Die Business-Idee
Millionen von Franken verdienen Grosskonzerne wie Google, Facebook und Co. jährlich durch den Handel mit den persönlichen Daten ihrer Nutzer. Alter, Bildungsstand, Hobbys und Standortinfos geben Aufschluss darüber, für welche Produkte wir uns interessieren könnten, und ermöglichen so gezielte Werbung. Mit der neuen Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO), die am 25. Mai 2018 in Kraft trat, tun sich für Nutzer neue Möglichkeiten auf. Das hat ein Startup aus Bern erkannt: «Nutzer haben jetzt das Recht auf Einsicht und freie Verfügung über die Daten, die von ihnen gesammelt werden», sagt Christian Kunz, Mitgründer und CEO von Bitsaboutme. «Wir bieten eine Plattform, auf der sie ihre Online-Aktivitäten gebündelt einsehen und so möglichst einfach die Kontrolle über ihre Daten zurückgewinnen können.»
Einzelpersonen können ihre E-Mailund Google-Accounts, Social-Media-Profile und ihre Migros-Cumulus-Mitgliedschaft auf bitsabout.me verknüpfen und erhalten dann in ihrem persönlichen Datenspeicher gebündelt Einsicht in ihre Internetaktivitäten. «Jeder sieht in Diagrammen und Listen, welche Daten gesammelt werden», so Kunz. Der Nutzer kann dann selbst entscheiden, ob und welche persönlichen Daten er wie lange mit welchen Unternehmen teilen will, und kann damit künftig Geld oder Rabattgutscheine verdienen.
Die Gründer
Christian Kunz war bis zum Verkauf von Ricardo CEO der Plattform. Christophe Legendre war CTO. Als im Frühjahr 2016 die neue Datenschutz-Grundverordnung angekündigt wurde, witterten beide ihre Chance, taten sich zusammen und gründeten im Januar 2017 Bitsaboutme. Im Juni stiess Jan Cristina als Chief Data Scientist hinzu, im Sommer war die erste Version der Plattform online, die den Nutzern die Dateneinsicht ermöglicht. «Aktuell machen wir Riesenschritte in Richtung Marktplatz», sagt Kunz, «der Launch der Web-Applikation für Unternehmen steht unmittelbar bevor, Gespräche mit Pilotkunden stehen kurz vor dem Abschluss.» Mittlerweile arbeiten sieben Mitarbeiter für Bitsaboutme, im Beratungsunternehmen und Sales-Force-Partner Ec4u expert consulting aus Zürich hat das Startup einen Partner und Investor gefunden, der zusätzlich mit sieben Mitarbeitern auf der Unternehmensseite an der Entwicklung und Vermarktung der DSGVO-App arbeitet.
Der Markt
Private Nutzer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich haben sich im vierstelligen Bereich bereits auf der Plattform angemeldet. Geplant sei zudem, dass Unternehmen wie etwa die Migros ihre Kunden via Bitsaboutme mit Transparenz vertrauensvoll zum Datenaustausch animieren können und etwa neben den Cumulus-Daten nach Zustimmung des Kunden auch Zugriff auf die Social-Media-Daten wie Beziehungsstatus, Hobbys und Standorte gewinnen.
Das Kapital
Eine erste Finanzierungsrunde spülte im März einen hohen sechsstelligen Betrag von Business Angels in die Kasse. Für Nutzer ist die Datenanalyse kostenlos und wird es laut Kunz auch bleiben. «Bitsaboutme hat keinen Zugriff auf die verschlüsselten Daten, wenn der Nutzer nicht explizit zustimmt.» Der Launch des Marktplatzes soll hingegen kräftig Geld in die Kasse spülen: «Unternehmen zahlen den Nutzern Geld für die Daten, wir erhalten in Zukunft eine Kommission an jedem Deal», so Kunz.
Die Chance
«Das neue EU-Gesetz eröffnet uns diesen grossen Markt», so Christian Kunz, «nach Etablierung im DACH-Raum ist in jedem Fall die Expansion in weitere europäische Märkte geplant.»
Das sagt die Expertin
«Kontrolle über die eigenen Daten zu haben, ist gut, aber die Mehrheit dürfte zu träge sein, sich damit zu beschäftigen. Das Bewusstsein dafür fehlt.»