Die Aktie von Julius Bär fällt am Montag im frühen Handel um 2,4 Prozent zurück. Zum Vergleich: An diesem nicht gerade euphorischen Handelstag fällt der Swiss Leader Index(SLI), dem die Aktie der Privatbankengruppe angehört, nur leicht um 0,07 Prozent. 

 

Die Märkte trauen den neuesten Nachrichten von der heute weltumspannenden Zürcher Traditionsbank also nicht so recht. Am Morgen hatte der Verwaltungsrat bekannt gegeben, dass Philipp Rickenbacher am 1. September neuer CEO wird. Die Börsenreaktion zeigt: Die erste Aufgabe von Rickenbacher wird es sein, überhaupt erstmal Vertrauen zu gewinnen.

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Der derzeitige CEO Bernhard Hodler, der im November 2017 den Führungsposten übernahm und somit weniger als zwei Jahre lang Bankchef gewesen sein wird, schaffte dies nicht. Hodler war allerdings, und dies ist lange Zeit gar nicht so klar kommuniziert worden, offenbar vor allem ein Übergangschef.

Collardi hinterlässt «Wildwuchs»

Schwerer noch als die Hodler-Jahre wiegen die acht Jahre, in denen Boris Collardi die Bank geführt hatte. Collardi hatte die Bank massiv in Richtung Wachstum getrieben, vor allem auch in den Schwellenländern und den so genannten Frontier-Märkten. Auch suchte sich Julius Bär eine Nische in weniger wachstumstarken Regionen von Industrieländern.

Julius Bär kämpft in der Folge der Expansionspolitik mit hohen internen Kosten. Unter Holder verlangsamte sich der Geldzufluss zum Vermögensverwalter. 2018 war ein schwieriges Jahr, auch deswegen, weil Rechtsfälle beigelegt werden mussten und Julius Bär Kunden loswerden musste, die für die Reputation der Bank nicht gut waren. Ausserdem verliessen hochkarätige Teams die Bank in Richtung von Konkurrenten. Im vergangenen Februar wurden die Mittelfrist-Ziele gesenkt und ein Sparprogamm aufgelegt.

Aus Sicht der Zürcher Kantonalbank (ZKB)muss das Collardi-Erbe weiter kritisch umgestaltet werden, aber nicht mit massiven Brüchen: "Nach den Jahren des Vollgaswachstums, um nicht zu sagen des Wildwuchses unter Hodlers Vorgänger Collardi erachten wir es für vernünftig, dass nicht gleich wieder eine Revolution angezettelt wird." Collardi war umstritten und sorgte schliesslich auch mit seinem Abgang im November 2017 noch für gemischte Schlagzeilen: Er ging als Partner zur kleineren Genfer Bank Pictet, ein vornehmes Geldhaus, die in direkter Konkurrenz zu Julius Bär steht. 

Am Aktienkurs sieht man dies auf den ersten Blick nicht an. Seit Jahresbeginn hat die Aktie schon 27 Prozent zugelegt und gehört damit zu den Top-Aktien am Schweizer Markt. In der längeren Betrachtung sieht das ganze aber weniger gut aus: Nach der Ernennung Hodlers Ende November 2017 stieg der Kurs auf ein Mehrjahreshoch bei 65,40 Franken. Von da an fiel er fast kontinuierlich und halbierte sich bis Ende 2018. 

So gesehen hat die Aktie seitdem nur besser als andere - vor allem andere Finanztitel - aufgeholt. Wie die ZKB aber schreibt, könnte der Kurs gerade wegen der nötigen Aufräumarbeiten in nächster Zeit eher stagnieren, also weiter nach oben schiessen. Die ZKB behält die Aktie auf «Marktgewichten».

Auch die Bank Vontobel zeigt sich in einem ersten Kommentar nicht euphorisch. Julius Bär erwähne, dass Rickenbacher die Strategie des aktuellen CEO Hodler "beschleunigen" werde: "Dies könnte einen noch stärkeren Fokus auf die Marktabdeckung bedeuten", schreibt Vontobel. Das Vontobel-Rating für Julius Bär bleibt bei "Hold".

Interner Kandidat, nicht Khan

Der künftige CEO Rickenbacher arbeitete urprünglich für das Beratungsunternehmen McKinsey und ist seit 15 Jahren bei Julius Bär. Im Moment leitet der 48-Jährige die Abteilung für Intermediaries und Custody. Julius Bär wählt also keinen externen Nachfolger für Hodler - dem Vernehmen nach hat es auch Kandidaten von aussen gegeben.

In den vergangenen Tagen hatte es Gerüchte gegeben, dass Iqbal Khan neuer Chef der Bank werden könnte. Der bisweilen als «Starbanker» gepriesene Khan hat vor wenigen Tagen einen Top-Posten im Private Banking der Credit Suisse verlassen. Dass ein «Eigengewächs» an die Julius-Bär-Spitze kommt, kommentiert die ZKB so: «Der Nachteil einer internen Lösung könnte sein, dass eventuell nötige Aufräumarbeiten nicht so konsequent angegangen werden wie dies ein neuer Chef von ausserhalb womöglich tun würde.»

Auch eine externe Lösung hätte Problempotential mit sich gebracht, wie die ZKB weiter schreibt. Ein Chef, der von Aussen kommt, könnte das operative Geschäft allerdings auch belasten: «Die externe Lösung birgt aber erfahrungsgemäss oft die Gefahr, dass der Neue sich die erste Zeit vornehmlich damit beschäftigt, eigene Gefolgsleute in Stellung zu bringen», schreibt die ZKB.

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