Im Freizeitpark Rust, wo der Tessiner Andrea Broggini zum neuen Migros-Präsidenten gekürt wurde, riefen Delegierte eine kleine Revolution aus. Am Samstag vor zwei Wochen reichte eine Gruppe von 35 Delegierten – über ein Drittel – eine Petition ein, die im Konzern die Trennung von Verwaltungsrat und operativer Führung verlangt.
In der 23-köpfigen Verwaltung (Verwaltungsrat) sitzen auch Konzernchef Herbert Bolliger sowie die Leiter der zehn Migros-Genossenschaften. Dabei wäre es nach den Grundsätzen einer modernen Corporate Governance angezeigt, dass im Strategie- und Kontrollorgan nicht auch noch die zu Kontrollierenden versammelt sind.
Mit dem Antrag der Delegierten wird bei der Migros ein Thema aufgenommen, das schon vor zehn Jahren zu reden gab. In einer Statutenrevision wurden danach die Mitglieder der Konzernleitung (ausser dem CEO) – gegen den Widerstand von Migros-Ikone Pierre Arnold – aus dem VR entfernt. An ihrer statt zogen externe Experten ein. Anwalt Broggini, in der Genossenschaft Tessin verankert, war einer, der in dieser Welle ins Gremium nachrutschte.
Ob der Trennungsantrag durchgeht, ist offen. Präsident Broggini, ein Jurist und international erprobter Verwaltungsrat, dürfte zu den Promotoren der Entflechtung gehören. Konzernchef Bolliger, ein Pragmatiker ohne Ego-Ambitionen, sähe in seinem Abgang aus dem VR wohl kaum ein Sakrileg.