Beispiel den Knochenleim, und dort, wo es nötig ist, greifen wir auf moderne Mittel zurück. Das Gute bewahren und dort, wo es sinnvoll ist, neue Methoden anwenden – daran halten wir uns. Wir arbeiten mit neuesten Technologien wie CAD und 3D, aber die Saiten ziehen wir noch immer von Hand auf, das braucht extrem viel Erfahrung. Da muss man schon wissen, wie man es machen muss.
Andere fahren teure Autos, wir bauen Klaviere
Bis jetzt haben wir fünf Instrumente gebaut und vor allem sehr, sehr viel investiert – vor allem Arbeit. Vor vier Jahren haben wir begonnen, es dürften Tausende von Stunden gewesen sein. Auch für Material haben wir viel Geld ausgegeben. Andere fahren teure Autos, wir bauen Klaviere! Gelebt haben wir von unserer bisherigen Arbeit als Klavierbauer und -stimmer, einem Arbeitsbereich, den wir auch in Zukunft pflegen werden. Es ist schon so: Wir haben auf viel verzichtet, aber mit Freude! Aber wir waren uns immer einig: Wir nehmen keinen Bankkredit auf.
Ab Januar beginnen wir mit der Serienproduktion – und dann kommt hoffentlich auch mal etwas Geld zurück. Wir wollen im nächsten Jahr mit drei Miniserien à drei Klaviere beginnen. Wir werden also jeweils drei Klaviere parallel produzieren, das macht das Ganze etwas effizienter. Wir rechnen mit etwa 450 Arbeitsstunden pro Klavier, wobei sich der ganze Produktionsprozess über sechs Monate erstreckt.
Wir wollten etwas auf den Markt bringen, das «verheppt»
Wir wollten nicht einfach etwas auf den Markt schmeissen, sondern etwas lancieren, das «verhebt». Doch nun sind wir uns sicher. Wir durften unser Klavier unseren Kollegen von Europiano, dem europäischen Verband der Klavierbauer, präsentieren: fünfzig Klavierbauer, die es auf Herz und Nieren prüften und es für gut befanden.
Es gibt Musiker, die sagen, das Klavier habe die Klangfülle eines Flügels. Das hat etwas: Unser Klavier hat vier Tasten mehr, also 92 statt 88. Das mittet den üblichen Spielbereich ein und macht ihn so viel voluminöser. Zudem arbeiten wir bei den hohen Tönen mit einem zusätzlichen Steg aus Buchsbaum, wie das Steinway seit hundert Jahren macht. Auch das Gewicht hats in sich: 350 Kilogramm!
Wir haben uns einen Jugendtraum erfüllt
Was uns jetzt noch fehlt, ist ein prominenter Pianist, der für uns Werbung macht. Das Standardmodell, das wir in den Handel geben, wird schwarz in Hochglanz sein; die Kunden wollen das so. Auf Bestellung können wir aber auch andere Gehäuse machen. Das ist einer der Vorteile unseres Vorgehens: Wir können die Klaviere bis auf das Gehäuse zusammenbauen und dann entscheiden, welches Gewand sie bekommen. Das ist beim traditionellen Klavierbau nicht möglich. Da steht immer schon zu Beginn der Arbeit fest, wie das Klavier am Schluss ausschauen wird.
Apropos Design: Auch hier wollten wir neue Wege gehen – also keine Füsschen und Verzierungen, sondern ein robustes, klares Design, das die Weiterentwick- lung widerspiegelt, die im Instrument steckt. Wir denken, es ist uns gelungen, eine neue Klavierklasse zu schaffen, und darauf sind wir richtig stolz. Wir haben uns damit einen Jugendtraum erfüllt.