Der Brotaufstrich Nutella ist wegen seines einzigartigen Geschmacks beliebt. Nun hat Hersteller Ferrero heimlich die Rezeptur geändert. Für eine im November gemachte Vermutung, hat die Verbraucherzentrale Hamburg nun den Beweis angetreten: Ferrero mischt mehr Magermilchpulver, dafür weniger Kakao in den süssen Aufstrich.
Weniger Kakao, mehr Magermilch
Die Verbraucherzentrale Hamburg liess Nutellaproben im Labor analysieren, um herauszufinden, ob Hersteller Ferrero für die Herstellung des Schokoladenaufstrichs seit Kurzem weniger Kakao und dafür mehr Magermilchpulver verwendet.
Und tatsächlich: In der alten Variante von Nutella lag der Kakaoanteil bei etwa 8,4 Prozent, im neuen Nutella nur noch bei 7,4 Prozent. «Die Laborwerte belegen nun schwarz auf weiss, dass wir mit unserem Verdacht der Wertminderung richtig lagen. «Hersteller Ferrero sprach bis zuletzt von einer 'Feinjustierung', ohne Aussagen über den tatsächlichen Kakaogehalt zu treffen», schreibt die Verbraucherzentrale Hamburg.
Ausser Nutella finden sich weitere namhafte Markenprodukte auf der «Downgrading-Liste»: Mondelez beispielsweise spart beim Riegel Milka Nussini an Haselnüssen und setzt stattdessen Aroma zu.
«Neues» Nutella auch in der Schweiz erhältlich
Ein Stichproben-Kauf der «Handelszeitung» zeigt: Auch in der Schweiz wird das Nutella mit mehr Magermilch und weniger Kakao verkauft.
Ferrero Schweiz sagt zur veränderten Rezeptur: «Es gab eine kleine Anpassung bei der Nutella Rezeptur, wie sie häufig in der Lebensmittelindustrie stattfindet und wie es bereits in der Vergangenheit passiert ist. Die Änderungen seien marginal mit Hinblick auf die gesamte Rezeptur», sagt Franca D'Avola von Ferrero Schweiz in Zug. Alle ernährungsrelevanten Aspekte seien praktisch unverändert geblieben. Der Zuckeranteil habe sich nicht erhöht.
Die Schweizer Kollegen der Verbraucherzentrale, der Konsumentenschutz, hat zwar keine systematische Erhebung in der Schweiz gemacht, kennt aber das «Downsizing» von Inhaltstoffen aus eigener Erfahrung. Die Organisation kritisiert, dass es unklar sei, wie sich verarbeitete Nahrungsmittel zusammensetzten und woher die Rohstoffe stammten. «Die Informationen sind so schlecht aufbereitet und lesbar, dass es kaum verständlich wird», sagt Geschäftsführerin Sarah Stalder. Unter anderem würden mehrere Dutzend Bezeichnungen für Zucker verwendet. So könne ein hoher Anteil an Zucker versteckt werden.
Forderung nach Deklaration
Der Konsumentenschutz fordert eine Ampeldeklaration für die Nährwerte (Farben rot, orange, grün pro Nährwert). Damit würde der Konsument leicht verstehen, welchen Nährwert ein Industrieprodukt habe. Ausserdem würde eine Änderung der Rezeptur sofort sichbar. Stalder sagt: «Es ist kein Zufall, dass es sich bei den Beispielen um Süssigkeiten handelt. Dort gibt es eine grosse Tendenz, wirtschaftlich zu optimieren, indem minderwertige Zutaten verwendet werden.»
Süsse Kostensenkung
Bei einer Produktion von weltweit rund 365'000 Tonnen Nutella und einem angenommenen Preis von rund 2000 Franken pro Tonne Kakao (Preis an der Rohstoffbörse), ergibt die Kakao-Reduktion für Ferrero schätzungsweise eine Gesamtersparnis von 7,3 Millionen Franken auf die Jahresproduktion – die Mehrausgaben für den höheren Magermilchanteil unberücksichtigt.
Nutella geriet ins Visier der Konsumentenschützer, als ruchbar wurde, dass Ferrero für die Märkte in Osteuropa eine im Vergleich zu westlichen Märkten minderwertigere Rezeptur verwendet. Dagegen will die EU nun vorgehen.
In Deutschland gibt es Nutella seit 1965, in Italien seit 1951.
Die Anzahl der jährlich produzierten Nutella Gläser würde aneinander gereiht eine Strecke 74’360 km ergeben: Das entspricht 1,8 Weltumrundungen, 8 Mal der Chinesischen Mauer oder 26 Mal entlang den Ufern der Donau.
Die jährlich produzierte Menge wiegt so viel wie das Empire State Building, nämlich 365’000 Tonnen.
Nutella gibt es ausser der Schweiz in Italien, Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Spanien, den Niederlanden, Österreich, Schweden, USA, Kanada, Puerto Rico, Mexiko, Ecuador, Argentinien, Brasilien, Hongkong, Japan und Australien.