Carsten Koerl, Tech-Unternehmer aus St. Gallen, will es nochmals wissen. Einen ersten Börsengang hat er bereits mit Erfolg durchgezogen (Bwin), nun setzt er zum nächsten Ding an.

Und die Dimensionen dieses «Ding» sind für Ostschweizer, ja europäische Verhältnisse, höchst ungewöhnlich. Seine Sporttechfirma Sportradar soll nämlich 9 bis 10 Milliarden Dollar wert sein.

Eines der wertvollsten Unternehmen in der Sportwelt

Das geht aus Informationen aus den USA hervor. Das Sportbusiness-Portal Sportico meldet diese Woche, die Ostschweizer Firma sei bei Verhandlungen mit einem SPAC-Firmenvehikel (Special Purpose Acquisition Company) entsprechend bewertet worden.

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Offenbar bestand diesen Frühling darüber eine Einigkeit, festgehalten sind die Zahlen in einer Absichtserklärung mit Involvierten. Mit der Umsetzung dieses Plans wäre Sportradar eines der wertvollsten Unternehmen der internationalen Sportwelt geworden.

Dieser Tage aber ist das Going Public via ein SPAC-Vehikel abgeblasen worden, heisst es. Der Hintergrund: Im Winter verhandelten offenbar Koerl mit Todd Boehly, dem milliardenschweren Besitzer das Baseballteam der Los Angeles Dodgers und ehemaliger CS-Kadermann. Im Frühling sind dann die Verhandlungen mit Boehly und Drittinvestoren verlängert worden. Dieser Tage hat man offenbar die Verhandlungen abgeblasen. Auch deshalb, weil der SPAC-Boom in den USA abgeschwächt hat. 

Börsengang von Sportradar

Das Schweizer «Unicorn» macht eine Kehrtwende: Es will nun doch nicht über eine Spac an die US-Börse gelangen - sondern geht den normalen Weg.

Nun soll Sportradar einen gewöhnlichen Börsengang anstreben. Die Vorbereitung dürfte einige Monate in Anspruch nehmen. Angepeilt wird wohl ein IPO an der Tech-Börse Nasdaq in New York. Mit an Bord der Vorbereitung sind, heisst es in den USA, die Investmentbanken Morgan Stanley und J. P. Morgan, in der zweiten Linie steht die Schweizer Grossbank UBS.

Sportradar – von fünf Mitarbeitern auf 3000

Elektroingenieur Carsten Koerl hat Sportradar 2003 gegründet, damals war es ein Fünf-Mann-Betrieb. Heute sind bei der diskreten Ostschweizer Firma gegen 3000 Mitarbeitende angestellt. Sportradar gilt als eine der grossen Wachstumsgeschichten der Schweiz. Mit der Techfirma, die einen schier unendlichen Datenfundus in allen erdenklichen Sportarten hat, entwickelt Koerl Digitalprodukte fürs globale Wettgeschäft, dazu Medienprodukte aus der Sportwelt. 

Koerl, selber leidenschaftlicher Sportler, ist in der Branche bestens vernetzt. Investoren und Botschafter der Firma sind Michael Jordan, die milliardenschwere Basketball-Legende oder Milliardär Marc Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks.

Die zehn Milliarden, die nun in den USA rund um die SPAC-Diskussion genannt werden, sind eine Überraschung, in der Vergangenheit war bei Sportadar über einen Wert von 6 bis 8 Milliarden spekuliert worden. Koerl selber hat sich nie zu einem möglichen Börsengang oder einer Bewertung geäussert. Klar ist aber, dass sein Fokus den USA gilt. Dort hat Sportradar eine Grossoffensive gestartet.