Sergio Kaufmann, im Hauptberuf Inhaber eines erfolgreichen IT-Unternehmens, hat eine Vision, für die er nicht wenig Geld ausgibt: Er verfolgt konsequent den Plan, als erfolgreicher Entwickler und Verkäufer für Elektroautos die hiesige Autobranche aufzumischen. Dafür hat er ein neues Unternehmen, die Kamoo AG Electrocars, Schlieren, gegründet. Der Zürcher legt Wert auf die Feststellung, dass er seine Firma mehrheitlich aus eigenen Mitteln finanziert und aufbaut.
Ferner ist er mit der im Tessin ansässigen Firma Mes-Dea SA in Stabio einen Liefervertrag für Batterien und elektrische Antriebe eingegangen. Diese Komponenten werden in der Kamoo-Niederlassung in Fahrzeuge der Modelle Fiat Panda, Fiat 500 und Renault Twingo eingebaut (Preise und weitere Details siehe Kasten). Die Autos bezieht Kaufmann aufgrund einer Vereinbarung entweder vom Schweizer Markenimporteur oder direkt vom Hersteller.
«Die von der Kamoo AG zusammengebauten Autos haben allerdings mit denselben Problemen zu kämpfen wie andere, heute ebenfalls in Kleinserien angebotene Modelle auch», gibt Kaufmann freimütig zu: Die Elektrofahrzeuge sind teuer, selbst dann, wenn deren Batterien gemietet respektive geleast werden können. Ausserdem lässt die Reichweite der Elektromobile weiterhin zu wünschen übrig, obwohl genau genommen ein Fahrzeug im Tagesdurchschnitt kaum mehr als 100 km zurücklegt.
Am Anfang stand eine Idee
Auf die Frage, wie er auf die Idee gekommen sei, als Anbieter von Elektroautos aufzutreten, gibt Kaufmann an, dass er sich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. So fahre er seit sechs Jahren einen Prius Hybrid von Toyota. Kaufmann macht allerdings keinen Hehl aus seiner Überzeugung, dass er den Hybridantrieb lediglich als Übergangslösung betrachtet.
Zudem ist es sein Ehrgeiz, den Grossen der Branche so lange wie möglich einen Schritt voraus zu sein. Kaufmann: «Ich will Fahrzeuge mit dem Antrieb von morgen schon heute verkaufen, wenn auch nur in kleinen Stückzahlen.»
Um die von der Kamoo AG zusammengebauten Modelle einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, zeigt Kaufmann sie an Ausstellungen wie an der Life-Fair, an der Auto-Zürich oder am Salon in Genf. Er verzichtet ganz bewusst auf konventionelle Werbung.
Vorbehalte gegen die Hersteller
Verkaufsaktivitäten für seine Elektromobile betreibt er, neben dem Auftreten auf Ausstellungen, indem er zum Beispiel Firmen seine E-Fahrzeuge anbietet, mit denen er bereits über sein IT-Unternehmen in Kontakt steht. Kaufmann hat ausserdem mit Elektrizitätswerken Verbindung aufgenommen. Bisher ist es ihm gelungen, einige Dutzend Fahrzeuge zu verkaufen. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Absatz von gegen 300 Elektromobilen. Kaufmann ist überzeugt, dass er 2010 dieses Zwischenziel erreicht.
Kaufmann ist auf die etablierten Autokonzerne nicht gut zu sprechen. Denn er ist nicht davon überzeugt, ob ihre mit viel Aufwand über die Medien angekündigten Versprechen, bereits ab nächstem Jahr eine grössere Anzahl Elektromobile anzubieten, wie zuletzt auf dem Genfer Automobilsalon geschehen, tatsächlich in der angegebenen Zeit in die Tat umgesetzt werden. Dies sei für ihn sogar ein Trost, denn er sehe deshalb für seine Fahrzeuge nach wie vor gute Absatzchancen, so Kaufmann mit einem Kick ans Schienbein der etablierten Marken.
Elektroautos zu verkaufen, ist eine Sache, sie zu warten und die Kunden fachgerecht zu beraten, eine andere. Gemäss Kaufmann hat er seine Mitarbeiter, bei denen es sich um Elektrofachleute und Ingenieure handelt, auf eigene Kosten entsprechend schulen lassen, damit die Wartung der Fahrzeuge wie auch die Kundenberatung sichergestellt sind.
Das Problem: Der zu hohe Preis
Trotz allem Enthusiasmus: Leicht wird es Kaufmann nicht haben. Was er unumwunden zugibt. Die Kosten sind und bleiben das grosse Problem. Das günstigste E-Modell, der Renault Twingo, kostet mit Batterien 41440 Fr. Das Fahrzeug kann auch ohne die Akkus gekauft, diese dafür gemietet respektive geleast werden. Die Miete ist gemäss Kaufmann nicht teurer als der monatliche Unterhalt eines Fahrzeugs mit traditionellem Antrieb.
Kaufmann vergleicht den Kauf eines Elektromobils in gewissem Sinn mit dem Kauf eines Hauses. In beiden Fällen handle es sich um eine langfristige Investition; mit der Zeit werde der Unterhalt günstiger und die allgemeinen Kosten, inklusive Kaufpreis, würden sich mit den Jahren amortisieren.