Edeka und Tengelmann halten sich zum Interesse des Schweizer Tegut-Eigners Migros an einer Übernahme von Kaiser's Tengelmannn Supermärkten in Bayern bedeckt. Die beiden Handelskonzerne wollten zunächst die Entscheidung des Wirtschaftsministers zur geplanten Fusion der Edeka- und Kaiser's-Märkte abwarten, erklärten die Sprecher am Montag übereinstimmend. Diese wird für Ende August/Anfang September erwartet. Edeka und Tengelmann wollen nach dem Veto des Kartellamts den Zusammenschluss ihrer Supermärkte mit Hilfe einer Erlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) durchsetzen.
Der Schweizer Handelskonzern Migros hatte am Wochenende sein Interesse an 130 Tengelmann-Geschäften in Bayern bekundet. «Wir möchten ins Bieterrennen einsteigen», sagte Jörg Blunschi, Chef der Migros-Genossenschaft Zürich, der «Schweiz am Sonntag». Damit würden die Schweizer ihre Position auf dem von Preiskämpfen bestimmten deutschen Lebensmittelmarkt ausbauen. Die Züricher Genossenschaft des Migros-Konzerns hatte 2012 die rund 290 Lebensmittelmärkte der hessischen Tegut übernommen.
Verkauf von 451 Filialen
Eigentlich wollte Tengelmann sich von Kaiser's trennen und bundesweit 451 Supermärkte an den Rivalen Edeka verkaufen. Doch das Kartellamt hat die Grossfusion untersagt, da es eine erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs befürchtet. Dies wäre vor allem in ohnehin stark konzentrierten regionalen Märkten wie Berlin, München, Oberbayern und Nordrhein-Westfalen der Fall gewesen.
Der von den Unternehmen angebotene Verzicht auf gut 100 der 450 Kaiser's-Standorte hatte die Bedenken der Kartellwächter nicht zerstreuen können. Denn die Standorte seien oft in Märkten gelegen, in denen das Kartellamt gar kein wettbewerbliches Problem gesehen habe oder es habe sich um Filialen gehandelt, die ohnehin geschlossen werden sollten, wie Kartellamtschef Andreas Mundt erklärte.
Tengelmann droht Zerschlagung
Auch Konkurrent Rewe will die Kaiser's-Übernahme durch Edeka mit allen Mitteln verhindern. «Es wäre ungesund für den Wettbewerb, wenn Edeka Kaiser's übernehmen dürfte», hatte Rewe-Chef Alain Caparros im Reuters-Interview jüngst gesagt. Er brachte unter anderem einen Einstieg von Migros ins Spiel.
Sollten Edeka und Tengelmann mit ihrem Anliegen scheitern, dürfte die defizitäre Kaiser's Tengelmann-Supermarktkette mit ihren knapp 16’000 Mitarbeitern zerschlagen werden. Caparros hatte dazu erklärt, es sei abwegig, zu argumentieren, es gingen 16’000 Arbeitsplätze verloren, wenn die Übernahme platze. Rewe wäre in diesem Fall bereit, sich in die Bresche zu werfen.
(reuters/ccr)