Am 11. September wird die Wettbewerbskommis-sion entscheiden, ob Migros 70% der Denner-Aktien übernehmen kann», sagt Migros-Finanzchef Jörg Zulauf. Dabei rechnet die Führungsspitze des orangen Riesen mit einem positiven Entscheid. «Eventuell macht die Weko Auflagen.» Auflagen etwa zum Schutz von Lieferanten. Denner bedeutet für Migros nicht nur eine Ausweitung der Macht im Detailhandel. Er eröffnet für die Migros-Industrie auch einen neuen Absatzkanal. Etwa für das Brot-, Back- und Teigwarenunternehmen Jowa, das 2006 einen Umsatzrückgang von 3% verzeichnete.

Die Migros-Industrie hat bereits vor der Übernahme Lieferanten in Bedrängnis gebracht. So erklärt Florentin Röthlin, Geschäftsleiter von Pasta Röthlin, welche auch an Denner liefert: «Es kann mich nichts mehr schockieren, nachdem wir letztes Jahr 2,5 Mio Fr. Umsatz verloren haben, weil Migros ihre Pasta-Eigenmarke bei Jowa produzieren lässt.» Dabei habe nicht der Preis, sondern die Auslastung von Jowa die zentrale Rolle gespielt.» Der Auftrag für Migros Zentralschweiz sei Röthlin erhalten geblieben.

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*Lieber Migros als Aldi oder Lidl*

Trotz negativen Erfahrungenmeint er: «Migros ist als Käufer von Denner die eleganteste Lösung. Aldi oder Lidl zu liefern, wäre für uns unmöglich, weil der Preissprung mörderisch wäre.» Zudem habe Denner-Chef Philippe Gaydoul zugesichert, dass sich in den nächsten Jahren nicht viel ändern wird. «Wenn wir uns auf Spezialitäten konzentrieren, haben wir durchaus Chancen, uns auf dem Schweizer Markt zu behaupten,» erklärt Röthlin. «Wir haben uns auf die Hinterbeine gestellt und beliefern nun auch Coop.»

Optimistisch klingt es aus der Groba-Frischbäckerei, dem wichtigsten Brotlieferanten von Denner. «Zuerst war ich erschrocken, dann aber sah ich in der Übernahme auch eine Chance», sagt Guido Wenger, Geschäftsführer von Groba. Denner habe ihm versichert, dass sich bis auf Weiteres nichts ändern werde, solange Groba eine hervorragende Leistung erbringe. Im Übrigen zeige die Erfahrung aus der letzten Konzentration im Detailhandel, dass ein Nischenplayer durchaus gute Chancen hat. «Seit der Übernahme der ehemaligen Kunden Waro und Epa durch Coop produzieren wir für Coop mehr als vorher.» Beziffern will er Umsatz-zunahmen allerdings nicht. «So oder so müssen wir eben eine so gute Leistung erbringen, dass man nicht auf uns verzichten kann.»

*Anonyme haben Angst*

Pessimistisch dagegen tönt es aus der «IG gegen übermässige Marktmacht», welche nach der angekündigten Übernahme gegründet wurde. «Lieferanten haben Angst, zwischen Stuhl und Bank zu fallen», sagt Helmut Berg, Chef des gleichnamigen Treuhandbüros und Sprachrohr der IG. Seine Auftraggeber wollen aus Angst vor Repression seitens der Migros oder Denner anonym bleiben. Berg glaubt nicht, dass er die Fusion verhindern kann. Er will bei der Weko vor allem «das Bestmögliche für Lieferanten rausholen.»

Keine Bedenken hegt Markenartikler Wernli: «Die Übernahme tangiert uns nicht, weil wir Denner nur mit Markenartikeln und nicht mit Private Labels beliefern», sagt Michael Sarp, VR-Delegierter von Wernli. «Ausser Denner würde das Konzept als Markenartikel-Discounter ändern.» Er hofft gar, dass sich Denner künftig noch stärker als Markenartikel-Discounter positionieren wird, um sich von Aldi abzuheben. Das würde sich positiv auswirken. Hug haut in die gleiche Kerbe: «Denner kann sich nicht Markenartikel-Discounter nennen, wenn er Marken rauskippt», sagt VR-Delegierter Werner Hug.

Denner-Chef Gaydoul ist vorsichtig: «Wir warten den Weko-Entscheid ab, bevor irgendwelche Synergien geprüft werden.»