Der Finanzsektor hat in der Schweiz nach wie vor eine bedeutende Stellung, sowohl als Arbeitgeber als auch mit Blick auf die Wertschöpfung. In den kommenden Jahren dürfte er aber an Bedeutung verlieren und im Vergleich zur Gesamtwirtschaft weniger schnell wachsen.
Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Banken, Versicherer und Finanzdienstleister lag im vergangenen Jahr bei rund 63 Milliarden Franken. Damit machte der Sektor gut 9 Prozent der gesamten Wirtschaftskraft des Landes aus, wie eine Studie von BAK Economics zeigt.
Diese Erkenntnisse aus der im Auftrag der Bankiervereinigung (SBVg) und des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) erstellten Studie hatten die Basler Ökonomen bereits im September veröffentlicht. In der am Mittwoch publizierten, ausführlichen Fassung blickt das Institut unter anderem auch in die Zukunft.
Und da zeigt sich, dass der Finanzsektor in den Jahren 2020 bis 2024 gemessen an der Wertschöpfung weniger schnell wachsen dürfte als die gesamte Wirtschaft. Das Wachstum der Branche erwartet BAK Economics im Durchschnitt pro Jahr bei 0,9 Prozent, während die Gesamtwirtschaft um 1,4 Prozent zulegen dürfte.
Während das für die nächsten fünf Jahre erwartete Wachstum bei Banken mit jährlich 0,3 Prozent gering ausfällt, stellen die BAK-Ökonomen den Versicherungen und den Finanzdienstleistern mit 1,1 respektive 1,7 Prozent klar höhere Wachstumsraten in Aussicht. Dabei dürften letztere weiterhin von Auslagerungen aus dem traditionellen Bankgeschäft profitieren, hiess es.
Wichtige Rolle im internationalen Vergleich
In der umfassenden Studie vergleicht BAK Economics etwa auch die Rolle des Finanzplatzes in der Schweiz mit anderen Ländern. Nur in den auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Ländern Luxemburg, Hongkong und Singapur weist der Sektor mit 27, 18 und 13 Prozent noch höhere Anteile an der gesamten Wertschöpfung des Landes auf.
Die USA und Grossbritannien (beide 7%) stehen in der Tabelle dazu unmittelbar hinter der Schweiz. In den Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Österreich (alle 4%) und Italien (5%) liegen die Anteile und damit die Wichtigkeit des Finanzsektors klar tiefer.
Auch als Arbeitgeber sind Banken, Versicherer und Finanzdienstleister in der Schweiz von Bedeutung. Die gesamthaft rund 224'000 Beschäftigten der Branche machten 2018 hierzulande einen Anteil von 4,4 Prozent aller Beschäftigten aus.
Das ist zwar wiederum weniger als in Luxemburg (11%), Hongkong (6,4%) und Singapur (5,3%). Und die Schweiz liegt in dieser Aufstellung auch hinter den USA (4,6%). Dagegen steht sie auch hier klar vor Deutschland (2,5%), Italien (2,6%) oder Frankreich (2,8%).
Wichtiger Steuerzahler
Der Finanzsektor hat im Jahr 2018 gemäss der BAK-Schätzung 17,6 Milliarden Franken zum Steueraufkommen in der Schweiz beigetragen. Dieser Betrag beinhaltet dabei auch die indirekte Besteuerung von Finanzdienstleistungen und Finanzmarkttransaktionen.
(awp/tdr)