Der Nachfolger von Thomas Klühr steht fest: Zum Jahresbeginn 2021 übernimmt Dieter Vranckx den Chefposten der Airline. Das teilte der Konzern am Mittwoch mit.
Mit der Verkündung hat die Swiss auf jeden Fall eine Überraschung erzielt: Viele Menschen fragten sich nach der Meldung: «Dieter, wer?»
Swiss-Intern als auch extern waren viele davon ausgegangen, dass Finanzvorstand Markus Binkert den Job übernehmen wird. Zu recht. Denn aus Swiss-Kreisen ist zu hören, dass Binkert auf jeden Fall das Amt übernehmen wollte, der Verwaltungsrat am Ende aber anders entschieden habe.
Also, wer ist der Mann?
Der 47 Jahre alte Vranckx ist natürlich kein Unbekannter bei der Swiss, er ist ein langjähriger Lufthanseat und hatte seit 1998 verschiedenen Managementfunktionen in der Airline-Branche. Rund zwanzig Jahre war er für die Lufthansa tätig, davon mehr als dreizehn Jahre für die Swiss und ihre Vorgängerin, die Swissair.
Belgisch-schweizerischer Doppelbürger
Vranckx war unter anderem in Nordamerika und in Asien im Einsatz. Von 2013 bis 2016 agierte er als Vice Präsident Sales und Marketing für die deutschsprachigen Märkte Schweiz, Deutschland und Österreich. Anfang 2020 wurde er das erste Mal zum CEO ernannt, bei Brussels Airlines, ebenfalls einer Lufthansa-Tochter, für die er ursprünglich als CFO fungierte. Der belgisch-schweizerische Doppelbürger lebt im Kanton Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Es gibt verschiedene Lesarten bezüglich des neuen Swiss-Chefs. Eine davon geht so: Der Neue ist ein Intimus von Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die Furcht einiger Swiss-Mitarbeiter dabei ist nun, dass jetzt in Zeiten der Krise noch deutlicher als bisher durchregiert wird vom Mutterkonzern in Deutschland. Es dürfte dann wohl auch darauf hinauslaufen, so das Argument, dass die Swiss viele Freiheiten, die sie in der Vergangenheit hatte, einbüssen werde.
Bisher war es der Swiss stets gelungen, auch wegen ihrer höchst profitablen Geschäftslage, sich in Dingen wie beim Bordprodukt oder bei den Fliegern immer etwas vom Mutterkonzern unterscheiden zu können: Nach dem Motto: Wir in der Schweiz machen die Dinge gern etwas anders.
Nun wird allerdings alles einheitlich gemacht: Ein kleines Beispiel dazu aus dieser Woche: Die Entscheidung, dass es keine kostenlosen Snacks mehr an Bord gibt. Diese Regelung, die bald auf den Kurz-und Mittelstreckenflügen in der Economy ab Zürich bei der Swiss gilt, wurde gleichzeitig mit Lufthansa und Austrian verkündet. Ob diese Entscheidung auch gut für Swiss ist, die sich so gern als Premiumanbieter sieht? Egal, so wird es nun durchgesetzt, konzernweit.
Gefragter Krisenmanager mit grosser Expertise
Die andere Lesart, vor allem von Menschen, die schon mit Vranckx zusammengarbeitet haben, ist: Das sei ein guter Typ, der viel Erfahrung habe, auch international. Und gerade diese internationale Erfahrung, die habe Binkert am Ende doch nicht liefern können.
Diejenigen, die Vranckx kennen, sagen zudem, er sei kein Polterer, eher jemand, der sehr umgänglich sei. Und: Er habe bewiesen, Krisenmanager zu sein.
Und genau dies dürfte nun bei der Swiss besonders gefragt sein. Wegen Corona ist die Lage dramatisch, 1000 Stellen stehen bei der Swiss auf dem Spiel.
Eine erste Einigung mit dem Kabinenpersonal bezüglich Sparübungen hat es schon gegeben. Mit den Piloten steht das noch aus.
Der Pilotenverband teilte nach der CEO-Personalie mit: «Wir freuen uns, dass nun Klarheit über die Besetzung dieser Stelle herrscht», sagt Kilian Kraus, Präsident des Pilotenverbandes Aeropers. «Ich hatte bisher mit Dieter Vranckx noch nie persönlich zu tun, freue mich aber, dass ein Manager mit einer Beziehung zur Schweiz das Rennen gemacht hat.»
Es steht also eine Menge Arbeit an für den Neuen in Kloten: Sparen, Schrumpfen, Mitarbeiter motivieren – und für die Swiss eine neue Rolle definieren im krisengeplagten Lufthansa-Konzern.
1 Kommentar
Dass offensichtlich kein einziger Journalist und kein einziges Medium den neuen Swiss CEO auf der Liste hatte, zeigt, wie schlecht sie recherchiert haben, wie voreingenommen sie waren und sind und wie schlecht sie das Unternehmen kennen. Das ist kein Ruhmesblatt für die selbsternannten „Qualitätsmedien“.