Das zweimonatige Gastspiel von Werner Karlen als Chef des grössten Schweizer Baukonzerns Implenia ist noch kein Jahr her. Danach blieb es um den mehrjährigen COO und Direktionspräsident des Komponentenherstellers Phoenix Mecano lange ruhig. Nun soll der 43-Jährige ab kommendem April die Führung der Klima- und Waschtechnikgruppe Schulthess übernehmen.
«Werner Karlen ist der richtige Mann am richtigen Ort», sagt Gero Büttiker, der über seine Investmentfirma Gebuka mit einem Anteil von 7% Grossaktionär an der Industriegruppe aus Wolfhausen ist. Seine Einschätzung erklärt Büttiker, der ebenfalls im April für Josef Felder in den Schulthess-VR gewählt werden soll, mit Karlens Industrieerfahrung und dessen Beharrlichkeit, die für ein Unternehmen wie Schulthess in der aktuellen Situation von grossem Nutzen sei. Ähnlich begründet der langjährige Schulthess-Verwaltungsratspräsident und -Investor Rudolf Kägi die Wahl des neuen CEO: «Werner Karlen musste bei Phoenix Mecano diverse Firmen restrukturieren und Veränderungen vornehmen. Dabei hat er seine Durchsetzungsfähigkeit und Führungskompetenz bewiesen», so Kägi.
Zu optimistische Prognosen
Und genau diese Fähigkeiten werden bei der Schulthess-Gruppe derzeit dringend benötigt. Zur Trennung vom langjährigen CEO Artur Rodecker führte nämlich die schwache Entwicklung des Herstellers von Wärmepumpen, Komfortlüftungen, Klimaanlagen und Waschmaschinen im vergangenen Geschäftsjahr. «Obwohl wir nach wie vor eine zweistellige Ebit-Marge ausweisen werden, haben wir die Zielsetzungen für das Jahr 2009 nicht erreicht», bestätigt Kägi.
Mehr noch als der eigentliche Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr - im Angesicht der weltweiten Wirtschaftskrise - lasten die zu optimistischen Prognosen auf dem Ergebnis von Schulthess. «Der zu grosse Optimismus hat dazu geführt, dass die Kostenseite zu wenig konsequent angepasst wurde», erklärt der VR-Präsident.
Interessenten für Kältetechnik
Insbesondere im Bereich der Kältetechnik, der einen Umsatzeinbruch von mehr als 50% verkraften musste, und dort im Anlagengeschäft, muss nun eine Lösung gefunden werden. «Das Anlagengeschäft ist sehr speziell und für uns als Serienfertiger von der Dimension her eher ungünstig», so Kägi. Aus diesem Grund steht gar der Verkauf der gesamten Sparte zur Diskussion. «Es gibt bereits Interessenten für das Anlagengeschäft. Noch ist allerdings nichts spruchreif», weiss Kägi. An der Bilanzmedienkonferenz vom 9. März sollen die Lösungsansätze präzisiert werden.
Zwei Standbeine werden bleiben
Trotz aller geplanten Anpassungen und Veränderungen an der Grundstruktur mit den zwei Standbeinen Klima- und Waschtechnik will das Unternehmen auch künftig festhalten. «Eine Auftrennung der Firma ist nicht geplant. Vielmehr wollen wir die beiden Bereiche organisch und akquisitorisch weiter ausbauen», erklärt Büttiker.
Geplant sind dabei eine Internationalisierung des Waschmaschinengeschäftes sowie die Ausweitung des Wärmetechnikbereiches in neue Regionen wie Osteuropa oder Grossbritannien. Angesichts der finanziellen Mittel der Gruppe, die nach wie vor über eine Eigenkapitalquote von rund 70% verfügt, will Schulthess dazu den Konsolidierungsprozess in der Branche aktiv mitgehen.
«Wir haben einige interessante Firmen auf unserem Radar. Ein solcher Prozess braucht allerdings Zeit», so Kägi. Entgegen seinen ursprünglichen Plänen hat er sich daher zum Verbleib im Verwaltungsrat bis 2012 entschieden. Bis dahin soll dann auch das Unternehmen wieder florieren. Ähnlich sieht dies Büttiker, der sein Engagement in Schulthess erst vergangenen Frühling aufgebaut hat: «Ich sehe noch viel Potenzial. Und wenn ich die Firma besser kennen gelernt habe, kann ich mir einen Ausbau der Investition durchaus vorstellen.»