Die Liste der BILANZ-100-Unternehmen zeigt, welche Firmen sich in den vergangenen Jahren am besten gehalten haben. Anleger, die an einem Aktieninvestment interessiert sind, wollen aber vor allem wissen, wie sich die Aktienkurse dieser Unternehmen in der Zukunft entwickeln werden. Eine grosse Rolle spielt dabei das Risikoprofil: Wie reagieren die Titel in fallenden Märkten? Wie stark wirken sich schlechte Nachrichten auf den Aktienkurs aus? Die Firma Screener, verantwortlich für die Auswertung der BILANZ 100, hat für diesen Zweck ein Instrument entwickelt, das diese Merkmale misst (siehe Grafik unten).
Eklatante Unterschiede im Risikoprofil weisen die im SMI kotierten Chemiekonzerne auf. Lonza und Ciba tummeln sich in der so genannten Risk-Map links unten im risikoarmen Bereich. Weit abgeschlagen ist dagegen der Spezialitätenchemie-Konzern Clariant. Vor allem auf schlechte Nachrichten reagieren die Clariant-Titel sehr sensibel. Bernd Pomrehn, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), findet das nicht überraschend: «Zum einen ist die Bilanz stark angeschlagen. Zum anderen macht das Unternehmen derzeit keine Angaben zur zukünftigen Strategie. Die weitere Zukunft des Unternehmens ist unsicher, da wird natürlich der Aktienkurs sehr volatil.» Die Konkurrenten Ciba und Lonza stehen vor allem bei der Bilanzstruktur besser da. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital beträgt bei Lonza 70 Prozent. Bei Ciba ist das Eigenkapital gar höher als die Nettoverschuldung. Das Sorgenkind Clariant dagegen weist gegenüber dem Eigenkapital eine dreimal so hohe Verschuldung aus.
Unter den Versicherern macht die Schweizerische Rückversicherungsgesellschaft (Swiss Re) im Risikodiagramm die beste Figur. Auch die Analysten der ZKB empfehlen, Swiss-Re-Aktien anderen Papieren im Sektor vorzuziehen. «Der Vorteil der Swiss Re ist, dass sie hauptsächlich im Nichtlebengeschaft tätig ist – wo heute die Profitabilität der Versicherer herkommt», sagt Eric Güller, Versicherungsanalyst bei der ZKB.
Bei den Finanzinstituten im Swiss Market Index schneidet die UBS im Risikoprofil am besten ab. Konkurrentin Credit Suisse hat in der Börsenbaisse die schlechteren Karten, und Julius Bär reagiert im Vergleich negativer auf Bad News. Unter den Schweizer Pharmariesen gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Obwohl Novartis in der Liste der BILANZ 100 den 10. Platz einnimmt und Roche auf Platz 94 weit hinter sich lässt, wird Roche von schlechten Nachrichten weit weniger erschüttert. Novartis dagegen ist deutlich resistenter gegen eine Börsenflaute.
Der Fels in der Brandung ist nach wie vor Nestlé. Nicht nur bei Analysten geniessen die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns bestes Ansehen. Auch in der Risk-Map nimmt das Unternehmen aus Vevey einen guten Platz ein. Dass Nestlé auch im kommenden Jahr unter den top ten der BILANZ 100 rangieren wird, erscheint also realistisch. Ein Blick auf die mit Abstand schlechteste Position von ABB lässt dagegen vermuten, dass das Unternehmen auch 2004 den Sprung in die Liste der 100 besten Schweizer Unternehmen nicht schaffen wird.