Fast genau vor neun Jahren schlossen sich die Oltner Stromhändlerin Atel und das Westschweizer Überlandwerk EOS zusammen. Mit dem Zusammenschluss sollte ein neuer Schweizer Stromriese namens «Alpiq» entstehen: Über 10'000 Mitarbeiter, 16 Milliarden Umsatz, 1,8 Milliarden Betriebsgewinn.
Alpiq – eine Wortschöpfung in Anlehnung an den Begriff «Peak», Gipfel – beinhaltet bereits die Hybris der damaligen Elektrobarone um den Präsidenten Hans E. Schweickardt und seiner elektrisierten Gefolgschaft. Dem mit Abermillionen überschütteten Strombaronen kantonaler Kragenweite schwebte mit Alpiq («Ein Symbol für Qualität und Vortrefflichkeit») ein gigantisches Elektro-Ego-Projekt vor.
Im sich liberalisierenden Strommarkt sollte Alpiq zum paneuropäischen Powerhouse werden: Kohle- und Gaskraftwerk im Osten und Süden der EU, Spitzenenergie aus dem Wasserschloss in den Schweizer Alpen und nebenher noch heimische Ersatz-AKWs für die Schimäre namens «Stromlücke».
Was bleibt: Die Bad Bank der Schweizer Stromproduktion
Doch statt den Alten Kontinent aus dem Etatisten-Epizentrum zwischen Olten, Neuenburg und Lausanne heraus zu elektrisieren, stand Alpiq bald für den totalen Spannungsabfall. Auf dem «Peak» der Strompreis-Hausse geboren wurde der halbstaatliche Konzern zum Synonym für Miss- und Vetternwirtschaft.
Praktisch im Jahrestakt folgten Milliardenabschreiber auf den überbewerteten Assets. Es jagte eine Restrukturierung samt Stellenabbau die andere. Die einzige Konstante im permanenten Krisenmodus: die bis heute völlig überzogenen (Millionen-)Saläre von Schweickardt, Staiblin & Co.
Nun also folgt das letzte Kapitel dieses wirtschaftlichen Trauerspiels, dessen Dimensionen nur vergleichbar sind mit dem Swissair-Grounding und der UBS-Rettung. Es ist dies der finale Firesale. Namentlich: der Verkauf der Dienstleistungssparte Alpiq Intec.
Die Bad Bank der heimischen Stromproduktion
Während sämtliche Konkurrenten, zum Teil aggressiv, in die Energiedienstleistungen diversifizieren, muss Alpiq ihr Tafelsilber nach Frankreich verscherbeln, um Schuldendienst zu leisten. Was den mehrheitlich staatsnahen Eignern – und ihren Steuerzahlern – nach fast zehn Jahren Alpiq-Experiment bleibt, ist die Bad Bank der heimischen Stromproduktion.
Was von Alpiq bleibt, ist ein kümmerlicher Rest: Knapp 1500 Stellen und etwa 250 Millionen Betriebsgewinn vor Steuern.