Die Polster sind durchgesessen, das Leder abgewetzt, die Liquiditätsprobleme virulent. Der einst hochprofitable Möbelhersteller de Sede wirft sich in die Arme einer Gruppe Schweizer Patrons um die Oltner Aare Finanz- und Holding-AG, kontrolliert von der Familie Thommen. Das teilte die de Sede Group Mitte August mit, zugleich mit der Eröffnung des Konkursverfahrens. Gerade mal einen einstelligen Millionenbetrag habe die Familie bezahlen müssen, heisst es. Marc Thommen von der Aare Finanz- und Holding-AG äussert sich nicht zum Kaufpreis.
Am Talacker 42 in Zürich leckt man sich derweil die Wunden. Dort sitzt die Beteiligungsfirma Capvis. Sie hatte die De-Sede-Gruppe vor fünf Jahren gekauft. Etwa 80 Millionen Euro habe Capvis bezahlt, sagen mit dem Kauf vertraute Personen. Mitfinanziert hatten den Deal fünf Banken unter der Führung der HSH Nordbank. Stark beteiligt war Credit Suisse. Auch die Kantonalbanken aus Zürich und Luzern sowie die Landesbank Baden-Württemberg waren an Bord. Laut Involvierten steckte Capvis über 100 Millionen Euro in das unter dem Dach der de Sede Group München formierte Möbelportfolio (Machalke, Wellis). Unter dem Strich bleibt wohl ein Totalabschreiber. Capvis-Präsident Rolf Friedli wollte sich dazu nicht äussern.
Capvis schoss mehrere Millionen in die Gruppe ein und ersetzte Chefin Alice Stümcke durch Ex-Valora-Mann Kaspar Niklaus. Ohne Erfolg. Dass Anfang 2012 Sanierer Hans Ziegler im Beirat auftauchte, deutete nicht auf eine baldige Erholung hin.
2010, neuere Zahlen sind nicht publik, schrieb die de Sede Group einen operativen Verlust von über zwei Millionen Euro, der Konzernverlust kletterte durch happige Abschreiber auf über 83 Millionen Euro bei einem Umsatz von 68 Millionen. Alleine die Marke de Sede stand mit total 2,6 Millionen Euro in den Miesen. Als Capvis de Sede kaufte, schrieb die Marke noch einen Gewinn von 3,6 Millionen Euro. De Sede kann durch den Verkauf einen unbelasteten Neuanfang lancieren, muss sich aber endlich dem kompetitiven Umfeld stellen: De-Sede-Chef Niklaus: «Wir müssen das Handelsmarketing und die Beziehungen zu den Händlern stärken, die Produktentwicklung vorantreiben und sowohl im Home- als auch Objektgeschäft besser auftreten.»