Nach dem Absturz im Vorjahr ist der Optimismus bei den Schweizer Uhrenherstellern zurück. 52 Prozent der befragten Manager sind laut einer Studie positiv gestimmt für die nächsten zwölf Monate.
Dies ist der zweithöchste Wert seit dem Beginn der Studie im Jahre 2012, wie die Beratungsfirma Deloitte am Mittwoch bekannt gab. Höher war die Zuversicht mit 65 Prozent lediglich im Jahre 2013 gewesen. Danach ging es steil nach unten.
Tiefpunkt 2016
Der Tiefpunkt wurde im letzten Jahr erreicht, als lediglich noch 2 Prozent der Uhrenmanager positiv in die Zukunft blickte und satte 82 Prozent Katerstimmung hatten. Heuer haben die Pessimisten auf 16 Prozent der Befragten abgenommen.
«2016 war eines der schwierigsten Jahre, mit denen die Schweizer Uhrenmacher seit der globalen Finanzkrise konfrontiert wurden. Die Exportzahlen fielen aufgrund der nachlassenden Nachfrage vor allem in Asien und den Vereinigten Staaten, den wichtigsten Exportmärkten für Schweizer Uhren, niedriger aus als erwartet», erklärte Deloitte-Expertin Karine Szegedi.
Trendwende offenbar erreicht
Nun scheint die Trendwende erreicht. Nach fast zwei Jahren Talfahrt steigen die Uhrenexporte seit Mai wieder an. Bis Ende August haben sie in diesem Jahr in den ersten acht Monaten um 1,2 Prozent auf 12,6 Milliarden Franken zugelegt. Allerdings sind die Uhrenexporte immer noch um rund 10 Prozent unter dem Stand von 2015.
Besonders in China geht es nach langer Durststrecke wieder steil aufwärts. Im Reich der Mitte nahmen die Uhrenausfuhren seit Januar um fast ein Fünftel zu. Auch in Grossbritannien schnellten die Verkäufe nach dem Brexit-Votum um knapp 12 Prozent nach oben.
Im wichtigsten Markt Hongkong zeigt sich ein zarter Aufschwung (+3 Prozent). Wermutstropfen blieben indes die USA mit einem Minus von knapp 5 Prozent seit Anfang Jahr.
Steiles Wachstum in Hauptmärkten
Allerdings rechnen über zwei Drittel der Befragten in der Studie damit, dass die USA als zweitgrösster Absatzmarkt wieder wachsen könnte, hiess es. Bei China und dem Rest von Asien sind es gar 71 Prozent. Im Vorjahr waren es nicht einmal die Hälfte gewesen.
Ein wichtiger Faktor für die höhere Nachfrage nach Luxusgütern inklusive teuren Uhren sei der Rückgang der Strafverfolgung von Korruption in China. 2016 hätten die chinesischen Gerichte 20 Prozent weniger Beamte wegen Bestechung verfolgt als im Vorjahr. Das sei der erste Rückgang seit fünf Jahren, schrieb Deloitte.
China verfolgt Korruption
Chinas Staatschef Xi Jinping hatte nach seinem Amtsantritt im Frühling 2013 Korruption als Gefahr für die Zukunft der Kommunistischen Partei bezeichnet und den Kampf dagegen zur politischen Priorität erklärt.
Dies belastete die Schweizer Uhrenverkäufe im Reich der Mitte. Bis dahin waren teure Uhren als Geschenk an korrupte Beamte und Reisen in die Schweiz inklusive eines Besuchs beim lokalen Juwelier gang und gäbe gewesen.
Chinesen kaufen zu Hause
Ein weiterer Grund für das erwartete steile Wachstum in China sei die starke Erhöhung der Importzölle, schrieb Deloitte. Deshalb würden Chinesen Schweizer Uhren vermehrt zu Hause statt im Ausland kaufen, hiess es. Einen Aufschwung würden die Schweizer Uhrenproduzenten auch in Hongkong erwarten.
In der Schweiz geht es ebenfalls aufwärts. 70 Prozent der Uhrenmanager rechnen mit mehr Verkäufen an ausländische Touristen. Im Vorjahr waren es lediglich 21 Prozent gewesen.
Selbst wenn der US-Gigant Apple sein Uhrenangebot weiter ausbaut und andere Marktteilnehmer Partnerschaften mit grossen Sportmarken ankündigen, um Marktanteile zu gewinnen, sehen Schweizer Uhrenchefs Smartwatches nicht als Bedrohung für ihr Geschäft an. Eine grosse Mehrheit (72 Prozent) geht nicht davon aus, dass sie sich auf ihre Umsätze auswirken, und 14 Prozent betrachten Smartwatches als Chance.
Auch beim Onlineverkauf von Uhren wollen die hiesigen Unternehmen Gas geben. Immer mehr Branchenvertreter glauben, dass die Onlineverkäufe den Absatz in den Läden in fünf Jahren überholt haben werden.
(sda/ccr)
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