Von Null auf Millionen: Die Angst vor Hackern und staatlichen Abhörern und auch die Übernahme von Whatsapp durch Facebook waren für die Schweizer Entwickler der Nachrichtenapp-Threema ein Glücksfall. Von rund 200’000 Nutzern im Februar stieg die Zahl der Nutzer auf über drei Millionen. Und bei jedem neuen Download klingelten die Kassen der Jungunternehmer.
Zwei Franken kostet Threema im App-Store auf iTunes. Bei drei Millionen verkauften Apps ergibt sich ein Umsatz von sechs Millionen Franken. Ein Drittel davon geht als Provision an Apple. Den Threema-Entwicklern verbleiben aber immer noch rund vier Millionen. Das ist sicherlich schön, aber auch mit Herausforderungen verknüpft.
«Einsatz einer GmbH von Vorteil»
Denn mit dem Umsatzwachstum steigen auch die Steuerforderungen. «Bei sehr hohen Gewinnen ist der Einsatz einer GmbH von Vorteil, weil die Gewinnsteuer in der Regel nach einem fixen Tarif berechnet wird», sagt Thomas Brotzer Steuerexperte von Ernst & Young. Bei Personengesellschaften wie beispielsweise der einfachen Gesellschaft wären die Einkünfte der stark progressiven Einkommenssteuer unterworfen. Das wäre für das Threema-Team teuer geworden.
Ein weiterer Aspekt ist auch die Standortwahl. Die Threema GmbH wurde erst im März gegründet – als die Nutzerzahlen zu explodieren begannen. Sass zumindest einer der Entwickler in Zürich, wurde die separate Gesellschaft für die App in Freienbach angesiedelt. Ein Threema-Vertreter bekräftigte gegenüber der Zeitung «20min» zwar, dass steuerliche Überlegungen nicht im Zentrum der Standortverlegung standen. Der Schwyzer Ort sei geografisch optimal gelegen. Aber das alleine dürfte kaum für Freienbach gesprochen haben.
Verbesserte Verkaufsmöglichkeit
Eine GmbH hat nämlich weitere finanzielle Vorteile. «Ein Startup, das hohe Gewinne schreibt und über ein massives Marktpotenzial verfügt, kann in der Regel zu einem guten Preis verkauft werden», führt Steuerexperte Brotzer aus. Im Gegensatz zum Einzelunternehmen und anderen Personengesellschaften sei der aus dem Verkauf resultierende Kapitalgewinn steuerfrei. Der Anbieter von verschlüsselter Chat-Sofware hat somit beste Voraussetzungen für einen lukrativen Verkauf und könnte sich zu den anderen erfolgreich verkauften Startups gesellen.
Innovative Schweizer Startups werden gerne von grossen Unternehmen gekauft. So wurde im vergangenen Jahr die Zürcher Social-Media-Firma Netbreeze von Microsoft übernommen. 2009 wurde der Online-Speicherdienst Wuala durch den französischen Speichermedienhersteller Lacie übernommen. Brotzer rät daher den zukünftigen Startups mit hohem Potenzial, das Geschäft als Aktiengesellschaft oder GmbH zu strukturieren. So können erfolgreiche Ideen aus der Schweiz sich rasch auf die ganze Welt verteilen.