Einst feierten sie Schulter an Schulter den grössten Triumph. 2006 war es, als Josef Ackermann mit seinem Finanzchef Clemens Börsig vor den Aufsichtsrat treten und das beste Ergebnis in der Geschichte der Deutschen Bank präsentieren durfte. Der Rat dankte dem Schweizer mit der Aufwertung von dessen Job: Ackermann avancierte vom Sprecher zum formellen Vorsitzenden des Vorstands. Börsig wurde im gleichen Jahr zum Aufsichtsratschef gewählt.

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Heute, drei Jahre später, herrscht Feindschaft zwischen den beiden. Von einem «Gleichgewicht des Schreckens» («Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung») und «unappetitlichen Formen» des Konflikts («Börsen-Zeitung») ist die Rede.

Schlachtfeld ist die derzeitige Spitzelaffäre. Die Deutsche Bank liess Aufsichtsräte und Aktionäre ausforschen. Zumindest in einem Fall ging der Anstoss dafür von Clemens Börsig aus, wie es im Untersuchungsbericht heisst. Darin wird der Vorstand der Bank weissgewaschen; die Rolle von Börsig aber wurde in der Presse breit diskutiert, oft verbunden mit der Forderung, der Aufsichtsratschef solle zurücktreten – eine gezielt gestreute Diskreditierung, wie viele Beobachter glauben.

Klar ist: Auch grosse Teile des Vorstandes sind der Meinung, Börsig solle abtreten – und dies schon seit der verunglückten Suche nach einem Nachfolger für Ackermann vom letzten Mai. Der dafür zuständige Börsig verschlampte die Frage und präsentierte nur einen Kandidaten: sich selber. Der Aufsichtsrat akzeptierte nicht und bat stattdessen Ackermann, seinen Vertrag bis 2013 zu verlängern.

Verärgert hat Börsig jene Vorstandsmitglieder, die sich Hoffnungen auf den Job gemacht hatten, wie Insider berichten. Allen voran den Schweizer Hugo Bänziger, Risikochef der Bank und enger Vertrauter Ackermanns, sowie Investment Banker Anshu Jain, der mit seinen Milliardengewinnen ein wichtiger Geldmacher der Bank ist.

Geschickt beherrscht Ackermann das Spiel um die Macht. Laut Quellen in der Deutschen Bank gab es im Vorfeld der Sitzung vom Mai vertrauliche Vorgespräche zwischen Ackermann und Aufsichtsräten. Die gestreute Saat ging auf, als Börsig nur sich selber als Kandidaten vorweisen konnte – Ackermann stehe als CEO weiter zur Verfügung, liessen dann eingeweihte Räte wissen. Als Gegengewicht zu Börsig kann Ackermann nun auch im Sinne seiner Vorstandskollegen Bänziger und Jain agieren – die Börsig, der sie nicht zu CEO-Kandidaten ernennen wollte, keine Träne nachweinen würden.

Hinter den Kulissen zu agieren, hat Ackermann schon bei der Credit Suisse Mitte der neunziger Jahre gelernt. Den Machtkampf gegen Präsident Rainer E. Gut verlor er allerdings. Auch damals suchte Ackermann den Kontakt zu Verwaltungsräten – was ihm als Putschversuch ausgelegt wurde. Als Ackermann 1996 nach Frankfurt wechselte, warnte der damalige Vizepräsident der CS, Helmut Maucher, die Führung der Deutschen Bank persönlich vor Ackermann.