In Basel-Stadt müssen Unternehmen ihre Gewinne künftig mit rund 13 Prozent versteuern, im Kanton Waadt mit 14 Prozent. Beide Kantone haben die Steuersätze kürzlich massiv gesenkt – zuvor waren es jeweils über 20 Prozent. Und zwar in Hinblick auf das neue Steuergesetz, über das im Mai abgestimmt wird. Dies geht aus dem «Swiss Tax Report 2019» der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma KPMG hervor, welche jährlich die Steuersätze aller Schweizer Kantone sowie von 130 Ländern vergleicht.
Die Experten von KPMG rechnen damit, dass andere Kantone nachziehen werden. Der Steuerwettbewerb werde sich sowohl innerhalb der Schweiz sowie auch gegenüber dem Ausland in den kommenden Jahren verstärken.
Seit 2007 ist die durchschnittliche Gewinnbesteuerung in der Schweiz nur um knapp 4 Prozent gesunken. Die tiefsten Steuersätze haben die Zentralschweizer Kantone und Appenzell-Ausserrhoden, zumindest bei der ordentlichen Gewinnbesteuerung.
Allerdings tragen nur einige wenige Firmen fast die ganze Steuerlast alleine: Rund 3 Prozent aller Unternehmen zahlen knapp 90 Prozent der direkten Bundessteuer. Über zwei Drittel der Unternehmen zahlt fast keine Steuern. Diese Privilegien sollen mit der geplanten Steuerreform abgeschafft werden – nicht zuletzt auch wegen des internationalen Drucks durch die EU und OECD.
Die tatsächliche Steuerlast liegt heute durchschnittlich bei 9 bis 11 Prozent, so die Steuerexperten von KPMG. Werden die Steuerprivilegien mit der Reform abgeschafft, erhöht sich diese erst einmal auf zwischen 12 und 20 Prozent. Um konkurrenzfähig zu bleiben, werden die meisten Kantone ihre Unternehmenssteuern daher stark senken.
12-Prozent-Untergrenze
Die KPMG-Experten gehen daher davon aus, dass die meisten Kantone ihre Steuersätze angleichen und zwischen 12 bis 14 Prozent einpendeln werden. Da sie damit im internationalen Steuerwettbewerb gut aufgestellt sein werden, dürfte wohl kaum ein Kanton den Steuersatz auf unter 12 Prozent senken. Die höchsten Unternehmenssteuern erwarten die Wirtschaftsprüfer in Zürich und im Aargau mit rund 18 Prozent.
Damit wird sich die Schweiz in Zukunft mit Ländern wie Zypern, Liechtenstein und Irland messen, die ihre Unternehmen mit 12,5 Prozent besteuern. Niedrigere Steuern haben innerhalb Europas nur die britischen Kanalinseln, Ungarn, Montenegro und Bulgarien. Zu den Hochsteuerländern in Europa zählen Malta, Frankreich und Deutschland mit über 30 Prozent.
Internationaler Steuerwettbewerb
Auch im globalen Vergleich ist die Schweiz steuerlich attraktiv: Neben den Steuerparadiesen Bahamas, Cayman Islands, Dubai, Bermuda und Bahrain, die gar keine Gewinnsteuern erheben, konkurriert die Schweiz derzeit mit den Standorten Hongkong und Singapur, deren Steuern ebenfalls bei rund 17 Prozent liegen.
Weitere Konkurrenz für den Standort Schweiz kommt aus Grossbritannien, wo die Unternehmenssteuern seit 2007 um 11 Prozentpunkte gefallen sind. Derzeit liegen sie bei 19 Prozent, weitere Senkungen wurden aber bereits angekündigt und könnten vor allem nach dem Brexit sehr wichtig für das Land werden.
Wie sich die Unternehmensbesteuerung auf den Standort auswirkt, zeigt sich seit einigen Jahren. So haben sich die Firmenansiedlungen in der Schweiz in den vergangenen fünf Jahren stark verlangsamt, sagt Peter Uebelhart, Leiter Steuern und Recht bei KPMG Schweiz. Grund dafür sei die Unsicherheit, die mit der geplanten Steuerreform einher ging.