In der Getränkebranche, wo mit jedem Rappen gerechnet wird, wachsen Ärger und Unmut über die beiden Trittbrettfahrer.

Eigentlich funktioniert die Entsorgung der PET-Einwegflaschen und Aludosen in der Schweiz fast perfekt: Die Sammelquote liegt bei den PET-Gebinden bei 82% und bei den Aludosen bei 91%. Das ist deutlich mehr als die vom Gesetz geforderten 75%.

Verantwortlich für das stolze Resultat sind die beiden Sammelorganisationen Igora (siehe auch Seite 63) und PET-Recycling Schweiz (PRS) unter dem Dach des Vereins für umweltgerechte Getränkeverpackungen (SVUG). Fast alle Getränkeproduzenten, Importeure, Abfüller und Detaillisten haben sich diesen drei Organisationen angeschlossen. 4 Rp. pro Flasche oder Dose müssen sie ihnen als vorgezogenen Recyclingbeitrag abliefern. Der PRS brachte dies 2001 23 Mio Fr., der Igora 5,5 Mio Fr. in die Kassen. Das Geld wird hundertprozentig für die Sammel- und Entsorgungsaktivitäten verwendet.

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Nicht mit von der Partie bei den Sammelorganisationen sind Denner und Otto's. Mit einem Marktanteil von 15% spart sich Denner, wie PRS-Geschäftsführer René Herzog ausgerechnet hat, bei den PET-Einwegflaschen jährlich 3 bis 4 Mio Fr. an Recyclingbeiträgen, bei den Aludosen 1 bis 1,5 Mio Fr. Mindestens ein paar hunderttausend Fr. dürften es jedes Jahr auch bei Otto's sein.

Unsolidarisch, aber nicht illegal

Illegal handeln die beiden Detaillisten nicht. Sie nützen, wie Abfallexperte Peter Gerber vom Buwal erklärt, lediglich ein Schlupfloch aus. Das Gesetz verlangt nämlich nur, dass jeder Verkäufer von Getränken die Einwegverpackungen zurücknehmen muss. Er kann sie selber dem Recycling zuführen oder damit eine Sammelorganisation beauftragen. Denner und Otto's haben folglich in ihren Läden eigene Sammelbehälter aufgestellt.

Alles in Ordnung also? Die eigentliche Krux liegt in der Dichte des Sammelnetzes: Den 300 Denner-Läden und 80 Otto's stehen je ein paar tausend Sammelstellen der Igora und der PRS gegenüber. «Mehr als die Hälfte der von Denner verkauften PET-Einwegflaschen landet deswegen in unseren Containern», sagt Herzog. Igora-Geschäftsführer Markus Tavernier beziffert die entsprechende Quote bei den Aludosen gar auf 60%. «Unser Sammelnetz ist viel aufwendiger; zudem geben wir für Aufklärungskampagnen viel Geld aus, und von beidem profitiert Denner», moniert er. Würde sich zudem in der Getränkebranche jeder wie Denner verhalten, dann sänke die Sammelquote auf unter 50%, befürchtet Tavernier.

Das wäre der Todesstoss für freiwillige Branchenlösungen. Diese werden laut Verordnung für Getränkeverpackungen (VGV) nur solange toleriert, als eine Sammelquote von 75% erreicht wird. SVUG-Sekretär Konrad Studerus wirft deswegen Denner und Otto's vor, sie torpedierten die freiwilligen Branchenlösungen und provozierten geradezu eine strikte staatliche Regulierung.

Genau dies ist beim Glas inzwischen Tatsache geworden. Der Staat hat hier für die Einwegflaschen eine vorgezogene Entsorgungsgebühr verordnet, die nun in diesem Jahr erstmals eingezogen wird. Die freiwillige Lösung liess Denner durch sein erneutes Ausscheren platzen. «Die Konkurrenten hatten von dessen Mentalität endgültig genug und wollten nicht zum dritten Mal als die Dummen dastehen», so Studerus.

Klar ist: Die verschiedenen Entsorgungsmethoden verzerren den Wettbewerb. Mit einem einzigen Sixpack Dosenbier lassen sich beim Verzicht auf den Recyclingbeitrag 24 Rp. einsparen. Was mickrig klingt, bringt in diesem Rappenspaltergeschäft fette Margen. «Klassische Trittbrettfahrer, die sich auf Kosten der Konkurrenten bereichern», kritisiert Studerus das Verhalten von Denner und Otto's.

Denner und Otto's winken ab

Denner-Sprecher Lukas Brühwiler bestreitet solche Vorwürfe vehement. Er reklamiert für Denner Sammelquoten, die mit denen der PRS und der Igora durchaus vergleichbar seien. Nicht anders tönt es bei Otto's, wo CEO Mark Ineichen erklärt, man sammle fast so viele Flaschen, wie man in den Läden verkaufe. Genaue Zahlen wollen aber weder Denner noch Otto's liefern.

Das alles klingt nicht gerade nach Kooperationsbereitschaft. Trotzdem wollen die Sammelorganisationen in den nächsten Monaten nochmals versuchen, Denner und Otto's an ihre «ethischen Pflichten» (Studerus) zu erinnern und für das freiwillige Entsorgungssystem gewinnen. «Wenn dies nicht zum Ziel führt, droht eine staatliche Lösung», so Studerus.