Jean-Louis Descours (88) ist in Frankreich der Inbegriff eines Mannes, der es aus dem Nichts zu sehr viel gebracht hat. In einem halben Jahrhundert machte er als Mitinhaber die Pariser Groupe André zu einem führenden Anbieter von Schuhen (unter anderem André und François Pinet) und Kleidern (mit Marken wie Creeks und Kookai). Er hatte den Konzern wie ein König geführt, bevor im April 2000 amerikanischen Investoren die Aktienmehrheit übernahmen und ihn vor die Tür setzten. Im Sommer 2000 machte Jean-Louis Descours zusammen mit seinem Enkel Christopher als Mehrheitsaktionär der Richemond-Gruppe auf sich aufmerksam, welche die Fünfsternehotels Schweizerhof in Bern, Le Richemond in Genf, Drei Könige in Basel, Bürgenstock am Vierwaldstättersee, Royal Savoy in Lausanne und Atlantis Sheraton in Zürich aufgekauft hatte. Angekündigt war, die sanierungsbedürftigen Hotels mit 400 Millionen Franken zu sanieren und in neuem Glanz aufleben zu lassen. Passiert ist diesbezüglich bisher kaum etwas, ausser dass einzelne Hotels inzwischen weiterverkauft wurden.

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Descours ist auch Besitzer der Schuhmarke J.M. Weston und des prestigeträchtigen Weinguts Le Château de la Verrerie in Südfrankreich. Um den Wein kümmert sich sein Sohn Gérard, um die Schuhe sein Enkel Christopher.

Jean-Louis Descours hat vor zwei Jahren unter dem Titel «Les pieds sur la terre – L’aventure d’un entrepreneur à travers de son siècle» im angesehenen Pariser Verlag Albin Michel eine Autobiografie veröffentlicht. Dort macht er kein Geheimnis aus seinen zahlreichen und hochrangigen Verbindungen in Politik (Giscard d’Estaing, Raymond Barre) und Wirtschaft (etwa zu den ehemaligen Chefs von L’Oréal und Perrier, François Dalle und Gustave Leven).